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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Verheugen: „Wir wissen, was wir am Land Bremen haben“

22.01.2007

Festakt in der Oberen Rathaushalle zum 60. Geburtstag des Landes Bremen – 600 Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen

„Ein Bremen, das leben will, wird leben“. Diese Worte Wilhelm Kaisens, des ersten gewählten Bremer Bürgermeisters nach Kriegsende, waren heute (22. Januar 2007) im Bremer Rathaus zum Greifen nah. Im Verlaufe der Feierstunde zum 60. Geburtstag das Landes Bremen war viel und engagiert von der Selbständigkeit Bremens die Rede. Kein Wunder, denn dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Bremens Geschichte. Und so klang auch in den historischen Rückblicken und Würdigungen der Festredner immer wieder Bremens Bedeutung als Teil der föderalen Bundesrepublik an. EU-Kommissar Günter Verheugen, der sich wegen des EU-Projekttages gerade in Bremen aufhält, hatte sich spontan zur Teilnahme der Feierstunde entschlossen und gratulierte im Namen der Europäischen Kommission. „Wir wissen, was wir am Land Bremen haben“, erweiterte Verheugen den Blick in Richtung Europa. Bremen sei einer der wichtigsten Seehäfen bei der Gestaltung der europäischen Zukunft, unterstrich der EU-Politiker. Und mit dem Satz „Es kommt nicht darauf an, wie groß man ist, sondern was man ist, was man tut und wie man ist“ sprach der Vizepräsident der Europäischen Kommission ganz sicher nicht nur den anwesenden Politikern, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern des kleinsten Bundeslandes aus dem Herzen.


Gemeinsam beim Geburtstags-Festakt: Bürgermeister Jens Böhrnsen, EU-Vizepräsident Günter Verheugen und Bürgerschaftspräsident Christian Weber


Rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hatten sich in der Oberen Rathaushalle zusammengefunden, um sich des historischen Datums vor 60 Jahren zu erinnern. Am 22. Januar 1947 proklamierte der kommandierende General der amerikanischen Streitkräfte in Europa und Militärgouverneur, Joseph T. McNarney, Bremen - bestehend aus der Stadt Bremen, dem Landgebiet Bremen und dem Stadtkreis Wesermünde einschließlich Bremerhaven - als selbständiges Land mit eigener Staatsregierung.

Bürgermeister Böhrnsen hob in seiner Ansprache und zugleich passend zu den Äußerungen Verheugens hervor, dass die Bremischen Häfen seinerzeit das stärkste Argument Wilhelm Kaisen für die Selbständigkeit Bremens gewesen seien. Und für jeden Senat und Bürgermeister in der Nachfolgezeit seither sei es Kerngebot bremischer Politik, die Selbständigkeit Bremens zu bewahren. „Starke Häfen sind nach wie vor das Rückgrat der bremischen Selbständigkeit“, so der Bürgermeister.

Böhrnsen wie auch der ehemalige Bürgermeister Hans Koschnick erinnerten an die schwierigen Lebensbedingungen kurz nach dem 2. Weltkrieg in einer Stadt, die zu 60 Prozent zerstört war.“ Man kann nur mit Dankbarkeit und Respekt auf die Leistung derer schauen, die Bremen wiederaufgebaut haben“, so Böhrnsen. Die Menschen im Lande Bremen hätten die zurückliegenden 60 Jahre und die wieder gewonnene Selbständigkeit genutzt und ein leistungsfähiges und starkes Land aufgebaut. „Wenn es in einem gerechteren System die Früchte dieser Arbeit auch ernten kann, dann werden sich hier in der Oberen Halle des Rathauses noch viele Generationen freuen über die Wiedergeburt der Freien Hansestadt Bremen am 22. Januar 1947“.


John C. Kornblum, der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, während seiner Ansprache in der Oberen Halle des Bremer Rathauses


Zwei Jahre nach Kriegsende, im Oktober 1947, stimmten Bremens Bürgerinnen und Bürger auch über eine neue Verfassung per Volksentscheid ab. Rund 73 Prozent befürworteten seinerzeit den Verfassungsvorschlag. Bürgerschaftspräsident Christian Weber lobte in seiner Rede während des Festaktes im Rathaus, wie umsichtig und richtig die Menschen damals votiert hätten. „Die Bremer Landesverfassung gilt in der juristischen und politischen Diskussion bis heute als fortschrittlich, vorbildlich, sogar inspirierend für das zusammenwachsende Europa“. Und dieses höchste Regelwerk wäre ohne die Proklamation vom 22. Januar 1947 nicht möglich gewesen, betonte Weber.

Altbürgermeister Hans Koschnick, der die Nachkriegsjahre aus eigenem Erleben schildern konnte, ging in seinem historischen Rückblick ausführlich auf die damalige Versorgungslage Bremens ein. „Alle sind damals dem Aufruf gefolgt, mit anzupacken“, betonte Koschnick. „Die ersten Jahre waren geprägt von Gemeinsamkeit“. Und der Bevölkerung sei sehr bald klar geworden, dass die Siegermächte den Menschen eine echte Chance geben wollten. „Wir haben nicht vergessen, was die Amerikaner für uns getan haben“, wandte Koschnick sich - wie es zuvor auch Jens Böhrnsen getan hatte - an den ehemaligen amerikanischen Botschafter John C. Kornblum, der zum Festakt nach Bremen gekommen war.

Kornblum lobte in seiner Festansprache ausdrücklich die Weltoffenheit und Liberalität der Bremer. Diese Tradition der Hansestadt sei ein fester Bestandteil seines Deutschlandbildes geworden. Zudem würdigte der ehemalige US-Botschafter die Wiedergründung des Landes Bremen 1947 mit den Worten: „Dies war kein verwaltungstechnischer Akt, sondern eine höchst politische Entscheidung, deren historischen Konsequenzen sich bis heute auswirken“. Bremen als selbständiges Land der Bundesrepublik sei Teil einer Dynamik, die nur aus Vielfalt entstehe. Und Bremen heute verortete er in der Mitte einer wachsenden transatlantischen Partnerschaft.

[Foto: Susan Apel, Senatspressestelle].