Innensenator Ulrich Mäurer stellt Ergebnisse der Arbeit vor
05.09.2019In seiner Doktorarbeit hat sich der Islamwissenschaftler des Landesamtes für Verfassungsschutz Bremen, Hazim Fouad, mit der Frage auseinandergesetzt, ob und inwieweit dem Salafismus innermuslimisch entgegengetreten wird. Hierbei stellte er fest, dass ein immenser Fundus an innermuslimischer Salafismuskritik existiert. Der Salafismus wird dabei theologisch, islamrechtlich, historisch und soziologisch kritisiert. Es sind also nicht nur die wenigsten Muslime Salafisten, sondern unter ihnen gibt es lautstarke Kritiker und Kritikerinnen, die über Bücher, Predigten, Aufsätze und Videovorträge versuchen, dem Salafismus etwas entgegenzusetzen.
Innensenator Ulrich Mäurer und der Leiter des Bremer Landesamtes für Verfassungsschutz, Dierk Schittkowski, stellten heute (05.09.2019) die Ergebnisse der Arbeit gemeinsam mit Hazim Fouad der Öffentlichkeit vor. "Dem Salafismus steht allerdings keine geeinte Front an Kritikern gegenüber. Das bedeutet, nicht jeder Salafismuskritiker ist automatisch ein lupenreiner Demokrat, denn das Spektrum reicht von liberal-modernen bis zu ultra-konservativen Positionen", so Mäurer. Zeitgleich sei dies wiederum Ausdruck der Vielfältigkeit des Islams und der Muslime.
Nach wie vor versuche der Salafismus, nicht zuletzt mithilfe finanzieller Unterstützung durch die Golfstaaten, zu der dominanten Interpretation des Islams zu werden. Dies gelte sowohl für die islamische Welt als auch für Europa.
Bei Salafismus handelt es sich um eine fundamentalistische Auslegung der islamischen Religion. Sie verfolgt politische Ziele, die gemessen am Grundgesetz als extremistisch zu bezeichnen sind. Dabei versucht der Salafismus seine verfassungsfeindlichen Ansichten zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung stets als den "wahren Islam" zu bezeichnen. All diejenigen, die nicht das salafistische Islambild teilen, sind aus Sicht der Salafisten keine richtigen Muslime oder im schlimmsten Fall sogar Abtrünnige. Eine Teilgruppe der Salafisten, die so genannten Jihadisten, ist zudem der Ansicht, dieses Weltbild mit Gewalt durchsetzen zu müssen.
Nicht zuletzt mit Verweis auf die Anschläge durch islamistische Terroristen und Terroristinnen behaupten Akteure und Akteurinnen des rechtsextremen und rechtspopulistischen Spektrums, der Westen befände sich in einem Krieg mit dem Islam bzw. der islamischen Welt. Dabei differenzieren diese Akteure genauso wenig, wie die Salafisten zwischen den verschiedenen Interpretationen des Islams. Sie nehmen vielmehr die Gesamtheit der Muslime in Geiselhaft für die Taten von Extremisten und Extremistinnen, obwohl nur eine Minderheit der Muslime weltweit dem Salafismus angehört. So beträgt der Anteil der Salafisten unter den Muslimen in Deutschland ca. 0,2 Prozent.
Senator Mäurer: "Letztlich stellt die Doktorarbeit von Hazim Fouad einen weiteren Beleg dafür da, dass nicht ‚der Islam‘ dem Westen feindlich gegenübersteht. Vielmehr stehen sowohl hier, wie auch in den islamischen Ländern, demokratisch gesinnte Menschen, egal ob Muslime oder nicht, Extremisten gegenüber."
Demnach ist auch die nicht-muslimische Mehrheitsgesellschaft in Deutschland bzw. Bremen aufgerufen, diesen Fakt vermehrt in den Vordergrund des öffentlichen Diskurses zu stellen. Eine, durchaus staatlich unterstützte, Partnerschaft mit all denjenigen, die sich gegen Extremismus stellen, gilt es zu fördern und hier im Speziellen das muslimische Engagement hervorzuheben – wie z.B. das Projekt al-Etidal der SCHURA BREMEN. Andernfalls könnten sich die pauschalisierenden Aussagen islamfeindlicher Akteure über den Islam langfristig in der Gesellschaft durchsetzen. Dies wiederrum könnte dazu führen, dass sich ein Teil der zu Unrecht angegriffenen Muslime tatsächlich in Parallelgesellschaften oder gar in den Extremismus drängen lässt, was es unbedingt zu verhindern gilt.
"Der Verfassungsschutz hat den Auftrag, über extremistische Bestrebungen aufzuklären. Dazu gehört auch, in der Öffentlichkeitsarbeit klar zwischen Extremisten und Nicht-Extremisten zu unterscheiden", betont auch Verfassungsschutzchef Dierk Schittkowski. Die Dissertation von Dr. Hazim Fouad sei ein weiterer – wissenschaftlicher – Baustein in der Arbeit des Bremer Verfassungsschutzes, der belege, dass eine differenzierte Betrachtung und klare Trennung zwischen der sehr geringen Anzahl extremistisch eingestellter Muslime und der weit überwiegenden, nicht-extremistischen Mehrheit von Menschen muslimischen Glaubens unbedingt geboten sei.
Schittkowski: "Zudem ist es Aufgabe des Verfassungsschutzes, alle Bremerinnen und Bremer vor sämtlichen extremistischen Einflüssen bzw. Unterwanderungen, egal ob religiös oder politisch-ideologisch motiviert, zu schützen, um so alle extremistischen Strukturen zu entlarven und zu isolieren."
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