06.09.2005
Senat beschließt hohe Auszeichnungen für zwei verdienstvolle Hanseatinnen
Der Senat hat heute (06.09.2005) auf Vorschlag von Bürgermeister Dr. Henning Scherf beschlossen, das Bremer Ehrenbürgerrecht erstmals zwei in Bremen geborenen Frauen für ihre Verdienste zu verleihen. Geehrt werden Bürgermeisterin a. D. Annemarie Mevissen und Barbara Grobien. Mit dieser Anerkennung würdigt der Senat die bedeutenden und bleibenden Leistungen dieser beiden Hanseatinnen um Bremen sowie ihr vorbildliches Engagement.
Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, die Bremen seit 1797 an Persönlichkeiten verleiht, die sich um das Land verdient gemacht haben. Die beiden neuen Ehrenbürgerinnen fügen sich ein in eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten wie Rudolf Alexander Schröder, Anton Kippenberg, Wilhelm Kaisen, August Hagedorn, Hans Koschnick und Prof. Dr. Reimar Lüst. Die zuletzt berufenen Ehrenbürger waren im April 2003 die Bremer Bernd Hockemeyer und Uwe Hollweg.
Der Präsident des Senats, Bürgermeister Dr. Henning, wird die Ernennungsurkunden im Rahmen eines Festaktes im Rathaus persönlich an die beiden neuen Ehrenbürgerinnen überreichen.
Annemarie Mevissen
Die 1914 in Bremen geborene Politikerin war die erste und bisher einzige Bürgermeisterin in der Freien Hansestadt. Sie ist die „große Dame“ der Bremer Nachkriegspolitik. Gleich nach dem Kriegsende 1945 setzte sie sich engagiert und couragiert für den Wiederaufbau in ihrer Heimatsstadt und den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft ein. 1947 wurde sie als jüngste Abgeordnete in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Weitreichende Maßstäbe setzte Annemarie Mevissen in ihrer Zeit als Senatorin für Jugend und Soziales bei den immer umfangreicher werdenden Aufgaben dieses Ressorts. Sie sah es als ihre Aufgabe an, allen Bürgerinnen und Bürgern, auch den nachwachsenden, die Möglichkeit zu geben oder zu erhalten, mit gleichen Chancen am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen. Besondere Verdienste und für Bremen bundesweite Anerkennung erwarb sie als Schrittmacherin bei der Errichtung von beschützenden Werkstätten, in der Obdachlosenhilfe und Altenarbeit. Als zuständige Landesministerin hatte sie erheblichen Anteil an der Reform des Sozialhilferechts 1961. Im Arbeitsbereich Sport bemühte sie sich nachhaltig um den Ausbau des Netzes an Sportstätten.
Als Senatorin (1951 – 1975) und Bürgermeisterin von Bremen (1967 bis 1975) setzte Annemarie Mevissen Maßstäbe. Besondere Führungsqualität stellte sie zum Beispiel bei den Straßenbahnunruhen 1968 unter Beweis, als sie die aufgebrachten Demonstranten zu einer sachlichen Diskussion bewegen konnte. Stets suchte sie das persönliche Gespräch, bemühte sich um Fairness und Ausgleich - scheute aber auch nicht vor Auseinandersetzungen zurück. Ihr fachlicher Rat war weithin gefragt – in Verbänden, Körperschaften, Organisationen und Stiftungen.
Annemarie Mevissen hat die Bremische Geschichte der Nachkriegszeit entscheidend mit geprägt. Wegen ihres großen persönlichen Engagements um die Menschen, ihrer Verdienste um das Wohl Bremens, wegen ihres herausragenden Gestaltungswillens und ihrer Überzeugungskraft und nicht zuletzt dank ihrer prägenden Persönlichkeit hat Annemarie Mevissen bis heute im öffentlichen Bewusstsein einen festen Platz.
Barbara Grobien
Barbara Grobien hat sich als geborene Bremerin und überzeugende Hanseatin weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus erfolgreich für ein positives Bremenbild eingesetzt und ist durch ihren persönlichen Einsatz Vorbild für andere. Dies bereits 1976 als Sportlerin – als Mitglied der Bremer Mannschaft, die den Deutschen Damen-Mannschafts-Pokal im Golf gewann oder 1991 als deutsche Senioren-Vizemeisterin im Golf. Besonders hervorzuheben ist ihr Engagement als Förderin von Kunst und Kultur in Bremen – ein Anliegen, das ihr stets besonders wichtig war und dem sie mit der Einrichtung der „Michael und Barbara Grobien Stiftung“ einen verlässlichen Rahmen gab. Im Jahr 2004 gehörte sie zu dem Kreis der Persönlichkeiten, die die „Bremer Erklärung“ zur Kulturhauptstadtbewerbung unterzeichneten.
Dank der Stiftung und ihrer großzügigen Unterstützung konnte auch die ideelle und materielle Arbeit gemeinnütziger Einrichtungen verstetigt werden, wie beispielsweise die der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
Junge Menschen für Musik zu begeistern, liegt Barbara Grobien besonders am Herzen. 1985 gründete sie beispielsweise den Musikkreis „Freunde junger Musiker“ in Bremen – einer von acht Kreisen in deutschen Städten, die junge Musiker fördern.
Insbesondere die Philharmonische Gesellschaft ist mit ihrem Namen verbunden, in deren Beirat sie 1992 gewählt und deren Vorsitz sie 2001 übernahm. Eine von Barbara Grobiens herausragenden Leistungen liegt auch darin, dass sie die Musiker für die erfolgreiche Privatisierung des Philharmonischen Staatsorchesters gewinnen konnte. Dies zeigt, wie durch Bürgersinn und Verantwortungsbereitschaft auch in Zeiten knapper öffentlicher Kassen neue tragfähige Lösungen möglich sind.
Barbara Grobien hat ein positives Beispiel gesetzt, wie bürgerschaftliches Engagement in unserer Gesellschaft gelebt werden kann.