13.06.2002
Jury Umweltzeichen tagt in Bremerhaven
Kreuzfahrtschiffe und Containertransporter, Massengutschiffe und Ausflugsdampfer sie alle könnten in Zukunft unter einer neuen Flagge segeln dem „Blauen Engel“, dem bedeutendsten und ältesten Umweltzeichen Europas. Wenn es nach dem Willen der unabhängigen Jury Umweltzeichen geht, die den „Blauen Engel“ verleiht, könnten schon bald die ersten umweltgerechten Schiffe Deutschlands Häfen verlassen.
Auf der diesjährigen Frühjahrssitzung der Jury Umweltzeichen, die heute, am 13. Juni 2002, auf dem deutschen Forschungsschiff „Polarstern“ in Bremerhaven stattfindet, berät das unabhängige Gremium erstmalig über die Möglichkeit, das Umweltzeichen „Blauer Engel“ für den umweltverträglichen Schiffsbetrieb zu vergeben. Mit dem „Blauen Engel“ könnten besonders vorbildliche Schiffe ausgezeichnet werden, die weder die Meere mit Öl und Abfall verschmutzen, noch die Atmosphäre mit schwefelhaltigen Abgasen verunreinigen. Auch die Schiffsmannschaft muss in punkto Umweltschutz geschult werden.
Die Chancen für das neue Umweltzeichen stehen gut. Umweltfreundliche Technologien im Schiffbau und –betrieb sind längst überfällig. Ein hoher Prozentsatz der Umweltbelastungen weltweit wird durch Schiffe verursacht. Die Regelwerke der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) gehen vielen Staaten oft nicht weit genug. Die Vergabe des Umweltzeichens „Blauer Engel“ an Schiffe könnte deutlich machen, dass hohe Umweltstandards technisch möglich und wirtschaftlich realisierbar sind.
Im Verlauf eines dreijährigen Forschungsprojekts des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes, das von der GAUSS (Gesellschaft für Angewandten Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr) in Bremen federführend durchgeführt wird, entstand in Zusammenarbeit mit einem Expertenkreis ein Kriterienkatalog für den umweltverträglichen Schiffsbetrieb. Die Jury Umweltzeichen berät heute über die Anforderungen aus den Bereichen „Reedereipolitik, Reedereimanagement“ und „Schiffskonstruktion und -ausstattung“ sowie „Schiffbetriebsstechnik“ des Kriterienkataloges.
Nordeuropäische Häfen honorieren heute bereits Umweltschutzmaßnahmen für den Schiffsbetrieb, die auf konkret definierten Kriterien beruhen. Ein Umweltzeichen für den umweltverträglichen Schiffbetrieb wird von den deutschen Hafenstädten begrüßt, fördert es doch die deutliche Reduzierung des Schadstoffausstoßes an der Küste und in den Häfen.
Das große Interesse der deutschen Reedereien und Schiffsbetreiber wird durch zwei Anträge auf Zeichennutzung des Forschungsschiffes „Polarstern“ sowie des Mehrzweckschiffes „MS Cellus“ der Reederei Rörd Braren, Kollmar, dokumentiert. Wenn die Jury im Herbst die Kriterien für einen Umweltfreundlichen Schiffsbetrieb verabschiedet und die Schiffe ihn erfüllen, können die beiden Kandidaten künftig mit dem „Blauen Engel“ am Schiffsrumpf als Botschafter für einen umweltverträglichen Seeverkehr ausrücken.