31.05.2005
Sonderausstellung im Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Eine Segelyacht ist bei schwerem Sturm auf eine Sandbank in der Nordsee getrieben, die drei Besatzungsmitglieder drohen zu ertrinken. Ein Rettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger kämpft sich durch die haushohen Wellen und birgt mit seinem Tochterboot die Schiffbrüchigen. Ein Fischkutter treibt brennend in der Ostsee. Ein Kreuzer der DGzRS kommt ihm zur Hilfe, löscht das Feuer und schleppt den Fischer in den sicheren Hafen. Das sind zwei Beispiele für die jährlich 2.500 Einsätze der deutschen Seenotretter, bei denen allein im letzten Jahr 1.200 Menschen in akuter Gefahr geholfen wurde. In diesem Jahr feiert die DGzRS, die ihren Sitz in Bremen hat, ihren 140. Geburtstag. Das Bremer Focke-Museum, das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, hat das Jubiläum dieser traditionsreichen bremischen Institution zum Anlass genommen, eine große Sonderausstellung zu organisieren. Es ist die erste große kulturgeschichtliche Ausstellung zur Seenotrettung in Deutschland. Die Präsentation läuft bis zum 3. Oktober 2005.
Die umfangreiche Schau behandelt auf rund 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und im weitläufigen Park des Museums viele Aspekte von Schiffbruch und Rettung. Zahlreiche Exponate zeigen die Entwicklung der deutschen Seenotrettung, ihre Methoden, Geräte und Boote sowie die Geschichte der DGzRS von der Gründung bis heute. Die Objekte reichen von Wrackteilen – den stummen Zeugnissen des Schiffbruchs – über die alten und modernen Rettungsmittel und anschauliche Dioramen bis zu einer ganzen Modell-Flotte von Seenotrettungskreuzern. Auch in der Kunst zählt Seenot zu den großen Menschheitsthemen. Das dokumentiert eine Reihe von Ölgemälden aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, die als Leihgaben aus ganz Deutschland gekommen sind.
Hördokumente, Filme, ein Kino und PC-Stationen ergänzen die Präsentation. Eine besondere Attraktion ist ein interaktiver Simulator: Von einem nachgebauten Fahrstand eines Rettungskreuzers aus können die Besucherinnen und Besucher auf einer Großleinwand einen virtuellen Rettungseinsatz in einem Seegebiet südlich von Pellworm individuell steuern. Die Stimme Otto Sanders gibt ihnen die notwendigen Kursangaben. Im Park des Museum sind drei originale Rettungsboote aus verschiedenen Jahrzehnten zu sehen, unter ihnen das Ruderrettungsboot „Fürst Bismarck“ aus dem Jahre 1890. Auch der erste deutsche SAR-Hubschrauber kann in Augenschein genommen werden. Ein umfangreiches Rahmenprogramm für die ganze Familie mit Vorträgen, Filmen, Musik, Modellvorführungen und Schiffsfahrten begleitet die Ausstellung.
Die Initiative kam aus Bremen
Schiffbruch zu erleiden und in Sturm und Wellen unterzugehen, sind Ängste der Menschen, seitdem sie die Meere befahren. Über viele Jahrhunderte war der Seefahrer bei Sturm und Schiffbruch seinem Schicksal überlassen. Mitte des 19. Jahrhundert gab es in der Nordsee mehrere schreckliche Schiffsstrandungen mit großen Menschenverlusten. Sie machten deutlich, dass es - im Gegensatz zu Großbritannien und den Niederlanden - an der deutschen Küste keinerlei Mittel gab, den vom nassen Tod bedrohten Menschen zu helfen. Nachdem sich daraufhin einige regionale Rettungsvereine gebildet hatten, kam aus Bremen die Initiative, einen nationalen Rettungsverein für die gesamte deutsche Nord- und Ostseeküste zu gründen. Am 29. Mai 1865 war die Gründungsversammlung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Kiel. Erster Vorsitzer wurde der Bremer Kaufmann und Reeder H. H. Meier, wodurch auch der Sitz der Rettungsgesellschaft nach Bremen kam. Seitdem sind 140 Jahre vergangen und die DGzRS hat in dieser Zeit mehr als 72.000 Menschenleben gerettet.
Die DGzRS gilt als Deutschlands älteste Bürgerinitiative. Völlig ohne staatliche Unterstützung, alleine durch ihre mehr als 330.000 Fördermitglieder und die bekannten Sammelschiffchen finanziert, leistet sie mit 185 fest angestellten und 800 freiwilligen Rettungsmännern und –frauen auf 20 hochmodernen Rettungskreuzern und 41 Seenotrettungsbooten ihren Dienst an Nord- und Ostsee. Daneben betreibt die DGzRS die deutsche SAR-Zentrale und koordiniert damit Seenotrettungseinsätze weltweit.
Das Focke-Museum, Schwachhauser Heerstr. 240, ist geöffnet:
Di 10.00 – 21.00 Uhr
Mi bis So 10.00 – 17.00 Uhr