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Senatskanzlei

Dokumente belegen: Bremer Freiheit ist aktuell und überzeitlich

11.06.2004

Ausstellung von einmaligen Urkunden in der Oberen Rathaushalle

Kunstvolle Handschriften, pompöse Siegel, jahrhundertealtes Papier: In der Oberen Rathaushalle ist Bremens Freiheit (fast) zum Greifen nahe. Die am heutigen Freitag (11. Juni 2004) eröffnete, vom Staatsarchiv arrangierte kleine Ausstellung hat es in sich: In den Glasvitrinen liegen einzigartige Dokumente. Es sind Originalurkunden, die mehr als eintausend Jahre bremischer Geschichte bezeugen. Sie sind, wenn man so will, das ernsthafte Fundament des soeben eröffneten fröhlichen Volksfestes zu Ehren von Rolands 600. Geburtstag. Denn Bremens steinerner Riese gilt der Stadt und den Bürgern als Freiheitssymbol schlechthin – und das Ringen um Freiheit und Selbständigkeit durchzieht die Bremische Geschichte wie ein roter Faden. Wer mag, kann ihn bis zum 20. Juni im Rathaus aufnehmen.


Die Barbarossa-Urkunde aus dem Jahr 1186


Seit Jahrhunderten werden die Originaldokumente sorgsam verwahrt. Sie sind ein gut gehüteter Schatz, der nur zu ganz besonderen Anlässen gezeigt wird. Das gilt vor allem für die älteste, im Original erhaltene Urkunde zur Geschichte Bremens, das Diplom von König Arnulf aus dem Jahre 888. Mit ihm verlieh der deutsche König dem Bremer Erzbischof Rimbert Münzrecht, Markt- und Zollrecht. Heute ein nicht mehr lesbares vergilbtes Stück Papier – damals legte es, sorgfältig aufgeschrieben, die Grundlage für Bremens Wirtschaftsentwicklung.


„Stadtluft macht frei“ hieß es in früheren Jahrhunderten. In Bremen steht dafür die Barbarossa-Urkunde aus dem Jahr 1186, deren Nachdruck jetzt im Rathaus ausliegt (Das Original ist verschollen). Damals würde verbürgt: Wer „Jahr und Tag“ unangefochten in der Stadt gelebt hatte, galt als frei und konnte von seinem Herrn nicht zurückbeordert werden. Von besonderer Bedeutung für die Stadt war auch die „liber iusticie Bremensis civitatis“, das erstmals 1303 aufgeschriebene eigene Stadtrecht. Ein ganzes Buch mit Vorschriften, die auch von anderen Städten wie Oldenburg als vorbildlich übernommen wurden.


Nicht fehlen darf in einer solchen Ausstellung natürlich das Linzer Diplom, mit dem Kaiser Ferdinand III. Bremen 1646 Brief und Siegel dafür gab, dass sie nunmehr als Freie Stadt unmittelbar dem Reich unterstellt waren. Ein hart erstrittenes Recht, das die Stadt sich immerhin 100.000 Gulden kosten ließ – zuzüglich weiterer Geschenke, wie es schon seinerzeit unter Politikern üblich war.


In einer der Vitrinen liegt auch ein echtes Friedensdokument: Es stammt aus dem Jahr 1666 und besiegelte im „Frieden von Habenhausen“ das Ende des Krieges zwischen dem Königreich Schweden und der Freien Reichsstadt Bremen. Originell ist der „Reisepass“ von Bürgermeister Johann Smidt, dem Gründer Bremerhavens. Er vertrat 1814/15 die Interessen Bremens und der Freien Städte auf dem Wiener Kongress. Das mit vielen Stempeln versehene Papier musste er auf seiner Reise an zahlreichen Grenzen gegenzeichnen lassen – ein beeindruckendes Zeugnis für die damalige territoriale Zersplitterung.


Nicht nur Könige und Kaiser haben übrigens Dokumentarisches hinterlassen: Im Revolutionsjahr 1848 beispielsweise haben 2064 Bremer Bürger eine Petition dem Senat übergeben und trotzten ihm schließlich demokratische Rechte und eine moderne Verfassung ab – nachzulesen im Jahre 2004 in der Oberen Rathaushalle.