Sie sind hier:

Der Senator für Kultur

Der Künstlerkatalog "Beinahe Stillstand" von Claudia Krentz als Antwort auf die Coronakrise

20.12.2021

"Jeden Tag eine möglichst schnelle und eher experimentelle Zeichnung auf Spaziergängen und zuhause, in Arztpraxen oder an Orten, an denen ich mich bewegen kann und darf - digital mit Smartphone oder analog mit Stift und Papier!"
Mit dieser Herausforderung reagierte die Bremer Bildhauerin und Zeichnerin Claudia Krentz im März des Jahres 2020 auf Coronakrise und "Kontaktsperre" und stellte die so entstandenen Werke täglich auf ihrer Homepage ins Netz. "Im Laufe der Wochen und mit den Lockerungen ab Mai veränderte sich meine Arbeitsweise, wurde zeitintensiver und drei Bronzen, die ich liebevoll ‚meine Corona-girls‘ nenne, sind entstanden."

Dezember-Nebel. Eine 2020 entstandene digitale Zeichnung. Foto: Claudia Krentz
Dezember-Nebel. Eine 2020 entstandene digitale Zeichnung. Foto: Claudia Krentz

Mithilfe des Stipendienprogramms vom Senator für Kultur konnte sie ihr Projekt "Unwirkliche Zeiten" fortsetzen und neue Möglichkeiten weiterentwickeln (u.a. auch der digitalen Zeichnungen) und schließlich den Künstlerkatalog "Beinahe Stillstand - Zeichnungen und Plastiken einer surrealen Zeit 2020/2021" herstellen. "Ein Buch, das gleichzeitig auch die schwierigen beruflichen Situationen von Künstlerinnen und Künstlern zwar nicht thematisiert, aber dennoch andeutet: die fehlenden Ausstellungen, die fehlenden direkten Gespräche mit Menschen und auch ihre Kopplung an Verkäufe."

Claudia Krentz ist Bildhauerin und Zeichnerin. Foto: Claudia Krentz
Claudia Krentz ist Bildhauerin und Zeichnerin. Foto: Claudia Krentz

Claudia Krentz ist freischaffende Künstlerin im Bereich Bildhauerei, Zeichnung und Gestaltung. Über ihre Zeichnungen für den entstanden Katalog sagt sie selber: "Hinter jeder Zeichnung verbirgt sich eine Geschichte, die ich erzählen könnte – für alle, die die Bilder betrachten, fügt sich wiederum noch eine eigene Geschichte hinzu, eine Geschichte, die er oder sie damit verbindet." So schreibt sie in ihrem Katalog auch nicht selber zu den Bildern, sondern die Kunsthistorikerin Britta Petersen trägt eine Analyse bei mit einem Blick als "Schauende, die Worte findet, für das, was sie sieht und die – wie die Künstlerin – seit März 2020 etwas erlebt hat, was wahrscheinlich nicht nur sie nie für möglich gehalten hätte."

"Die Figuren sind in ihrer Raum-Körper-Konstellation derart psychologisiert, dass der Schmerz der Einsamkeit sich auf jedem einzelnen Blatt konzentriert" (Zitat Petersen zur Serie Lonesome). Foto: Claudia Krentz
"Die Figuren sind in ihrer Raum-Körper-Konstellation derart psychologisiert, dass der Schmerz der Einsamkeit sich auf jedem einzelnen Blatt konzentriert" (Zitat Petersen zur Serie Lonesome). Foto: Claudia Krentz

Das Erleben und der Umgang mit der Corona-Pandemie sind ein zentrales Thema in den Arbeiten von Claudia Krentz. Die veränderten Bedingungen und eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten spiegeln sich in diesen Bildern wieder. So bleiben die zentralen Themen ihrer künstlerischer Arbeit Körperlichkeit und (seelische) Dynamik ein weiterhin wichtiger Bestandteil ihrer künstlerischen Fragen. Doch wird die Natur zu einem immer zentraleren Ort zwischenmenschlicher Begegnungen und wo sonst menschliche Figuren Bewegung verkörperten, treten vermehrt Bäume, Pflanzen, Blüten und andere stille Dinge an ihren Platz. "Mit dem Abschluss in Form eines Buches ist gleichzeitig eine Fortsetzung mit neuem Beginn eingeläutet. Viele Themen werden uns nachhaltig weiter beschäftigen. Und damit meine ich nicht allein das Virus, sondern auch die Folgen. Die Einsamkeit und die Folgen nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für ältere Menschen, werden erst jetzt stärker thematisiert. Meine Bildserie ‚Lonesome‘ wird also noch lange aktuell sein; die neu entdeckte ‚Natur‘ hoffentlich auch", so beurteilt Claudia Krentz ihre Arbeit im Rückblick.

