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Der Senator für Kultur

Kunstherbst Dritter Teil – Rudolf Herz mit Lenintruck on Tour

27.09.2004

Bürgermeister Scherf empfängt den Truck am 1. Oktober auf dem Bahnhofsvorplatz

Im letzten Jahr wurde es 30 Jahre alt: das Bremer Programm von Kunst im öffentlichen Raum. Und Bremen gilt als ihr Geburtsort: 1973 beschloß die Bremische Bürgerschaft als erstes Parlament in Deutschland die Kunst im öffentlichen Raum als kommunale Aufgabe. Wegweisende Kunstprojekte haben die Hansestadt seitdem immer wieder in die überregionale und internationale Diskussion gebracht. Nach dem ereignisreichen Jubiläumsjahr 2003 geht es diesen Herbst mit Energie weiter: Nach Christian Boltanskis „Les Regards.Skulptur für Bremen“ und der Eröffnung von Daniel Spoerris „Fleischwolfbrunnen“ auf dem Platz hinter dem Parlamentsgebäude folgt am 1. Oktober die Veranstaltung „Lenin on Tour“ von Rudolf Herz. Mit den teilweise zerschlagenen Köpfen ostdeutscher Lenin-Denkmäler inszeniert der Münchner Künstler eine scheinbar ziellose Reise der Reste einer politischen Repräsentationskunst und die Diskussion um Denkmalsetzung und Denkmalzerstörung. Rudolf Herz ist zurzeit mit einer Arbeit auch in der Ausstellung „After Images“ im Neuen Museum Weserburg zu sehen ist.


Bürgermeister Dr. Henning Scherf wird am Freitag, dem 1. Oktober um 11 Uhr den Lenintruck auf dem Bahnhofsvorplatz begrüßen. Zum Werk von Rudolf Herz spricht Peter Friese vom Neuen Museum Weserburg Bremen. Der Tag findet seinen Abschluss um 18 Uhr im Vortragssaal der Bremer Kunsthalle, wo der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Rudolf Hickel einen Vortrag zum Thema „Lenin trifft den Turbokapitalismus“ hält.

1991 nach der Wende wurden in Dresden die monumentalen Granitbüsten eines großen Lenindenkmales abgerissen. Daran entzündete sich nicht nur in der Kunstwelt die Debatte, wie mit Geschichte, Denkmälern und Erinnern umzugehen sei. Rudolf Herz schlug damals vor, die Skulptur als gestürztes Denkmal an Ort und Stelle zu belassen. Dies wurde abgelehnt. Die teilweise zerschlagenen Köpfe kamen ins Depot zu einem Dresdner Steinmetz. Herz hat sie nach zehn Jahren wieder entdeckt, auf einen langen Truck geladen und führt sie nun durch europäische (Haupt)städte, verbunden mit Vorträgen und Statements vor Ort von Künstlern, Philosophen usw., die Lenin das 21. Jahrhundert erklären sollen. Herz inszeniert ein mobiles Bild, d.h. die scheinbare ziellose Reise der Reste einer politischen Repräsentationskunst, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in dieser Form obsolet geworden ist. Auf der Reise durch das Alltagsleben des 21. Jahrhunderts trifft die jüngste Vergangenheit mit der visuell übermächtigen Gegenwart aufeinander. Dieses Zusammentreffen eröffnet Reflexionen über den Epochenbruch 1989 / 91 und dessen Folgen für Konzeption und Strategien einer kritischen Kunst und Kultur.