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Gemeinsame Presseerklärung

"Bremen hilft"

12.01.2005

Senat, Bürgerschaft und Handelskammer begründen langfristige Patenschaften mit Krisenregionen in Südostasien

Gemeinsame Pressemitteilung

des Senats der Freien Hansestadt Bremen,
der Bremischen Bürgerschaft und
der Handelskammer Bremen:

Unfassbares menschliches Leid, unglaubliche Zerstörungen, ja Verwüstungen - das vermitteln die Schreckensbilder, die nach der Flutkatastrophe tagtäglich aus Südostasien zu sehen sind. Nach einer Bilanz der UNO sind inzwischen über 200 000 Tote zu beklagen. Millionen Menschen wurden obdachlos. Auch in Bremen hat die furchtbare Katastrophe große Anteilnahme und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Viele Bremerinnen und Bremer unterstützen mit Spenden die Soforthilfemaßnahmen der Hilfsorganisationen in den Krisenregionen. Über die dringend notwendige Akutversorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Notunterkünften gilt es nun, auch nachhaltig den Wiederaufbau zu unterstützen, der Jahre in Anspruch nehmen wird. Vor diesem Hintergrund hat Bundeskanzler Gerhard Schröder vorgeschlagen, dass sich bundesdeutsche Länder und Kommunen für regionale Patenschaften mit den betroffenen Gebieten engagieren. Dieser Vorschlag soll in Bremen aufgenommen werden, um vor Ort und mit direktem Bezug zur Freien Hansestadt Bremen konkrete und langfristige Beiträge zur Linderung der Not zu leisten und den Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Das Motto dieser Aktion lautet: „Bremen hilft“.


Getragen von einer gemeinschaftlichen Initiative aus Politik und Wirtschaft sind heute (12. Januar 2005) die Grundzüge der vorbereiteten Patenschaften im Rahmen einer Pressekonferenz vom Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Henning Scherf, dem Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber, dem Präses der Handelskammer, Dr. Patrick Wendisch, sowie von Bürgermeister a.D. Hartmut Perschau, dem Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für internationale Kontakte und Entwicklungszusammenarbeit, vorgestellt worden.


Gemeinsam werben sie für die Unterstützung von drei bremischen Patenschafts-Projekten in den südostasiatischen Katastrophengebieten. Für die Spenden der Aktion "Bremen hilft" zugunsten der Seebeben-Opfer ist ein spezielles Konto eingerichtet worden:

Empfänger: „Landeshauptkasse Bremen“
Bremer Landesbank, Bankleitzahl: 29050000
Spendenkonto-Nummer: 1070115555
Vewendungszweck: "Flutopfer Südostasien"


Spenderinnen und Spender werden gebeten, auf der Überweisung neben ihrem Namen und ihrer Anschrift auch den Verwendungszweck "Flutopfer Südostasien" einzutragen. Nach der Eingangsbestätigung wird im Herbst dieses Jahres eine Spendenbescheinigung zugestellt.


Der Senat der Freien Hansestadt Bremen hat beschlossen, für jeden von den Bremerinnen und Bremern privat gespendeten Euro einen weiteren Euro aus dem Bremischen Haushalt draufzulegen. Die Handelskammer hat jetzt als gutes Beispiel für andere eine erste Spende von 5.000 Euro beschlossen. Darüber hinaus wird der Personalrat der Handelskammer eine Sammlung unter ihrer Mitarbeiterschaft starten.


Die Initiatoren der Aktion "Bremen hilft" waren sich einig, dass mit der Spendenaktion zugunsten der südostasiatischen Patenschaftsregionen eine auf Dauer angelegte Unterstützung eingeleitet werden soll, die dem Wiederaufbau auf längere Sicht dient und sich auf die Kompetenz Bremer Partner stützt, die seit langem in der Region arbeiten. Von diesem Grundgedanken ließen sie sich bei der Auswahl der folgenden drei Projekte leiten.



