24.03.2004
Das EU-Projekt „Canal Link“ startet mit einer internationalen Tagung am 25. und 26. März 2004 auf dem Schiff ‚Ozeana’ an der Bremer Schlachte. Bremen und der Landkreis Osterholz beteiligen sich mit sieben EU-Partnern aus Großbritannien, Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Belgien an dem Interreg III B - Projekt. 50 Repräsentanten der EU-Partner sowie aus Bremen und der TeufelsmoorRegion diskutieren über neue Chancen für Wassertourismus im Nordseeraum. Regionale Wasserwegnetzwerke aus Kanälen, Flüssen und Seen sollen dazu weiterentwickelt und miteinander verbunden werden. Tourismusaktivitäten rund um die Bootsanleger sollen die lokale Wirtschaft fördern und für zusätzliche Arbeitsplätze sorgen. Bis Mitte 2006 stehen 900.000 Euro als Fördersumme je zur Hälfte für Maßnahmen in Bremen und in der Region zur Verfügung.
Im Rahmen von „Canal Link“ plant British Waterways (UK) zum Beispiel die Wiederherstellung des Bradford Kanals in West Yorkshire, die Provinz West-Flandern (B) einen Schleuseneubau für Freizeit-Wassersportler in Roeselare. Die Gemeinde Langedijk in der Provinz Nord-Holland (NL) wird die Sanierung und Wiederherstellung historischer Wasserwege für den Kulturtourismus untersuchen. Eine Stiftung aus den Niederlanden wird Schwachstellen im Wasserwegenetz feststellen und ein Klassifizierungssystem für Inlandswasserwege weiterentwickeln. Die Provinz Varmland (SE) sucht eine „sichere Fahrroute“ für Motorwassersportler über den großen Vänernsee und wird Bootstrailer-Verkehre im Bereich einer fehlenden Wasserwegeverbindung anbieten. Die Provinz Telemark (N) will die Folgenutzung von wassernahen Industrieflächen für Tourismusaktivitäten untersuchen und neue Tourismuspakete anbieten.
Wasserwege – als Fluss oder künstlich angelegter Kanal – waren über Jahrhunderte die einzigen Verbindungen zwischen Bremen und dem Teufelsmoor. Im Teufelsmoor wurde der Torf gestochen, der den Bremern und Vegesackern für den Winter als Brennstoff diente. Diese traditionelle Verbindung für die touristische Naherholung wieder erlebbar zu machen ist das Ziel des Verbundprojekts „Canal Link“ in Bremen und der TeufelsmoorRegion.
Der Landkreis Osterholz wird in „Canal Link“ eine nachhaltige Infrastruktur für den nicht-motorisierten Wasserverkehr in der Region realisieren. Im Einklang mit der Natur soll sie verschiedenen Nutzergruppen gerecht werden. In einer breit angelegten Kooperation von Gemeindevertretern, Tourismusfachleuten und Wassersport-Experten wurden Ideen zur Vorbereitung des EU-Antrages entwickelt und Maßnahmen kalkuliert. Die EU-Mittel werden eingesetzt für den Bau von multifunktionalen Anlegern, den Ausbau oder Neubau von Steganlagen, das Planen und Aufstellen von Informationstafeln und Schildern an wichtigen Bootsanlegern, den Ausbau von Parkplätzen, eine Landschaftsplanungskonzeption, eine Machbarkeitsstudie für ein Ökotourismuszentrum sowie Marketingmaßnahmen. Schwerpunkte für die Umsetzung der Maßnahmen sind die Projektstandorte Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude und Worpswede. Der Landkreis Osterholz entwickelt mit dem Projekt einen neuen Angebotsschwerpunkt im Tourismuskonzept der Region Teufelsmoor.
Bremen gestaltet in „Canal Link“ zur Zeit das Umfeld des Torfkahnanlegers am Universum neu. Eine große Spiel- und Liegewiese am Kuhgraben zwischen den freigestellten alten Baumgruppen soll die Studenten der Uni in der Mittagspause sowie die Touristen des Universums und die Bremer Anwohner zum Verweilen einladen. Der Deichverband hat die gefährlichen alten Mauerreste und Steganlagen entfernt und gestaltet das Ufer nach ökologischen Kriterien neu: mit einer flachen Uferböschung, mit Steinpackungen am Kanal als Uferschutz sowie als Brutstätte für Fische und Vögel. Die Baumscheiben, die von Stadtgrün bereitgestellt wurden, sollen zum Picknick einladen. Das Universum wird den Bereich als Outdoor-Fläche mit temporären Exponaten bespielen können. Ein weiterer Anleger wird für Kanusport, Ruderboote und Kajaks gebaut. In einem Holzhaus sollen Tickets für Torfkahntouren vom Universum zum Findorffhafen (Alter Torfhafen), zum Bürgerpark (mit neuem Anleger in Höhe Kaffeehaus Emmasee), nach Kuhsiel und zum Ökozentrum des BUND am Bavendamm verkauft werden. Zwischen diesen Orten kann dann auch ein Paddel- und Pedal-Service angeboten werden, d.h. den Hinweg mit dem Boot und den Rückweg bequem mit dem Fahrrad zu unternehmen. Diese Touren können als längere Tagesausflüge auch in die TeufelsmoorRegion weitergeführt werden.
Um die Wasserqualität im Alten Torfhafen deutlich zu verbessern soll der Hafen entschlammt und neu zugänglich gemacht werden. Dazu muss die vorhandene Spundwand gezogen werden. Das Jugendzentrum Findorff kann seine vorhandenen Kanus dann direkt im Hafen einsetzen. Ein Treidelpfad am Torfkanal soll das historische Bild wiederherstellen. So wird erfahrbar, wie beschwerlich die Arbeit der Torfkahnskipper wirklich war. Bei der Bremer Bootsbau Vegesack wird ein dritter Torfkahn gebaut, um das Angebot der gesteigerten Nachfrage anzupassen. Die Torfkahnfahrten sind Teil der „EntdeckerCard Nordwest“. Es wird überlegt, ob die Themen „Wasser und Torf“ sowie die „Entwicklungsgeschichte von Bremen und der Teufelsmoorregion“ in einem Infocenter den Bremern und den Touristen näher gebracht werden können.
Das EU-Projekt „Canal Link“ ist Teil des Bremer Programms „Stadt am Fluß“, das sich nun auch den kleineren Flüssen und Kanälen zuwendet. Dazu sucht Bremen die enge Kooperation mit der Region. Die Projektbeteiligten aus Bremen und der TeufelsmoorRegion erwarten insgesamt positive Effekte durch den intensiven Erfahrungsaustausch mit den EU-Partnern.