Das Aus- und Fortbildungszentrum für den bremischen öffentlichen Dienst (AFZ) und die Bremer Heimstiftung kooperieren erstmals miteinander. Gemeinsam erleichtern sie Geflüchteten den Einstieg in den Pflegeberuf.
13 junge geflüchtete Menschen haben am 2. Oktober 2018 in der Schule für Altenpflege Bremen-Ost der Bremer Heimstiftung eine Altenpflegehilfeausbildung begonnen. Damit eröffnet sich für sie eine berufliche Perspektive, die es in Bremen bisher nicht gab. Denn geflüchtete Menschen haben keinen Anspruch auf einen Bildungsgutschein und damit auf die Finanzierung einer solchen Ausbildung. „Bisher standen wir vor einem Dilemma. Obwohl ein großer Bedarf an qualifizierten Pflegekräften für die Versorgung alter Menschen besteht und viele Geflüchtete ein hohes Interesse an einer Ausbildung in der Altenpflege haben und auch eigentlich dazu geeignet sind, konnten die bereitgestellten Plätze nicht besetzt werden - aufgrund fehlender Zugangsvoraussetzungen für eine einjährige Einstiegsqualifizierung (EQ) als Vorbereitung für einen gelungenen Übergang in die dreijährige Altenpflegeausbildung,.“ erklärt Holger Wendel, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums für den bremischen öffentlichen Dienst (AFZ). Erst die Zusammenarbeit seiner Behörde mit der Bremer Heimstiftung schaffte Abhilfe: Gemeinsam wurde für diese Zielgruppe eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer*in konzipiert, die u.a. einen zusätzlichen Deutschunterricht beinhaltet. Die Durchführung und Finanzierung der 15-monatigen Ausbildungsmaßnahme wurde durch Beschlüsse des Senats im Rahmen der Ausbildungsplanung 2018 möglich. „Eine Maßnahme, die allen nützt!“, freut sich Bürgermeisterin Karoline Linnert. „Die jungen Geflüchteten bekommen die Chance auf eine berufliche Perspektive und der Standort Bremen braucht dringend mehr qualifizierte Fachkräfte in der Altenpflege. Ein gutes Beispiel für unsere Kampagne ‚Zukunftschance Ausbildung‘, mit der wir die Integration junger Geflüchteter in allseitigem Interesse fördern.“
Koordiniert wird dieses Angebot vom AFZ, die Bremer Heimstiftung stellt die Räumlichkeiten, die Lehrkräfte für den theoretischen Unterricht sowie die Plätze für Praxiseinsätze.Was die Kooperationspartner freut: Bereits in der Testphase wurde die Maßnahme gut angenommen. So ging dem jüngst gestarteten Ausbildungskurs ein Propädeutikum voraus, an dem 15 geflüchtete Frauen und Männer teilnahmen. Im Rahmen dieses Vorkurses erhielten sie nicht nur eine Einführung in die Altenpflege, sondern absolvierten auch ein vierzehntägiges Praktikum in Häusern der Bremer Heimstiftung. Dabei konnten die Schülerinnen und Schüler herausfinden, ob der Beruf der Altenpflegehelferin oder des Altenpflegehelfers etwas für sie ist und lernten gleichzeitig ihren Arbeitsplatz für die kommenden Monate kennen. Anfängliche Zweifel wären schon da gewesen, sagt die Teilnehmerin Lisa Riba. In ihrer Heimat Afghanistan hätte Altenpflege in eigens dazu geschaffenen Einrichtungen schließlich ein negatives Image. „Bei uns leben alte Menschen in der Familie und werden dort auch gepflegt“, erzählt die 29-Jährige. Im Praxiseinsatz habe sie aber erlebt, wie gut es den Bewohnerinnen und Bewohnern gehe. „Man kümmert sich viel, und mir macht es Spaß mit ihnen“, so Lisa Riba.
Wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler hat die junge Frau während der Ausbildung an vier Tagen in der Woche theoretischen Unterricht in der Schule für Altenpflege Bremen-Ost oder Praxisanleitung in den Häusern der Heimstiftung. Samstags wird ein vom AFZ organisierter Deutschkurs besucht. Denn mit dem Abschluss der Maßnahme gilt es das B2-Sprachniveau mit Zertifikat zu erwerben. „Auch wenn für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Start nicht leicht ist – etwa, weil sie Schlimmes erlebt, existenzielle Ängste oder Sprachschwierigkeiten haben –, alle sind sehr motiviert und nehmen das, was wir ihnen vermitteln, gern an“, sagt Hemavathany Steinfatt von der Bremer Heimstiftung, eine der Dozentinnen und Leiterin des Kurses. Eine Haltung, der er großen Respekt zolle, ergänzt Alexander Künzel, Seniorvorstand der Heimstiftung. Er betont: „In Anbetracht der demographischen Entwicklung brauchen wir geflüchtete Menschen in unseren Häusern. Und so liegt es in unserem ureigenen Interesse, dass sie eine gute Ausbildung erhalten.“ Das neue Angebot, welches angelehnt an eine Einstiegsqualifizierung mit 231 Euro im Monat vergütet wird, sei ein erster Schritt, dem weitere folgen können. „Dieser Einstieg ermöglicht den Zugang zur dreijährigen Fachkraftausbildung“, ergänzt Agnes-Dorothee Greiner, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums der Bremer Heimstiftung, unter deren Dach die Schule für Altenpflege angesiedelt ist. Die Lehrkräfte ihrer Schule fänden den „frischen Wind“, den der neue Kurs mit sich bringe, bereichernd. „Durch die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten auch wir einen anderen Blick auf Pflege“, sagt sie.
Noch bis zum 15. November 2018 können interessierte Geflüchtete nachträglich in die Ausbildung einsteigen. Bewerbungen sind zu richten an: susanne.unbehau@afz.bremen.de
Für weitere Informationen stehen Sandra von Atens vom Aus- und Fortbildungszentrum Bremen für den bremischen öffentlichen Dienst unter Tel. (0421) 361-15216 und sandra.vonatens@afz.bremen.de oder Agnes-Dorothee Greiner vom Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung unter Tel. 24 34 410 und agnes.greiner@bremer-heimstiftung.de zur Verfügung.