16.01.2001
Bei den Bremer Gewässern ist eine Tendenz zur Verbesserung in Richtung einer mäßigen Belastung (Güteklasse II) zu verzeichnen. Solche Gewässer weisen eine mäßige Verunreinigung und gute Sauerstoffversorgung auf, was eine höhere Lebewesenvielfalt begünstigt. Dies geht aus der jetzt vorliegende Gewässergütekarte 2000 der Freien Hansestadt Bremen hervor, die auf Gewässeruntersuchungen zurückgeht, die in Bremen und Bremerhaven von 1995 bis 1999 durchgeführt worden sind.
Ein Beispiel für verbesserte Gewässerqualität ist die Ochtum. In Zuge des Flughafenausbaus Anfang der 90er Jahre wurde der Flussabschnitt Huchtinger Ochtum neu angelegt und dabei auf naturnahe Gestaltung Wert gelegt. Dieser Bereich wird jetzt in die Gewässergüteklasse II eingestuft. Weitere Gewässer wurden bei gleichbleibenden chemisch-physikalischen Werten aufgrund der dort gefundenen Lebewesen ebenfalls in Güteklasse II heraufgestuft. Dazu gehören die Neue Semkenfahrt, das Holler Fleet, der Kuhgraben und der Oberlauf der Rohr in Bremerhaven. Der überwiegende Teil der bremischen Gewässer muss wie schon im Gewässergütebericht 1995 in die Gewässergüteklasse II-III (kritisch belastet) eingestuft werden. In solchen Gewässern kann es infolge von Sauerstoffmangel zu Fischsterben kommen. Die Lebewesenvielfalt ist im Vergleich zu natürlichen Gewässern deutlich geringer.
Der Senator für Bau und Umwelt untersucht regelmäßig im Rahmen der Gewässerüberwachung ca. 190 km Gewässerläufe und stuft diese anhand der vorgefundenen Lebewesen sowie der chemisch-physikalischen Werte (z.B. Nährstoffangebot, Sauerstoffversorgung) in eine von sieben Gewässergüteklassen ein. Es wird dabei eine Bewertung von unbelastet (Güteklasse I) bis übermäßig verschmutzt (Güteklasse IV) vorgenommen.
In Bremen-Nord gibt es natürlich fließende Geestgewässer. Allerdings trocknen diese im Oberlauf (im Bereich der Quelle) im Sommer häufig aus. Deshalb können hier nur speziell angepasste Organismen überleben. In den weiteren Abschnitten wurden in der Regel Tiere gefunden, die für Fließgewässer typisch sind, sie als mäßig belastet charakterisieren und eine Einstufung in die Güteklasse II erlauben. An der Ihle hat der Bau von Regenrückhaltebecken zu einer Entlastung des Gewässers und einer Verbessung der Gewässergüte auf Güteklasse II geführt. Durch die Sanierung des Mischwasserkanal-netzes konnten ab 1996 sämtliche Regenüberlaufe in die Geestgewässer in Bremen-Nord geschlossen werden. Falls bei Starkregenereignissen auch die geschaffenen Rückhaltebecken und Stauraumkanäle die anfallenden Mischwassermengen nicht aufnehmen können, so wird das Wasser über Regenüberläufe in die Weser abgeschlagen. Dieses führt zu einer deutlichen Entlastung der kleinen Gewässer.
Die Sanierung des Mischwasserkanalsystems (”Mischwasser 90”) hatte in Bremen eine deutliche Reduzierung der Mischwasserüberlaufstellen zur Folge. Die Maßnahme zeigt weiterhin positive Auswirkungen. So kann der Torfkanal durch die Sanierung des Mischwasserkanalnetzes im Bereich des Torfhafens eine Güteklasse heraufgestuft werden. Dennoch ist die Verschmutzung weiterhin als stark anzusehen. Sie führt zeitweise zu Fischsterben und aus diesem Grund kann das Gewässer in diesem Abschnitt nicht besser als Güteklasse III eingestuft werden.
An der Neuen Aue in Bremerhaven konnte durch die von den Entsorgungsbetrieben Bremerhaven durchgeführte Reinigung der Regenwasserzuflüsse sowie die Überprüfung der zuleitenden Anschlüsse eine deutliche Verbesserung der chemisch-physikalischen Werte im Oberlauf erreicht werden. Eine Bewertung der Geeste unterhalb des Tidesperrwerks sowie der Weser wird nicht durchgeführt, da hier eine deutliche Beeinflussung durch salzhaltiges Nordseewasser zu verzeichnen ist, das Bewertungssystem aber nicht für salzbeeinflusste Gewässer angewendet wird.
Im Rahmen der Gewässerüberwachung werden auch die Bremer Seen inklusive der Wulsdorfer Baggerkuhle in Bremerhaven regelmäßig untersucht. Hier wird eine Einteilung in Trophiestufen vorgenommen, die die Nährstoffsituation im See widerspiegeln. Im Vergleich zu 1995 zeigt die Mehrzahl der Seen kaum Veränderungen. Besser eingestuft werden konnte lediglich der relativ junge Nachtweidesee, der im Ver-lauf der Baumaßnahmen an der A 281 entstanden ist. Der Werdersee, der durch die Weser ständig mit Nährstoffen versorgt wird, ist als polytroph, d.h. sehr nährstoffreich anzusehen. Ebenfalls polytroph sind der Krimpelsee, der erstmal in die Untersuchung aufgenommen wurde, und der Grambker See. Der Sodenmattsee ist aufgrund seiner hohen bis sehr hohen Nährstoffversorgung als eu- bis polytroph zu bezeichnen. Der Nährstoffreichtum der Wulsdorfer Baggerkuhle charakterisiert sie als eutroph. Die weiteren Bremer Seen werden durch ihre geringe bis mäßige Nährstoffversorgung in die Klasse meso- bis eutroph eingestuft.
Die aktuelle Gewässergütekarte zeigt, dass Investitionen, die zur Gewässerreinhaltung getätigt werden, zur Verbesserung der Gewässerqualität beigetragen haben. Für die vielfältige Besiedlung des Gewässers durch Organismen ist jedoch zusätzlich die Gewässerstruktur von ausschlaggebender Bedeutung. Innerstädtische Gewässer und teilweise auch die in Norddeutschland typischen stauregulierten Grabensysteme bieten weniger Organismen einen potentiellen Lebensraum als ein natürlich fließendes Gewässer.
Die Gewässergütekarte kann mit den Erläuterungen von den Internetseiten des Senators für Bau und Umwelt abgerufen werden.