Konferenz zu Zukunftsfragen der maritimen Wirtschaft
02.10.2013Wie lässt sich die Umweltbilanz der Maritimen Wirtschaft weiter verbessern? Ist Nachhaltigkeit ein realistisches Ziel in einer globalisierten Wirtschaft? Über diese Fragen diskutierten 120 Teilnehmer aus allen Bereichen der Schifffahrt und der Hafenwirtschaft auf Einladung des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen und der Hochschule Bremen. "Sustainable Shipping", so der Titel des ersten Bremer Kongresses zur Nachhaltigkeit in der Maritimen Wirtschaft. Nachhaltigkeit umfasst dabei den gesamten Prozess, beginnend beim Bau eines Schiffes, weiter über den Betrieb bis hin zum Abwracken und dem Verwerten des Materials.
"Der erste Kongress für Nachhaltigkeit in der Maritimen Wirtschaft in Bremen hat das große Interesse der maritimen Unternehmen gezeigt. Er ist äußerst erfolgreich verlaufen", so Senator Martin Günthner in einer Bewertung der Fachtagung. "Das Ziel, möglichst praxisnahe Lösungsansätze für die Unternehmen vorzustellen, wurde erreicht."
An der Notwendigkeit die maritime Wirtschaft verstärkt an den Kriterien der Nachhaltigkeit auszurichten, gibt es keinen Zweifel. Dabei findet die Entwicklung des internationalen Umweltrechts und seine Auswirkungen auf die Seeschifffahrt global statt. Schiffsunfälle oder Umweltkatastrophen sind dabei in der Vergangenheit Treiber gewesen und haben dazu geführt, dass die International Maritime Organisation (IMO) die Regularien für die Schifffahrt kontinuierlich überarbeitet. Auch dies veranlasst die Schifffahrt zu technischen Anpassungen. Mehrfach wurde in den Vorträgen und den anschließenden Workshops des Kongresses herausgestellt, dass die Schifffahrt - bezogen auf die einzelne Transporteinheit – im Regelfall immer noch der umweltverträglichste Verkehrsträger ist. Dennoch, um beispielsweise die vom Schiffsbetrieb ausgehenden Emissionen stärker zu reduzieren, sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Ansatzpunkte hierfür bieten u.a. Verbesserungen in den Bereichen Schiffbau und Schiffsbetrieb. Experten aus der Wissenschaft, Praktiker aus Schiffbauunternehmen und von Motorenherstellern zeigten auf, dass sowohl bei der Schiffskonstruktion als auch bei der Entwicklung von Schiffsmotoren noch erhebliches Optimierungspotential besteht.
Herausgestellt wurde auch die Notwendigkeit Forschung zu intensivieren, um zu Innovationen und neuen Technologien zu kommen. Innovationen bei der Konstruktion für Schiffe in neuen, bisher nicht bekannten Formen, auch mit neuen Materialien und für neuartige Schiffsantriebe mit den entsprechenden Schiffsmotoren z.B. für Dual Fuel oder LNG sind der Schlüssel für die nächsten Schritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.
Das Bestreben, die Ökoeffizienz der Schifffahrt weiter zu verbessern, ist nicht nur eine Konsequenz aus zunehmend strengeren gesetzlichen Auflagen, sondern trifft auch verstärkt auf Forderungen der verladenden Wirtschaft nach möglichst umweltfreundlichen Transporten. Dabei spielen zunächst Fragen der Finanzierung eine entscheidende Rolle, gerade auch in der augenblicklich noch immer nicht überwundenen Schifffahrtskrise. Schiffe in ökologischer Hinsicht nachzurüsten, beispielsweise mit Abgaswaschanlagen ("Scrubber"), um den Schwefelausstoß zu reduzieren, erfordert hohe Investitionen. Bei älteren Schiffen ist es in der derzeitigen Lage auf den Schifffahrtsmärkten aber kaum möglich, dass sich diese Investitionen amortisieren. Bei Finanzierungen neuer Schiffe hingegen – das wurde durch die Konferenzbeiträge deutlich - spielen Umweltaspekte mittlerweile eine bedeutende Rolle. Das wurde durch die Bremer Landesbank und die KfW Ipex- Bank als Schiffsfinanzierer bestätigt.
Die Praxisbeispiele in den auf dem Kongress ausliegenden Nachhaltigkeitsberichten von bremenports und BLG Logistics zeigten auch, dass soziale und gesellschaftliche Aspekte neben ökologischen und ökonomischen Betrachtungen genauso entscheidend für nachhaltiges Handelns in der maritimen Wirtschaft sind. Wetterbezogen optimierte Schifffahrtsrouten wären ein praktischer Ansatz für die Verbesserung des Schiffstransportes, der aber bisher keineswegs überall in den Unternehmen umgesetzt wird, obwohl es relativ leicht zu machen wäre. Tenor bei der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit in der maritimen Wirtschaft war, dass auch das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln derjenigen, die an Bord oder in den Unternehmen tätig sind, noch weiter gestärkt werden muss.