7. Integrationsmonitoring zeigt Entwicklung in den Kernbereichen der Integration
10.05.2023Im Bundesland Bremen haben 17,8 Prozent aller Wahlberechtigten eine Migrationsgeschichte, ein Elternteil oder sie selbst sind nicht in Deutschland geboren. Das ist der höchste Wert unter allen Bundesländern. Der Durchschnitt liegt bei 11,5 Prozent. Dieser Befund ist Teil des 181 Seiten umfassenden 7. Integrationsmonitorings, das alle zwei Jahre im Auftrag der Integrationsministerkonferenz erstellt wird. Der hohe Anteil an Wahlberechtigten entspricht dem hohen Anteil an Zuwanderinnen und Zuwandern an der Gesamtbevölkerung Bremens, der bei 37,2 Prozent liegt – ebenfalls ein Spitzenwert. Es folgen Hessen (33,6) sowie die Stadtstaaten Hamburg (33,2) und Berlin mit 32,7 Prozent. Der Durchschnittswert in Deutschland liegt bei 25,3 Prozent, was fast 21 Millionen Menschen entspricht. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2021, die Zuwanderung von mehr als einer Million Menschen aus der Ukraine ist darin noch nicht enthalten.
"Die Daten unterstreichen, welchen hohen Stellenwert die Themen Migration und gesellschaftliche Teilhabe für unser Bundesland und die hier lebenden Menschen haben", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. "Die Politik insgesamt wie auch konkrete Maßnahmen müssen zukünftig viel stärker auf diese demographische Zusammensetzung zugeschnitten werden."
"Mit dem Integrationsmonitoring haben wir wichtige Ansatzpunkte für unser integrationspolitisches Handeln", sagte Bremens Migrations- und Integrationsbeauftragte Nadezhda Milanova. "Sie zeigen auf, in welchen Bereichen noch immer Teilhabedefizite bestehen und wo Bremen die migrationsgesellschaftliche Öffnung im Ländervergleich besonders gut bewältigt."
Der Anteil an Landtagsabgeordneten mit Migrationsgeschichte ist in den drei Stadtstaaten bundesweit am höchsten. Er liegt in Bremen bei 19,0 Prozent, in Hamburg bei 21,1 und in Berlin bei 17,0 Prozent. Als einziges Flächenland kommt Baden-Württemberg mit 11,7 Prozent auf einen zweistelligen Wert, alle anderen sind einstellig mit den niedrigsten Werten für die Bundesländer im Osten sowie dem Saarland, das im Jahr 2021 nicht einen einzigen Abgeordneten mit Migrationsgeschichte in den Landtag entsendet hat.
Nach den Daten der Erhebung schätzen in Bremen 89 Prozent aller Menschen mit Migrationsgeschichte ihre Sprachkenntnisse als "gut" bis "sehr gut" ein. Das ist der höchste Wert in einem Bundesland, der Bundesdurchschnitt liegt bei 81 Prozent. Zudem liegt der Anteil ausländischer Auszubildender an allen Beschäftigten im öffentlichen Dienst nur in zwei Ländern über zwei Prozent – in Bremen mit 2,2 und in Berlin mit 2,1 Prozent. Der bundesweite Durchschnitt erreicht gerade mal 1,0 Prozent. Der Anteil Deutscher Auszubildender an den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst aller Länder liegt bei 3,6 Prozent.
Während 37,2 Prozent der Bremerinnen und Bremer eine Zuwanderungsgeschichte haben, liegt der Anteil an Kinder unter drei Jahren mit Zuwanderungsgeschichte in Krippen bei 45,4 Prozent. Das ist der höchste Anteil aller Länder bei einem Durchschnittswert von 22,5 Prozent.
Neben diesen positiven Signalen für die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Bremen zeigt das Monitoring auch Probleme in einigen Bereichen auf. So hat Bremen mit 26,7 Prozent die höchste Arbeitslosenquote bei der ausländischen Bevölkerung (der Bundesdurchschnitt liegt bei 14,9 Prozent). Im Vergleich dazu liegt die Arbeitslosenquote der deutschen Bevölkerung in Bremen bei 8,4 Prozent, also 18,3 Prozentpunkten niedriger. In Bremen ist damit die Differenz zwischen den beiden Gruppen bundesweit am höchsten.
Bemerkenswert: Wie schon im 6. Integrationsmonitoring zeigt sich, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte größeres Vertrauen in staatliche Institutionen wie Justiz und kommunale Verwaltung haben als Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. So geben 82 Prozent der Menschen mit und nur 76 Prozent der Menschen ohne Migrationsgeschichte an, "eher" oder "voll und ganz" in die genannten Institutionen zu vertrauen.
Zum Bericht
Der Integrationsmonitor wird herausgegeben von der Konferenz der für Integration
zuständigen Ministerinnen und Minister/Senatorinnen und Senatoren der Länder (IntMK). Verfasser ist die länderoffene Arbeitsgruppe "Indikatorenentwicklung und Monitoring" der IntMK. Datenquellen sind unter anderem der Mikrozensus, die Schul- und die Hochschulstatistiken, der IQB-Bildungstrend, die Berufsbildungsstatistik, die Arbeitslosenstatistik, die Einbürgerungsstatistik, die Asylgeschäftsstatistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und andere. Verwendet wurden die jeweils aktuellsten verfügbaren Datensätze.
Der Bericht dokumentiert die Entwicklung in den Kernbereichen der Integration in den drei Jahren von 2019 bis 2021 für die einzelnen Bundesländer sowie die gesamte Bundesrepublik. Der Bericht zeigt auf, wo es Integrationsfortschritte gegeben hat, und weist auf Handlungsbedarfe hin.
Hier zum Download: Siebter Bericht zum Integrationsmonitoring der Länder
Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Tel.: (0421) 361-4152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de