11.05.2006
In der Nacht zum 07. Februar 2004 kam es beim Betanken des Autotransporters Blue Arabella an der Egerland-Pier in Bremen Vegesack zu einem sogenannten Overflow, bei dem mehrere Hundert Liter Schweröl vom Deck des Schiffes in die Weser abflossen. Ein größerer Ölteppich trieb mit auflaufendem Wasser in Richtung Vegesacker Hafen und später weiter bis zum Lesumsperrwerk. Trotz des Einsatzes mehrerer Bekämpfungseinheiten konnten bei starken Winden erhebliche Ölverschmutzungen am Fähranleger Vegesack und an Sportbooten im Hafen nicht verhindert werden. Der Sachschaden belief sich auf ca. 300.000,- Euro. Jetzt wurde das Geschehen auf dem Betriebsgelände der Firma Egerland direkt vor Ort nachgestellt, natürlich ohne wassergefährdende Stoffe freizusetzen.
Unter der Einsatzleitung von Bernd Schneider vom Senator für Bau, Umwelt und Verkehr haben Kräfte der Feuerwehr Bremen und mehrerer Spezialfirmen eine verbesserte Bekämpfungsstrategie zur Anwendung gebracht. Hilfestellung erhielten die Akteure durch die Wasserschutzpolizei Bremen und den Experten für Ölbekämpfung Kapitän Dirk Ey. Insgesamt waren mehr als 40 Personen als aktive Helfer oder Beobachter eingebunden.
In der ersten Phase galt es, die Quelle des Schwerölaustritts durch eine Ölsperre zu sichern. Diese wird nicht direkt an der Pier festgemacht, sondern mittels einer Schleppleine zwischen zwei Schleppern über einen sog. Klappläuferblock geführt, der an der Kaimauer befestigt wird. Vorteil dieser erstmals in Bremen eingesetzten Technik: Die Schlepper können die Ölsperre variabel um das Schiff bewegen, eine Verlegung stromauf oder –abwärts ist ohne Lösen der Schleppleine an den Schleppern möglich.
Ölunfall-Übung vor der Lesummündung |
Für diese Aufgabe mussten die Schlepperkapitäne der BLEXEN und BÄR allerdings viel Fingerspitzengefühl einsetzen, denn die starke Strömung zog kräftig an der Ölsperre und Schleppleine. Nach etwa einer Stunde war der virtuelle Autotransporter gesichert, die zweite Phase konnte beginnen: Das Aufnehmen des innerhalb der Sperre gesammelten Schweröls.
Dazu setzte die angeforderte Firma Kompostsysteme Nord von der Pier aus einen Skimmer ein, der das Öl-Wasser-Gemisch absaugt und in Tankcontainer pumpt. Abdriftendes Schweröl nahm das in Bremen stationierte Ölbekämpfungsschiff KONO 1 auf.
Dann wird die Übungslage gewollt kritisch: Noch während das Szenario an der Egerland-Pier aufgebaut wird, kommt von der Wasserschutzpolizei die Meldung, dass ein Teil des Öls mit dem auflaufendem Wasser weseraufwärts getrieben wurde und das Schulschiff Deutschland in der Lesum sowie Sportboote im Vegesacker Hafen zu verschmutzen droht.
Die Einsatzleitung beordert 200 m Ölsperre und den Schlepper GREIF für das Aus-legen einer Deflektorsperre (Ableitsperre) in die Nähe des Fähranlegers. Ziel ist es, den Zugang des Öls zum Hafen und in die Lesum hinein durch eine Defektorsperre zu verhindern. Die vorgesehene Festmachmöglichkeit für die Ölsperre, ein Ponton, ist aber durch eine zu reparierende Fähre belegt. Die Sperre wird direkt an der Fähre festgemacht und der Schlepper versucht, die Ölsperre so zu platzieren, dass kein Öl in Richtung Hafen und Lesum treibt. Dabei zeigt sich wie stark der Strom die Sperre in die Flussmündung drückt. Die Sperre droht abzureißen und wird durch die Strö-mung sogar teilweise unter Wasser gedrückt.
Die Einsatzleiter müssen schnell reagieren. Mit einer variablen Führung der Sperre durch zwei Schlepper wird der enorme Zug aus der Ölsperre genommen und die angestrebte Funktion, das Ableiten des antreibenden Öls entlang der Sperre, ist erreicht. Die zum Fähranleger verlegte KONO 1 nimmt die an der Leitsperre treibenden Ölplacken auf. Auch das zweite Teilszenario ist somit erfolgreich aufgebaut.
Gegen Mittag wird die Übung beendet. Die Übungsleitung zieht ein positives Fazit und nimmt dabei neue Erkenntnisse über die Klappläufertechnik und Einsätze in stark strömenden Gewässern mit in die Detailauswertung. „Wir werden Schadensfälle wie den der Blue Arabella natürlich auch zukünftig nicht verhindern können, aber mit Übungsszenarien an potentiellen Gefahrenpunkten auf der Weser und in den bremischen Häfen sehen wir gute Chancen, die Auswirkungen solcher Unfälle gezielt einzudämmen,“ so äußerte sich Dr. Uwe Probst, verantwortlicher Leiter der Rufbereitschaft für Ölbekämpfung des Umweltressorts.