30.09.1999
Kostbarkeit im Deutschen Schiffahrtsmuseum noch unter Verschluss
Über eine Neuerwerbung von unschätzbarem Wert freut man sich im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven. Die Kostbarkeit ist weltweit einmalig und wird derzeit noch unter Verschluss gehalten: Es handelt sich um eine Schitzerei aus Pottwalzahn aus dem 16. Jahrhundert. Ein englischer oder niederländischer Künstler hat nach Angaben des Museums diese Pretiose geschaffen. Die Schnitzerei zeigt 16 bärtige, patrizisch gekleidete Männer. Sie sitzen in Gruppen zu je acht seitlich vor einem Schwurbildnis. Gekrönt wird die Szene von einem mondförmigen, geflügelten Puttenkopf.
Die Öffentlichkeit wird sich noch etwas gedulden müssen, bis sie das ungewöhnliche Kunstwerk in Augenschein nehmen kann. Erst im kommenden Frühjahr, wenn das Erweiterungsgebäude für die Besucher eröffnet wird, kann die Schnitzerei gezeigt werden. Eigens für sie ist übrigens eine maßgeschneiderte Vitrine entworfen worden. Den so überaus künstlerisch verwerteten Zahn hat das Museum aus englischem Privatbesitz erwerben können. Das Exponat soll - neben dem 3,5 Tonnen schweren Pottwalskelett, das bereits unter der Decke hängt - ein weiteres Glanzstück im neuen Ausstellungsbereich "Geschichte des Walfangs" bilden.
Noch gibt die Neuerwerbung den Wissenschaftlern einige Rätsel auf. So die Gravur auf der Rückseite des Pottwalzahnes, bestehend aus einer Tiara, einem "F" und der römischen Zahl MCCCXXXIV (1334). Vielleicht könnte es sich, so mutmaßt Experte Klaus Barthelmess, um die Jahreszahl der Papstwahl von Papst Benedikt XII handeln, vielleicht stellt die Tiara die dreifache päpstliche Krone dar und das "F" könnte für den Beinamen Fournier stehen, den der Papst führte.
Barthelmess hat bei seinen Recherchen überdies herausgefunden, dass die Fischergilde im flämischen Wenduine 1340 und damit zur Amtszeit Papst Benedikt XII, das Privileg erhalten hatte, " wie von alters her mit der tarpoen auf Meerschweinfang" zu gehen. Aus diesen Fakten könne man folgern, dass der unbekannte Künstler in den 16 bärtigen Gestalten auf dem Pottwalzahn die Mitglieder einer Gilde dargestellt haben könnte.
Wie der Künstler indes an den Walzahn gekommen sein dürfte, lässt sich erklären: Alle paar Jahre verendeten früher an den Nordseestränden Pottwale, die sich verirrt hatten. Die Datierung des Kunstwerkes auf Ende des 16. Jahrhunderts erschließt sich aus der Kragenform und der Haartracht, wie sie der Künstler dargestellt hat.
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