Die Coronakrise bringt die Künstlerin zu kreativen Ideen, um den fehlenden Ausstellungsmöglichkeiten zu entgehen. Es entsteht die "Flaschenpost-Ausstellung". Foto: Kultur
Die Coronakrise bringt die Künstlerin zu kreativen Ideen, um den fehlenden Ausstellungsmöglichkeiten zu entgehen. Es entsteht die "Flaschenpost-Ausstellung". Foto: Kultur

Neben den digitalen Veröffentlichungen waren die Arbeiten von Claudia Krentz bereits im September 2020 in einer kurzen, eingeschränkten Ausstellung während "der anderen langen Nacht der Museen" in Koblenz zu sehen. Die Resonanz dort und per Mail war überaus positiv. "Das Kunstwerk braucht das direkte Publikum und nicht allein den einsamen Betrachter am Monitor. Deutlicher denn je trat zutage, wie wichtig eine direkte Kommunikation ist, in Form von Gesprächen zwischen Publikum und Kunstschaffenden. Das gilt ebenso für den Austausch unter den Besuchern und Besucherinnen", stellt die Künstlerin fest und hat sich vor diesem Hintergrund noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um ihre Werke der Welt zu präsentieren: die "Flaschenpost-Ausstellung Irreale Zeiten".

Das ist genauso gemeint wie es klingt. Vor dem Hintergrund mangelnder Ausstellungsmöglichkeiten verteilte Claudia Krentz Flaschen in Meer und in Flüsse, die sie mit einem Kunstwerk mit einem Anschreiben versah und manchmal auch mit einem USB-Stick unbekannten Inhalts. Zusammen mit dem entstandenen Künstlerkatalog zeigt Claudia Krentz mit ihrem Projekt also sehr beeindruckend, wie Künstler kreativ auf die großen Einschränkungen der Pandemiezeit reagieren können. "Mein Projekt der Flaschenpost-Ausstellung hat gerade erst seinen Anfang genommen", so Krentz. "Es ist eine Erfindung, die auf Einschränkungen beruht und völlig neue Dimensionen eröffnen kann. Mich haben schon jetzt einige Begegnungen und Briefe überrascht. Meine gesteckten Ziele für dieses Projekt und dem damit verbundenen Stipendium habe ich mehr als erreicht."

Weitere Informationen zur Künstlerin und dem Projekt gibt es unter: www.claudia-krentz.de
Hier kann auch der Künstlerkatalog "Beinahe Stillstand - Zeichnungen und Plastiken einer surrealen Zeit 2020/2021" für 19,80 Euro+Porto oder im Buchladen im Ostertor erworben werden.

Videos zur Flaschenpost-Ausstellung auf dem Youtube-Channel: www.youtube.com/channel/UCauEhS34l_4fL-ZTSvtvLCQ

Hintergrund

Diese Pressemitteilung ist Teil einer Serie, in der über die Projekte der Künstler informiert wird, die über das Corona-Stipendienprogramm des Senators für Kultur finanziert werden. In dieser Reihe bereits erschienen sind:

  1. Filmprojekt "Die Frauen aus der Schokoladenfabrik" von Orhan Calisir
  2. Ausstellung "intrrra-// interrrkorporal" von Sarah Lüdemann
  3. Buchprojekt "Ilmpark" von Anke Bär
  4. Fotoband und Videofilm "309 – Ein fotografischer Streifzug durch den Bremer Südosten" von Martin Koroscha
  5. Ausstellung "Selbst" von Lukas Klose
  6. Künstlergespräche mit Anna Stankiewic
  7. Transnationales Kunstprojekt "Beyond:Walls" von Jospehine Bruse
  8. Stipendienprogramm des Kultursenators ermöglicht Ann-Kathrin Tietjes Tanzvideo "House of good Power"
  9. Vier Kurzdramen von Markus Herlyn kommen durch die Stipendienförderung des Senators für Kultur auf die Bühne
  10. Ein märchenhafter Streifzug durchs Viertel in Bremen
  11. Der Künstlerkatalog "Beinahe Stillstand" von Claudia Krentz als Antwort auf die Coronakrise
  12. Jutta Reichelt erkundete mittels des Stipendienprogramms Grenzen von Literatur und Inklusion

Ansprechpartner für die Medien:
Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: werner.wick@kultur.bremen.de