Frauen bekommen für ihre Arbeit weiterhin deutlich weniger Geld als Männer. Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern schließt sich in Deutschland nur sehr langsam, seit 2021 stagniert sie sogar. Im Land Bremen liegt der Gender Pay Gap mit 19 Prozent etwas höher als der Bundesschnitt von 18 Prozent. Um auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam zu machen, gibt es mit dem Equal Pay Day jährlich einen Aktionstag, der in diesem Jahr am Mittwoch, 6. März, stattfindet.
Frauen mit Migrationsgeschichte besonders benachteiligt
Menschen werden bei der Bezahlung allerdings nicht nur wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Zwischen Beschäftigten mit und solchen ohne Migrationshintergrund existiert ebenfalls eine Lohnlücke, die sich teilweise mit dem Gender Pay Gap überschneidet: Der sogenannte Migration Pay Gap ist noch wenig erforscht, zeigt aber, dass insbesondere Frauen mit Migrationsbiografie im Hinblick auf die Bezahlung benachteiligt sind. So verdienten sie im Jahr 2023 in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 13 Prozent weniger als Frauen ohne Migrationsbiografie. Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm: "Für Bremen liegen bisher keine aussagekräftigen Daten zu den Verdienstunterschieden zwischen Erwerbstätigen mit und ohne Migrationsbiografie vor. Das muss sich dringend ändern. Der Migration Pay Gap muss detailliert erhoben und aufgeschlüsselt werden und insbesondere auch gendersensible Daten liefern, damit deutlich wird, wo die Ursachen liegen und welche Maßnahmen die Benachteiligung gezielt verbessern können."
Schlechte Bezahlung, wenig Absicherung
Bettina Wilhelm weiter: "Jobs, in denen vorrangig Frauen beschäftigt sind, werden schlechter bezahlt – darauf weisen wir seit Jahren hin. Diese Berufe müssen unbedingt finanziell aufgewertet werden. Frauen mit Migrationsgeschichte sind in diesen Bereichen besonders oft beschäftigt. Viele arbeiten im Niedriglohnsektor unter prekären Arbeitsbedingungen beispielsweise in den Berufsfeldern Reinigung und Gastronomie. Zudem üben laut dem Bericht 2023 zum Integrationsmonitoring der Länder in Deutschland 14,5 Prozent der Frauen mit Migrationsgeschichte eine geringfügige Beschäftigung aus, sind also Minijobberinnen. Auch hier gibt es einen deutlichen Abstand zu Frauen ohne Migrationshintergrund: Von ihnen sind nur 8,4 Prozent als geringfügig Beschäftigte tätig. Beschäftigte in Minijobs haben keine soziale Absicherung. Das bedeutet unter anderem, dass sie keine Rentenbeiträge zahlen und im Falle eines Jobverlusts kein Arbeitslosengeld bekommen. Übrigens: Frauen mit Migrationsgeschichte sind laut des Monitorings im Schnitt zweieinhalbmal häufiger geringfügig beschäftigt als Männer mit Migrationsgeschichte. Hier sehen wir also auch einen deutlichen Geschlechterunterschied."
Weniger Bürokratie, zügigere Verfahren
Bettina Wilhelm: "Um das Migration Pay Gap zu schließen benötigen wir zudem unbedingt Maßnahmen, um Frauen mit Migrationsbiografie dabei zu unterstützen, in eine Beschäftigung zu kommen, die ihrer Qualifikation entspricht oder diese verbessert. Entscheidend ist hierbei unter anderem die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Die Bremer Politik muss sich auf Bundesebene für den Abbau von Bürokratie und für zügigere Verfahren einsetzen – auch im Hinblick auf die Fachkräftesicherung. Wenn ausgebildete Frauen mit Migrationsgeschichte nicht in ihren erlernten Berufen arbeiten, werden nicht nur die Frauen strukturell benachteiligt, sondern es bleibt auch dringend benötigtes Potenzial für den Arbeitsmarkt unerschlossen. In die Bremer 'Landesstrategie Geschlechtergerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt und Entgeltgleichheit' müssen daher auch spezielle Maßnahmen integriert werden, die sich direkt an Frauen mit Migrations- und Fluchtbiografie richten."
ZGF-Initiative "Vielfalt vor!"
Die Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) legt mit ihrer Initiative "Vielfalt vor! – Frauen | Migration | Arbeit" einen Fokus auf die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Migrations- und Fluchtbiografie. Ziel des Arbeitsschwerpunktes ist es, auf verbesserte Strukturen hinzuwirken, die qualifizierten Frauen mit Migrationshintergrund Zugang zu Beschäftigungen ermöglichen, die ihren beruflichen Vorerfahrungen und Qualifikationen entsprechen.
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