400 Jahre Renaissance-Fassade
13.04.2012Mit einem Festakt in der Oberen Rathaushalle hat Bremen gestern Abend (12.4.2012) das 400jährige Jubiläum der Rathausfassade gewürdigt. Das gotische Rathaus von 1405 war zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Stile der Renaissance umgebaut worden. „Wir dürfen unseren Vorfahren dankbar sein, dass sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben“, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen in seiner Festansprache. Bremen habe 400 Jahre nach Abschluss der damaligen Umgestaltung (1612) einen kostbaren Schatz zu feiern, der von Tag zu Tag kostbarer werde, betonte der Bürgermeister. Zur Feierstunde konnte der Hausherr zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft begrüßen. Unter ihnen der neue französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, Bremens früherer Bürgermeister Klaus Wedemeier, Bürgerschaftspräsident Christian Weber, ehemalige Senatsmitglieder, Landräte und Bürgermeister aus den Umlandgemeinden. Zudem waren zahlreiche Bremerinnen und Bremer über eine Medienaktion eingeladen worden. „Es ist uns wichtig, dass wir im Rathaus nicht unter uns bleiben“, betonte Böhrnsen.
Bremens Rathaus ist seit über sechs Jahrhunderten unversehrt geblieben, auch im Zweiten Weltkrieg hat das Haus kaum Schaden genommen. „Ein Glücksfall“, betonte der Bürgermeister und verwies darauf, dass das 2004 zum Welterbe ernannte Gebäude stets in gutem und gepflegtem Zustand gehalten werde.
Als sich der Rat der Stadt Bremen vor 400 Jahren für eine neue Fassade entschied, habe Bremen eine Blütezeit erlebt. Überall sei gebaut worden, da habe der Rat nicht nachstehen wollen. „Und er wollte auch zeigen, wie bedeutend und mächtig er war“, unterstrich der Bürgermeister. Vor diesem Hintergrund erschuf Lüder von Bentheim die ebenso reichhaltig wie kunstvoll verzierte Außenfront mit all den Figuren und Reliefs, den Fabelwesen und Engeln, mit eindrucksvollen, bildhaften Szenen. „So ist damals das wichtigste und bedeutendste Beispiel der Weserrenaissance im Nordwesten entstanden“, so Böhrnsen.
Das Bremer Rathaus verdankt seine Existenz dem Bedürfnis nach Repräsentation durch Symbole. Auf diesen Aspekt machte Festredner Prof. Dr. Stephan Albrecht von der Universität Bamberg aufmerksam, der in seinem Festvortrag ein deutliches Plädoyer für eine repräsentative Architektur abgab. Heute präge ein weitgehender Verzicht auf den repräsentativen Anspruch zahlreiche Rathaus- und Regierungsneubauten. Diese Bauten erweckten den Eindruck einer vom Menschen losgelösten, anonymen Verwaltungsmaschine. „Öffentlichkeit aber braucht Symbole“, unterstrich Albrecht. In ihnen würde sich die Teilhabe des Einzelnen am Gemeinwesen abbilden. In Bremen sei dies über Jahrhunderte gewachsen. (Der gesamte Wortlaut des Vortrages von Stephan Albrecht findet sich hier... (pdf, 156.5 KB))
Passend zur Thematik umrahmten musikalische Klängen aus dem späten 16 und frühen 17. Jahrhundert die Feierstunde – einfühlsam interpretiert vom Ensemble Weser-Renaissance unter der Leitung von Professor Manfred Cordes. Für einen humorvollen Zugang zu den Botschaften, die sich aus dem Fassadenschmuck ablesen lassen, sorgten Christian Bergmann und Frank Auerbach von der bremer shakespeare company. Sie ließen die Tugenden in einen witzigen und hintergründigen Dialog miteinander treten. Gaby Schuylenburg moderierte fachkundig den Festakt, der mit einem Empfang für die Gäste ausklang.´
Fotos: Senatspressestelle