29.09.2000
Modern String Quartett zu Gast in Bremerhaven - TIF hat sich etabliert
Wenn bisweilen der Wind einen leichten Fischgeruch heranträgt, wird kein Besucher auf dem Weg zum "TIF" die Nase rümpfen. Solch Begleiterscheinungen sind in Bremerhaven unspektakuläre Beigabe. Für das "Theater im Fischereihafen" allemal - sie schwingen geradezu im Namen mit. Die kleine, hochmoderne Spielstätte, 1996 eröffnet, hat sich zu einem vielbeachteten und beliebten kulturellen Anziehungspunkt entwickelt. Jetzt will die künstlerische Leiterin, Dorothee Starke, dem Haus mit Uraufführungen, die hier in Kooperation mit externen Künstlern entwickelt werden, neue Impulse geben. Ein erster, höchst interessanter Schritt in diese Richtung erfolgt am kommenden Sonnabend (30. September). Das Modern String Quartett aus München wird im TIF, einen Tag vor der Premiere im Berliner Hebbel-Theater, sein neuestes Programm "New York, New York" vorab präsentieren.
Der Abend verspricht Spannung und einen Hörgenuss jenseits eingefahrener Wege. Denn das, was die vier Musiker im Gepäck haben, ist keine musikalische Allerweltskost. Im Mittelpunkt des Konzertes stehen Werke zweier führender Vertreter der amerikanischen Musik-Avantgarde, Steve Reich und Philip Glass. Zugleich bringen die vier Streicher ihre persönlichen, unverwechselbaren Stärken ein: Sie offerieren dem Publikum eigene Kompositionen, und sie bereichern ihren Auftritt überdies mit überraschenden Lichteffekten wie auch mit Videoprojektionen.
Ein besonderes Highlight also im Programm des Theaters im Fischereihafen, das sich in der Seestadt neben dem Stadttheater um ein eigenes Profil bemüht. Es gibt kein eigenes Ensemble, dafür Gastspiele mit musikalischem Schwerpunkt: Es kommen Chansonniers, Künstler aus dem Bereich der Musik-Comedy, es gibt klassische Konzerte wie auch Lesungen mit Musik. Gelegentlich treten Tanztheater auf, Kinder- und Jugendtheater kommt hinzu. Bekannte Persönlichkeiten wie Otto Sanders, Hermann van Veen, Günter Lamprecht oder Ulla Meinecke hat es in das TIF gezogen,
die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen war ebenso zu Gast wie das Ballett des Saarländischen Staatstheaters.
"Wir versuchen, immer wieder bekannte Künstler nach Bremerhaven zu holen", so Dorothee Starke, die das Konzept des TIF mit entwickelt hat. Künstler, die sonst in großen Häusern präsent sind, kommen wegen der besonders intimen Atmosphäre und der individuellen Betreuung gern ans TIF, betont die Leiterin. Kein Wunder, denn hier sind die Akteure nah am Publikum, hier kann der Funke leicht überspringen. Platz ist für 14 Stuhlreihen und höchstens 300 Leute.
Zugleich aber hat es sich das TIF zur Aufgabe gemacht, Künstler aus der Region zu fördern. Manch einer hat sein Soloprogramm hier proben können, was an großen Bühnen wegen eines strengen Spielplanbetriebes häufig nicht möglich ist. Erstaunlich ist die gute technische Ausstattung des Hauses, in dem auch jährlich ein bis zwei Produktionen des Bremerhavener Stadttheaters gespielt werden.
Hinter dem Projekt steht die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft, die auch das "Forum Fischereihafen" betreibt, unter dessen Dach sich das Theater befindet. Dieses Gebäude - entstanden aus einem ehemaligen Güterbahnhof - beherbergt auch ein sehenswertes Aquarium, eine Cafe, Läden, einen Ausstellungsraum sowie ein gut besuchtes Kochstudio. Gleich gegenüber finden sich eine Reihe guter Fischrestaurants - die einem Theaterabend im Fischereihafen mühelos einen kulinarischen Glanzpunkt hinzufügen können.
Adresse: Theater im Fischereihafen, Am Schaufenster 6, 27572, Bremerhaven,
Tel: 0471 -9313136