"Warum nicht mal ein Frauenstreik?", fragt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm angesichts der immer noch klaffenden Lücke von 23 Prozent, die Frauen im Land Bremen weniger verdienen als Männer. Aus Anlass des am Sonntag (18. März) stattfindenden Equal Pay Days, des bundesweiten Protesttags gegen ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, erklärt die Bremer Landesfrauenbeauftragte: "Die Entgelt-Kluft zwischen Männern und Frauen ändert sich wenig bis gar nicht. Dabei sind die Ursachen dieser Riesen-Lücke längst klar und in der Empörung darüber sind sich auch die meisten einig. Aber das reicht offenbar nicht. Deshalb sollten Frauen gemeinsam ein deutliches Zeichen setzen, dass sie diese Ungerechtigkeit nicht länger hinnehmen wollen." Wilhelm verweist auf den spanischen Frauenstreik am 8. März, der weite Teile des Landes lahmgelegt hatte. "Es muss auch hier sehr viel klarer als bisher werden, wie unverzichtbar und wertvoll die Arbeit von Frauen ist – und wie unterbezahlt. Wir brauchen neuen Schwung – nicht in der Debatte, sondern in der Anstrengung, endlich die bittere Realität zu ändern!"
Gender Pay Gap unverändert
Deutschlandweit liegt der so genannte Gender Pay Gap, die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen, wie im Vorjahr bei 21 Prozent. In Bremen beträgt er unverändert 23 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt). Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und in schlechter bezahlten Jobs der Dienstleistungs- und Care-Branchen, sie unterbrechen ihre Erwerbsarbeit weit häufiger als Männer für Erziehungs- und Pflegearbeit und haben mit all dem schlechtere Karrierechancen und damit deutlich weniger Führungspositionen inne. Wenn diese strukturellen Faktoren unberücksichtigt bleiben und nur Entgelte gleichwertiger Tätigkeiten verglichen werden, bleibt der so genannte bereinigte Gender Pay Gap, der laut Statistischem Bundesamt bei sechs Prozent liegt. "Auch das ist unverändert ein Riesen-Aufreger: Dass eine Frau sechs Prozent weniger als ein Mann verdient, nur weil sie eine Frau ist", so Bettina Wilhelm.
Sorgeberufe endlich aufwerten
Neben einer Veränderung von Unternehmenskulturen, die immer noch Präsenz als Leistung hochhalten, flexiblen Arbeitszeitmodellen, einer klischeefrei aufgestellten Berufsorientierung und dem weiteren Ausbau der Kinderbetreuung muss es vor allem um die Aufwertung der Berufe in den Dienstleistungs- und Sorgeberufen gehen, findet Bettina Wilhelm: "Ein Kfz-Mechatroniker verdient mehr als eine Altenpflegerin. Der Dienst an einer Maschine ist also nach wie vor mehr wert als der Dienst am Menschen. Das muss endlich anders werden."
Allgemeines zum Equal Pay Day:
Als "Tag für gleiche Bezahlung" markiert der EPD symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1.1. für ihre Arbeit bezahlt werden. Entstanden ist der Aktionstag in den USA. Die amerikanischen Business and Professional Women (BPW) schufen 1988 mit der "Red Purse Campaign" ein Sinnbild für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Diesen Gedanken griff der BPW Germany auf und startete 2008 die "Initiative Rote Tasche", die den Grundstein für die bundesweite Einführung des EPD legte. Inzwischen findet der EPD in über 20 europäischen Ländern statt.