In Bremen wurde der Grundstein für die gesundheitliche und medizinische Versorgung Papierloser und Menschen ohne Krankenversicherung gelegt. Damit werden in Bremen neue Wege in der Versorgung dieser stark benachteiligten Personengruppe eingeschlagen. Für den Start des Projekts ist für die Jahre 2022/2023 ein Budget von 1,45 Millionen Euro festgelegt, das aus Mitteln des Bremen Fonds finanziert wird.
Nicht allen Menschen steht der Zugang zum deutschen Gesundheitssystem uneingeschränkt offen. Vor allem Papierlosen und Menschen ohne Krankenversicherung bleibt der Zugang oft versperrt. Um dies in Bremen zu ändern, ist seit Mitte August ein Behandlungs- und Beratungszentrum tätig. "Gesundheitliche Versorgung ist ein Menschenrecht. Wir müssen allen Menschen den Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen, deswegen ist es so wichtig, dass wir in Bremen jetzt mit diesem Projekt gestartet sind. Herkunft und soziale Umstände dürfen bei der gesundheitlichen Versorgung keine Rolle spielen und jeder und jedem muss unser medizinisches Versorgungssystem offenstehen", sagt Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz.
Das Behandlungs- und Beratungszentrum wird vom "Verein zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung nichtversicherter und papierloser Menschen in Bremen e.V. (MVP e.V.)" betrieben. Der Verein wurde zu diesem Zweck nach langer und intensiver Findungsphase gegründet. An der Erarbeitung des Konzepts waren unter anderem die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, das Gesundheitsamt Bremen, die Innere Mission sowie die Vereine Medinetz und der "Verein zur Förderung der medizinischen Versorgung Obdachloser im Land Bremen e. V." beteiligt. Neben einer Möglichkeit einfache Untersuchungen vor Ort durchzuführen, können Behandlungs- und Apothekenscheine ausgestellt werden, die mit dem MVP e.V. abgerechnet werden. Dadurch eröffnen sich für Papierlose und Menschen ohne Krankenversicherung reguläre Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Neben der Untersuchung und Vermittlung, wird außerdem ein Clearing angeboten. Dabei werden die Klientinnen und Klienten unterstützt, Zugang zum System der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung oder als Leistungsbezieher nach dem AsylbLG oder dem SGB zu erhalten.
"Die Situation der gesundheitlichen Versorgung hat sich für nichtversicherte und papierlose Menschen durch die Corona-Pandemie noch mal verschärft. Der Bedarf, nichtversicherte und papierlose Menschen zu impfen und frühzeitig zu beraten und zu behandeln, besteht nach wie vor, damit eine Ausbreitung des Virus sowie Langzeitfolgen für die Betroffenen verhindert werden", sagt Senatorin Claudia Bernhard. "Ich bin mir sicher, dass wir mit dem neuen Angebot einen unglaublich wichtigen Schritt gehen und eine gute Lösung im Sinne der Betroffenen gefunden haben. Die Realisierung dieses Projekts war mir von Anfang an ein Herzensthema, da wir es jetzt endlich schaffen können, einen blinden Fleck unseres Gesundheitssystems auszumerzen. Ziel des Projekts war es, ein niedrigschwelliges Angebot zu entwickeln und ich glaube wir haben genau das geschafft."
Zur Zahl der Nicht-Krankenversicherten im Land Bremen liegen keine belastbaren Zahlen vor. Groben Schätzungen zufolge könnte es sich um eine Zahl in einem kleineren vierstelligen Bereich handeln, also um eine beachtliche Größenordnung. Dies zeigte aus Sicht des Bremer Senats den dringenden Handlungsbedarf auf, den Zugang der genannten Personengruppen zum Versorgungssystem zu ermöglichen oder zumindest zu erleichtern und förderte das Projekt seit dem 1. Juli 2022. Seit Mitte August wurden in den Räumlichkeiten des MVP e.V. bereits mehr als 100 Personen behandelt und/oder beraten. Die Hälfte der behandelten Personen wurde an niedergelassene Praxen und Krankenhäuser zur weiteren Behandlung überwiesen. Bisher arbeiten und kooperieren rund 70 Gesundheitsdienstleisterinnen (Arztpraxen, Hebammen, Krankenhäuser usw.) mit dem MVP e.V.
Der "Verein zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung nichtversicherter und papierloser Menschen in Bremen e.V. (MVP e.V.)" ist Anlauf- und Ausgabestelle. Das Angebot des Vereins verfolgt insbesondere drei Ziele:
"Wichtig bleibt nach wie vor, dass der Behandlungsschein bei Bedarf pseudonymisiert ausgestellt werden kann, um eine Hürde für die Betroffenen abzubauen, die eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen möchten", betont Claudia Bernhard die Wichtigkeit des Projekts. "Wir starten jetzt mit diesem Modellprojekt und werden anschließend auswerten, wie wir eine dauerhafte Lösung finden können. Dabei muss es meiner Meinung nach auch um eine räumliche Ausweitung nach Bremerhaven gehen."
Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de