"Die Koalition lässt ihren Worten Taten folgen. Das ist gerade für Alleinerziehende dringend nötig und daher nur zu begrüßen", kommentiert Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm den heute (19.09.2019) vorgestellten Antrag der Regierungsparteien zu einem Aktionsplan Alleinerziehende. "Viele der heute benannten Maßnahmen sind nicht neu und Akteurinnen wie die Arbeitnehmerkammer und die ZGF fordern seit vielen Jahren, Alleinerziehende mit ihrem hohen Armutsrisiko strukturell in den Blick zu nehmen – also Strukturen zu schaffen, die dieser Gruppe, zu über 80 Prozent Frauen, Wege in eine eigenständige Existenzsicherung ermöglichen", so Wilhelm weiter. "Die hohe Kinderarmut in Bremen, die immer wieder für Schlagzeilen und Handlungsdruck sorgt, ist größtenteils eine Folge der Armut der Mütter – bei ihnen muss angesetzt werden. Diese Botschaft ist inzwischen deutlich angekommen bei Verantwortlichen in Politik und Verwaltung. Neu ist, dass nun die einzelnen Ansätze in einem Landesprogramm gebündelt und verstetigt werden sollen, und die Bürgerschaftsfraktionen hierzu eine erste Frist gesetzt haben. Es wird also vorangehen."
Schulabschluss, Berufsausbildung, Kinderbetreuung, Teilzeitmöglichkeiten – dies seien die Faktoren, die darüber entscheiden, ob Alleinerziehende am Arbeitsmarkt Fuß fassen. "Und hierfür braucht es Angebote und Rahmenbedingungen, die passen und von Alleinerziehenden dringend gewünscht werden. Das hat eine Befragung der Arbeitnehmerkammer vor zwei Jahren, bei der die ZGF mitgewirkt hat, deutlich gezeigt", so die Landesfrauenbeauftragte. Über 67 Prozent aller Alleinerziehenden-Haushalte sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Rund 70 Prozent der arbeitslosen Alleinerziehenden in Bremen haben keinen Berufsabschluss und damit so gut wie keine Chancen auf einen guten Job – im Ländervergleich die höchste Rate. "Deshalb ist ein nur auf die Zielgruppe zugeschnittenes Arbeitsmarktprogramm so wichtig, ebenso wie eine Offensive für Ausbildung in Teilzeit. Kinderbetreuung am Jobcenter ist ebenfalls bedeutend, das zeigen Erfahrungen in anderen Bundesländern. Die Jugendberufsagentur soll gezielt junge Eltern in den Blick nehmen, auch ein wichtiger Schritt – denn wer keinen Beruf oder noch nicht mal einen Schulabschluss hat, hat kaum Chancen auf Beschäftigung, die eine Familie ernährt."
Die Landesfrauenbeauftragte begrüßt weiter, dass Beratung und Unterstützung in den Stadtteilen verankert werden soll: "Es darf nicht entscheidend sein, ob eine Alleinerziehende in Blumenthal, Tenever oder der Neustadt lebt. Wenn sie Unterstützung braucht, muss sie die im Stadtteil finden können", erklärt Wilhelm. Dasselbe gelte für flexible Kinderbetreuungsangebote für Schichtarbeitende, deren Ausbau im Antrag der Koalition ebenfalls gesetzt wird. Wünschenswert seien zudem Angebote der Gesundheitsförderung.
"In dem Antrag der Fraktionen sind in einem Atemzug die vielen einzelnen Maßnahmen genannt, die gebündelt und koordiniert laufen müssen, um Alleinerziehende wirklich zu erreichen und ihre Situation zu verbessern. Auf dem Papier dieses Antrags ist somit genau die tragfähige Struktur skizziert, die Fachleute seit langem einfordern. Dazu zählt auch eine ressortübergreifende Steuerungsgruppe, die das Programm koordiniert", so die Landesfrauenbeauftragte abschließend: "Die ZGF wird den weiteren Prozess begleiten und nach Kräften unterstützen - und sich so auch weiterhin für die spezifischen Bedarfe dieser besonders geforderten Gruppe einsetzen."
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