Die Projekte im Einzelnen:


“Kommentartext“


Galle, Sri Lanka: Die Bremer Reederei Eugen Friedrich ist seit mehr als zwei Jahrzehnten in Sri Lanka tätig und unterhält in Galle (sprich: Gol) im Süden des Landes eine Seemannsschule. Schon kurz nach der Flutkatastrophe hat der Chef der Reederei, Kapitän Klaus Kriwat, Honorarkonsul von Sri Lanka, über die Geschäftsleitung seines Unternehmens erste Unterstützung in der Not auf den Weg gebracht. Gestützt auf die Aktion "Bremen hilft" könnte dies zu einer effizienten Hilfe zur Selbsthilfe ausgebaut werden. Gedacht ist beispielsweise an den Kauf von Fischerbooten und Netzen, um den betroffenen Familien wieder eine wirtschaftliche Existenzgrundlage zu geben. Mit den Spenden könnte überdies der Wiederaufbau von Schulen und Kindergärten unterstützt werden, Gleiches gilt für die Einrichtung von Krankenhäusern und die Wiederherstellung von Verkehrsverbindungen.


Provinz Aceh, Indonesien: Meerwasser ist in das Süßwassersystem eingedrungen, das feucht-schwüle Klima der Regensaison und unzählige ungeborgene Leichen sind eine fatale Verbindung, durch verschmutztes Trinkwasser werden Infektionskrankheiten übertragen - hier möchte BORDA (Bremen Overseas Research and Development Association) mit Unterstützung von "Bremen hilft" ansetzen. Laut UNICEF leiden allein in Aceh Hunderttausende von Kindern an Krankheiten, an Nahrungs- und Wassermangel. BORDA ist seit über 15 Jahren im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in Indonesien aktiv und kümmert sich insbesondere um die Verbesserung der sanitären Bedingungen in städtischen Armutsgebieten. Dies soll auch die Zielsetzung bei der bremischen Patenschaftshilfe sein. Zunächst ist daran gedacht, eine sanitäre Notversorgung zu garantieren und zu stabilisieren, um anschließend mit einer Perspektive auf mehrere Jahre für den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur zu sorgen.


Tamil Nadu, Indien: Die Bremer terre des hommes-Gruppe hat sich bereits in der Vergangenheit in und für Südasien engagiert. Es gibt zahlreiche persönliche Kontakte zu Projektpartnern. Das deutsche Indien-Team der Hilfsorganisation konzentriert sich auf die Hilfe für Überlebende im Bundesstaat Tamil Nadu, insbesondere in Nagapattinam, Cuddalore und Kanyakumari. In den 50 Dörfern dieses Gebietes wurden rund 13 000 Menschen getötet, mehr als die Hälfte dieser Opfer sind Kinder. Viele Überlebende sind infolge der Erlebnisse nach dem Seebeben traumatisiert und auch längerfristig auf Hilfe angewiesen. Terre des hommes schaltet sich als entwicklungspolitisches Kinderhilfswerk in den Wiederaufbau in den südindischen Katastrophengebieten ein und ist bei den Hilfsprojekten auf eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren eingerichtet. Zu den Zielsetzungen gehört unter anderem die psychologische Hilfe für traumatisierte Überlebende, die Sicherung der Wasserversorgung, die Rekultivierung von Böden und der Wiederaufbau von Häusern.


In Absprache mit den drei Partnern von "Bremen hilft" plant das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) eine Veranstaltungsreihe, in der gezielt über die Bremer Projekte und die Regionen informiert wird. Da alle Vorhaben längerfristig angelegt sind, sollen parallel zu den Hilfsmaßnahmen in den Patenregionen regelmäßig in Bremen Veranstaltungen angeboten werden, in denen der jeweilige Stand der Entwicklungen in Galle, Aceh und Tamil Nadu erläutert wird.


Ansprechpartner:
Klaus Schloesser, Pressesprecher des Senats, Tel: 0421/ 3612396
Wigbert Gerling, Pressesprecher der Bremischen Bürgerschaft, Tel: 0421/ 36112470
Dr.Stefan Offenhäuser, Pressesprecher der Handelskammer Bremen, Tel: 0421/ 3637245.


Für die Projekte:
Stefan Reuter, BORDA, Tel: 0421/ 13718
Robert Kissling, terre des hommes Bremen, Tel: 0421/ 361-6801
Klaus Kriwat, Honorarkonsul für Sri Lanka, Tel: 0421/ 800870

Gertrud Gauer-Süß, biz, Tel: 171910
Gunther Hilliges, Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit, Tel: 361-2194.