14.09.2001
Bei einem Senatsempfang im Bremer Rathaus überreicht Bürgermeister Dr. Henning Scherf das große Bundesverdienstkreuz an ehemaligen BEK-Präsident Heinz Hermann Brauer
Heinz Hermann Brauer hat sich als Präsident der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) 19 Jahre lang mit großem persönlichen Einsatz völlig uneigennützig und in einzigartiger Weise für die evangelische Kirche ehrenamtlich engagiert. Auf Grund seiner vielfältigen gesellschaftlichen Tätigkeiten und seiner Wirkung in die Politik hinein kann man von einem bürgerschaftlichen Engagement im besten Sinne des Wortes sprechen. Wegen der vielfältigen ehrenamtlichen Leistungen hat Bundespräsident Johannes Rau dem Leitenden Oberstaatsanwalt a.D. das Große Bundesverdienstkreuz zuerkannt. Bürgermeister Dr. Henning Scherf wird dem jetzt 72 Jahre alten ehemaligen BEK-Präsidenten diese hohe Auszeichnung bei einem Senatsempfang am Mittwoch (19.9.2001) im Rathaus überreichen.
Sein kirchliches Engagement begann er als Kirchenältester in der Evangelisch-reformierten Gemeinde Blumenthal. Seit 1965 ist er Mitglied des Kirchentages der Bremischen Evangelischen Kirche. 1967 wurde er in den Kirchenausschuss als Vizepräsident gewählt und war ab 1969 sein Präsident. Zu Beginn seiner Amtszeit konzentrierte sich Brauer darauf, die 1920 gegebene Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Dabei gelang es ihm, den Charakter der Bremischen Evangelischen Kirche, nämlich eine von unten aufgebaute Laienkirche zu erhalten und gleichzeitig zu ermöglichen, dass sie ihre volle Funktionsfähigkeit behält, so dass 69 Gemeinden über den Kirchentag und den Kirchenausschuss miteinander kommunizieren und ihre Geschäfte gemeinsam regeln können. Der unermüdliche Einsatz Brauers hat dazu geführt, dass die Kirche in den siebziger Jahren in den Neubaugebieten Bremens präsent blieb und bis zum heutigen Tage einen wichtigen
Beitrag zur kommunalen und sozialen Struktur in den einzelnen Stadtteilen leistet. Auch in den achtziger und neunziger Jahren hat Brauer die Gemeinden ermutigt, ihre christliche Verantwortung für ihre jeweiligen Stadtteile aufzunehmen. Dazu förderte und unterstützte er Altenarbeit, Jugendarbeit, Kindergartenarbeit, das Eintreten für eine Nachbarschaft mit ausländischen Mitbürgern bis hin zur Asylarbeit in den einzelnen Gemeinden. Ihm lag daran, dass Kirche sich als Kirche für andere und mit anderen zeigt.
Brauer betrieb als BEK-Präsident eine speziell an die Politik gerichtete Öffentlichkeitsarbeit, um den Gesprächsfaden zwischen Kirche und demokratischen Institutionen zu verstärken. Dies gelang ihm immer gut. Ein Beispiel dafür ist, dass am Buß- und Bettag Politiker ausdrücklich zum Gottesdienst eingeladen werden und die Terminplanung dies berücksichtigt.
In tagesaktuelle Diskussion eingemischt und Bremer Entschädigungs-Initiative gestartet
Als Vertreter der Kirche hat sich Brauer immer in die tagesaktuelle Diskussion eingemischt; er ging mit gutem Beispiel für die Entwicklung einer Zivilgesellschaft voran. Beispielsweise wurde im Jahre 1998 unter seiner maßgeblichen Mitwirkung eine Initiative gestartet, das Angebot des Religionsunterrichts an den Schulen zu verbessern, um so auch den Schülern ein tiefes Wertebewusstsein zu vermitteln. - Ebenso startete Brauer eine Bremer Initiative zur Entschädigung von Zwangsarbeitern, bei der er über die evangelische Kirche zu Spenden aufgerufen hat, um sich auch mit persönlichem Engagement an der von den evangelischen Kirchen in Deutschland zugesagten Summe von 10 Millionen für die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ beteiligen zu können.
Als Präses der Norddeutschen Mission baute Brauer eine Partnerschaft zur Togoischen Presbyterianischen Kirche und zur Ghanaischen Presbyterianischen Kirche stark aus. Er ermunterte Gemeinden und einzelne Personen, sich für die Dritte-Welt-Arbeit in Togo und in Ghana zu engagieren. Auf seine Initiative hin wurden in Togo ein Krankenhaus eingerichtet und in Ghana Lehrlingsstätten für landwirtschaftliche Arbeit aufgebaut.
Von 1978 bis 1990 war Brauer ferner gewähltes Mitglied der EKD-Synode. In dieser Funktion hat er sich vor allem für ein gutes Zusammengehen der ostdeutschen und westdeutschen Kirchen eingesetzt. In besonderer Weise engagierte er sich auch für die Möglichkeit der Einwanderung von russischen Juden.
Brauer zeichnet sich durch seine Weltoffenheit aus. Er ist jederzeit bereit, die weltlichen Angelegenheiten verantwortlich mitzugestalten und sich einzumischen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten ist er immer wieder in unterschiedlichsten Zusammenhängen – sei es Bildung und Erziehung, Ausländerintegration und Umgang mit Asylsuchenden, Kultur und Soziales, Erinnerungsarbeit – dafür eingetreten, dass Kirche sich nicht abschotten darf, sondern ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen hat. Dass die BEK in den vergangenen Jahrzehnten eine verlässliche Partnerin bei der Gestaltung der Zivilgesellschaft in Bremen war, ist zu einem Großteil seiner Weltläufigkeit und Weltoffenheit zu verdanken.