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Senatskanzlei

Bremen und Ostasien – eine spannende Beziehungsgeschichte

17.01.2001


Zum 100jährigen Geburtstag macht sich der Ostasiatische Verein ein Geschenk


Geburtstagskinder dürfen sich auch einmal selber ein Geschenk machen. Der Ostasiatische Verein in Bremen jedenfalls hat sich zu seinem 100. Geburtstag ein dickes Buch spendiert. Doch mit der brandneuen Publikation, vorgelegt am heutigen Ehrentag, hat die traditionsreiche bremische Vereinigung nicht nur sich selbst eine Freude gemacht. Denn der 320-seitige Band mit dem Titel „Bremen-Ostasien“ ist weit mehr als eine Jubiläumsschrift: Er schließt eine Forschungslücke und bietet zugleich einen profunden, informativen Wissenshintergrund zu mehreren Ausstellungen in bremischen Museen zum Schwerpunktthema Bremen und Asien. 60 Autoren haben sich an dieser Zusammenschau beteiligt - und es sind bei weitem nicht nur ausgewiesene Bremen-Historiker, die zur Feder gegriffen haben. Gerade die Erinnerungen der ostasiatischen Pioniere, die Beiträge der Akteure und die ausgezeichnete Illustrierung machen dieses Buch zu einer bereichernden Lektüre.


Erste bremische Handelskontakte mit dem asiatischen Raum gehen ins 18. Jahrhundert zurück. Geknüpft hat sie der Kaufmann und spätere Reeder Carl Philip Cassel. Ihm gelang die erste direkte Handelsexpedition zum Fernen Osten. 1784 kehrte sein „Präsident von Bremen“ mit einer Ladung Zinn, Pfeffer, Kaffee und Tee in die Heimat zurück. Wirklich bedeutsam freilich wurden die Beziehungen zwischen der Hansestadt und Fernost Mitte des 19. Jahrhunderts. Namhafte Bremer Handelshäuser wie Melchers, Gildemeister oder Grösser knüpften mit China, Japan oder Singapur direkte Handelsbeziehungen, gründeten eigene Niederlassungen und konsularische Vertretungen. Regelmäßige Liniendienste nach Asien wurden eingerichtet und brachten die Bremer zunehmend in Berührung mit Reis, Tee, Gewürzen oder Kokosprodukten. Die deutschen Kriegserklärungen und –niederlagen im Ersten und Zweiten Weltkrieg setzten dem bremischen Engagement zweimal ein abruptes Ende; nur mühsam konnten die Handelsbeziehungen wieder aufgenommen werden.


Das Buch beleuchtet dieses Kapitel bremischer Handelsbeziehungen ausführlich, stellt die Handelshäuser und deren Geschichte vor. Doch es spannt auch den Bogen in die Gegenwart und stellt die heutigen Beziehungen Bremens in den aktuellen Zusammenhang. Noch immer ist Nordamerika die wichtigste bremische Handelsregion in Übersee – doch kommen mittlerweile jedes dritte Auto und jeder sechste Container, die in den bremischen Häfen umgeschlagen werden, aus Asien oder sind für den Markt dort bestimmt. In einem gesonderten Teil des Buches „Bremer in Ostasien an der Schwelle zum dritten Jahrtausend“ zeigen Akteure und Augenzeugen auf, wie sie die Umbrüche und den rasanten Wandel in Shanghai uns Seoul, in Manila oder Tokio erleben und einordnen.


„Wir haben versucht, den Wandel in den Beziehungen zu Ostasien zu rekonstruieren, Vergangenes und Gegenwärtiges gegenüberzustellen“, so Hartmut Roder, der Herausgeber des Buches. Dies lässt sich in über 70 ganz unterschiedlichen, facettenreichen Beiträgen aus Wirtschaft, Politik und Kultur nachvollziehen. Und natürlich ist dem Ostasiatischen Verein ein eigenes Kapitel gewidmet, dessen hundertjähriger Geburtstag ja den Ausschlag zu diesem Buch gegeben hat. 1901 von 12 Bremer Kaufleuten gegründet, „um die gemeinsamen Erinnerungen an die Zeit im Fernen Osten zu bewahren“, ist der OAV mit rund 400 Mitgliedern noch heute aktiv. Er ist unter dem Vorsitz des weitgereisten Teekaufmannes Arend Vollers ein Sammelpunkt der Interessen für Ostasien in Bremen. Zugleich bemüht sich der Verein um vielfältige kulturelle Aktivitäten und setzt sich dafür ein, dass insbesondere bei jungen Menschen das Interesse für Asien geweckt und gefördert wird.


Das Buch „Bremen-Ostasien. Eine Beziehung im Wandel. 100 Jahre Ostasiatischer Verein“ ist im Hauschild-Verlag erschienen und kostet 68 Mark.