12.10.1999
Keine Frage: Das Münchener Oktoberfest ist das größte Jahrmarktvergnügen in Deutschland. Kein Bremer wird das bestreiten. Und doch bleiben die Hanseaten von der Weser gelassen, wenn es um Vergleiche mit ihrem Freimarkt geht. Denn 964 Jahre hat dieser Rummel auf dem Buckel - und lockt inzwischen fast vier Millionen Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet in die Hansestadt. Sich ins Bremer Vergnügen zu stürzen, lohnt sich allemal: Das älteste Volksfest Deutschlands bietet seinen Besuchern so viele Fahrgeschäfte wie kein anderer Jahrmarkt. Am 15. Oktober beginnt das, was man in Bremen die 5. Jahreszeit nennt. Für insgesamt 17 Tage wird auch dieser Freimarkt die Stadt in einen unvergleichlichen Ausnahmezustand befördern - bis er nach alter Sitte am 31. Dezember würdevoll zu Grabe getragen wird.
Bei aller respektgebietenden Tradition, die den Freimarkt in Bremen so liebenswert macht: Verstaubt ist dieses gigantische Fest auf 100.000 Quadratmetern ganz bestimmt nicht. Dafür sorgen die Schausteller mit ihren "Fahrgeschäften" - ein Begriff übrigens, der dringend überholungsbedürftig ist. Denn das, was die High-Tech-Wunderkiste inzwischen aus den Karussells vergangener Tage gemacht hat und jedes Jahr noch zu überbieten weiß, lässt auch den abgebrühtesten Freimarktgänger nicht unbeeindruckt.
34 dieser wirbelnden, rasenden und rüttelnden Dinger können in diesem Jahr getestet werden. Allen voran das brandneue "Vortex" und der "Booster" - beide Neuerscheinungen sollen mit ihrem unglaublichen Bewegungs-Cocktail ein ebenso unerwartetes wie kurioses Fahrgefühl vermitteln. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 100 km/h rast der Eurostar über die Schienen. Die 80 Meter lange Super-Achterbahn, bei der die Beine frei baumeln,sorgte 1997 zum ersten Mal für Furore. Auch der atemberaubende Ritt
auf dem "Fliegenden Teppich" ist in diesem Jahr auf dem Bremer Freimarkt wieder möglich.
Natürlich ist auf der Bürgerweide auch für die Liebhaber der etwas gemächlicheren Bewegungen gesorgt. Niemand muss über Kopf hängen, sich wie die Fliege an der Wand fühlen oder hin- und herschleudern lassen. Manch einem genügt ja auch der Bummel "übern Markt", bei dem man die Mutigen bei ihren aberwitzigen Fahrten in den Gondeln bewundert - es selbst aber vorzieht, sich den kulinarischen Freimarkts-Genüssen hinzugeben. Abwechslung jenseits des SchIeudertraumas gibt es zur Genüge: Im Bayernzelt warten tagtäglich wechselnde Bands, im Riverboat kommen die Jazz- und Dixiefreunde auf ihre Kosten, und das Hansazelt hält wie immer eine bunte Mischung aus Rock & Pop bereit. Wer es größer, fetziger und länger mag, für den steht wie immer die Halle 6 bis weit nach Mitternacht zur Verfügung.
Eröffnet werden die vergnüglichen 17 Tage am 15. Oktober um 16 Uhr auf dem kleinen Freimarkt auf dem Marktplatz, um 18 Uhr geht`s los im Bayernzelt. Das große Feuerwerk startet diesmal auf Wunsch vieler Eltern bereits ab 21 Uhr. Neu im Programm ist übrigens der Knax-Kindernachmittag am 25. Oktober ab 14 Uhr mit viel Spiel und Spaß auf der Bürgerweide und ermäßigten Preisen bei verschiedenen Fahrgeschäften sowie Spiel- und Aktionsbuden. Gesorgt ist wie immer für den Tag der Behinderten am 21. Oktober sowie für einen großen Seniorennachmittag am 27. Oktober - beides findet im Bayernzelt statt. Vormerken muss sich jeder unbedingt den 23. Oktober. Ab 12 Uhr ist die Innenstadt dicht - denn dann treibt es 140 Gruppen zum Freimarktsumzug auf die Straße. Auf N3 ist dieser fröhliche Karneval übrigens live zu verfolgen.