Sie sind hier:

Bundesland Bremen

Sprache ohne Worte: Wenn Symbole regieren

09.06.2004

Wilhelm Wagenfeld Haus zeigt spannende Schau zum Rolandfest

George Bush steht vor dem Helikopter und winkt. Das Bild kennt jeder. Aber tatsächlich ist niemand da, dem er zuwinkt. Eine medienwirksame Szene – wie die meisten solcher Auftritte bekannter Politiker. Die Gestik hat Symbolcharakter und fügt sich damit hervorragend in die neue Ausstellung im Wilhelm Wagenfeld Haus ein. Sie thematisiert die Sprache der politischen Symbole in einer spannenden, intelligenten und stellenweise witzigen Schau: Ein passgenauer Beitrag zu Bremens großem Rolandfest (11.-20. Juni), denn der steinerne Riese ist selbst ein eindrucksvolles Freiheitssymbol. Die bis zum 8. August laufende Ausstellung „Mehr als tausend Worte“ präsentiert eine überraschende Fülle von Zeichen, Signets, Symbolen, Gesten, Denkmälern und Ereignissen – alle konsequent und überaus ansprechend auf Fahnen präsentiert..


Die ausgewählten Objekte und Szenen wirken zumeist für sich. Schon beim oberflächlichen Blick wird klar, wie sehr Symbole mit ihrer nonverbalen Sprache im menschlichen Zusammenleben eine Rolle spielen. Es lohnt sich jedoch ein zweiter, vertiefender Blick auch auf ausgewählte Aspekte dieser opulenten Schau, die sorgfältig aus einer Fülle von Quellen zusammengetragen wurde. Um den Überblick zu erleichtern, ist sie in acht Module aufgeteilt. Schließlich ist die Zeichensprache der Macht ja nicht nur in Flaggen, Orden oder in Uniformen zu finden. Sie zeigt sich beispielsweise in der Architektur, in den „Hütten, Häusern und Palästen“, wie ein Segment betitelt ist. Der Betrachter lernt: Ob im Häuptlingszelt oder in der Kathedrale, ob im Kanzleramt oder im Schloss Windsor: Die Architektur der Herrschenden ist immer Spiegel einer Weltanschauung. Ein weiteres Modul ist ausschließlich der Bedeutung von Tieren in der politischen Sprache gewidmet. Klar, dass hier der Adler mit seiner mehr als 900jährigen Geschichte als deutsches Hoheitssymbol im Mittelpunkt steht. Er findet sich aber auch – durchaus überraschend für den Laien – in den Staatswappen zahlreicher anderer Länder.


Keine Frage, dass die Präsentation auch den Symbolen der Deutschen Einheit ein höchst anschauliches Kapitel widmet, das zugleich den Abbau der Symbole als Thematik nicht ausspart. Weitere Themen sind die Ausdrucksformen totalitärer Propaganda oder die Symbole von Parteien und Organisationen. Am witzigsten freilich ist die Abteilung „dont talk, just kiss“ mit all jenen Szenen, in denen sich Politiker mit Händen, Fäusten und Gebärden als vollendete Gestenprofis erweisen.

Die Ausstellung im Wilhelm Wagenfeld Haus wurde konzipiert von :i/i/d „Institut für integriertes Design an der Hochschule Bremen. Geöffnet ist sie mittwochs bis sonntags von 10-18 Uhr,dienstags von 15 bis 21 Uhr.