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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto Ein Buch gegen das Vergessen

09.11.2006

Neue Publikation gilt als Meilenstein bei der Erforschung der Verfolgung im Dritten Reich


Fast 4000 Bremerinnen und Bremer waren in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft der Verfolgung und Entrechtung ausgesetzt. Dies geschah, weil sie jüdischen Glaubens waren oder weil sie nach den Kriterien der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung als „rassemäßig jüdisch“ galten. Menschen, die bisher in der Öffentlichkeit namenlos blieben. Mit dem heute vorgestellten „Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens“, herausgegeben vom Staatsarchiv Bremen, soll das Andenken an jeden einzelnen von ihnen und sein ganz persönliches Schicksal erhalten bleiben. „Die Freie Hansestadt Bremen fühlt sich verpflichtet, an jeden einzelnen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu erinnern, die in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft als Juden verfolgt wurden“, so Bürgermeister Jens Böhrnsen in seinem Vorwort.

Fünf Jahre hat es gedauert, die Daten zu sammeln und wissenschaftlich abzusichern.
Erste Studien ermittelten ca. 1.500 Betroffene in Bremen, anschließende Nachforschungen ließen aber eine weit höhere Anzahl erwarten. So wurde im Jahr 2002 vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ das wissenschaftliche Projekt „Verfolgung wegen jüdischer Abstammung“ gestartet, für das der Historiker Dr. Karl Ludwig Sommer im Staatsarchiv Bremen mit allen derzeit verfügbaren Recherchemitteln eine Datenbank zu den Bremer Opfern der Verfolgung anlegte. Auch kleinsten Hinweisen wurde nachgegangen. Im Jahr 2006 konnte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden. Das nun vorliegende Buch gilt für Bremen als ein Meilenstein bei der Erforschung der Verfolgung im Dritten Reich.

„Ohne die Spenden der Evangelischen Kirche, der Hannoverschen Landreskirche und der katholischen Kirche hätten wir das Projekt nicht starten können“, so Dr. Conrad Elmshäuser, Leiter des Bremer Staatsarchivs. Die Weiterführung ist vor allem durch eine großzügige Zusage der Karin und Uwe Hollweg Stiftung und durch die Spenden zahlreicher weiterer Förderer ermöglicht worden.

Das Buch dokumentiert, wie groß der Kreis der Personen ist, die in sehr unterschiedlicher Weise Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wurden. Jedem einzelnen Namen sind persönliche Daten zugeordnet. Auf kleinen Erinnerungstafeln finden sind für jeden einzelnen Angaben zum Beruf, zum genauen Wohnort, es sind die Namen der Angehörigen verzeichnet und –soweit bekannt – Einzelheiten zu der Verfolgungsgeschichte. So dient diese Publikation dazu - ähnlich wie das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Judenverfolgung im Deutschen Reich, aber in der Breite der Erfassung und in der Informationsdichte darüber hinausgehend - den Opfern einen Namen zu geben und das Ausmaß der Verfolgung auf der Ebene der einzelnen Menschen sichtbar zu machen.

Das 400-seitige “Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens“ ist im Buchhandel und im Bremer Staatsarchiv erhältlich und kostet 15 Euro.