„Das Geburtshaus Bremen ist ein ganz besonderer Ort, dessen Wert wir nicht hoch genug schätzen können“, mit diesen Worten gratuliert Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe dem Geburtshaus in der Sommerstraße zum zehnjährigen Bestehen. „Hier haben Kinder die Zeit, die sie brauchen, um das Licht der Welt zu erblicken, hier steht den Schwangeren ein Team erfahrener Hebammen zur Seite und unterstützt sie bei einer selbstbestimmten, guten Geburt. Das ist heute leider überhaupt nicht selbstverständlich und deshalb ist die Erfolgsgeschichte des Geburtshauses umso mehr zu feiern“, so die Landesfrauenbeauftragte, die zugleich Schirmfrau des Geburtshauses Bremen ist und es von Beginn an begleitet hat.
„Wir feiern diesen Tag in einer dramatischen Zeit, in der es für die freiberuflichen Hebammen um ihre Existenz geht und Politik und Krankenkassen endlich und schnell handeln müssen“, erklärt Ulrike Hauffe angesichts der prekären Einkommenssituation freiberuflicher Hebammen, die durch stetig neue Erhöhungen der beruflichen Haftpflichtprämien existenzbedrohende Ausmaße annimmt. Hebammen geben derzeit in großer Zahl die Geburtsbegleitung auf, Geburtsstationen in Kliniken müssen schließen, weil sie keine Beleghebammen mehr finden. „In einer Zeit, in der wir eine Kaiserschnittrate von über 30 Prozent für problematisch halten, ist es geradezu zynisch, wie die Akteure im Gesundheitswesen den Berufsstand der Hebammen ausbluten lassen“, erklärt Hauffe mit Bezug auf das ergebnislose Spitzengespräch zwischen dem Deutschen Hebammenverband und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr in der vergangenen Woche. Auch in den Verhandlungen zwischen Hebammenverbänden und Krankenkassen um die dringend notwendige und zudem von der Bundesregierung bereits 2006 zugesagte Gebührenerhöhung, für die die Hebammen sich die Unterstützung des Ministers erhofft hatten, geht es nicht weiter. Eine Erhöhung der Gebühren wird umso dringender, je rapider die Haftpflichtprämien für freiberuflich tätige Hebammen steigen: Seit 2009 sind die jährlichen Prämien um 1.800 Euro gestiegen, eine weitere Erhöhung von 3.700 auf 4.200 Euro steht für Juli an – und die nächste Erhöhung ist für 2014 bereits angekündigt. „Es kann nicht sein, dass Hebammen die wegen gesetzlicher Bestimmungen verlängerte Haftung alleine tragen. Bremen muss sich auf Bundesebene dafür einsetzen, endlich eine bessere Lösung für die Versicherungsfrage zu finden“, so die Landesfrauenbeauftragte.
„Schwangere sollen die Wahl haben, wo und wie sie ihr Kinder zur Welt bringen. Und deshalb müssen diejenigen, die sie dabei am besten unterstützen, angemessen bezahlt und aus dem Würgegriff der Versicherungsprämien befreit werden“, appelliert die Landesfrauenbeauftragte an die Vertreter der Krankenkassen: „Die Leistung von Hebammen trägt nachweislich dazu bei, Komplikationen bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett und damit zusätzliche Kosten zu verhindern. Das sollte den Kassen eine existenzsichernde Entlohnung wert sein.“