"Eine besondere Wissenschaftlerin, eine kämpferische Pionierin, eine Frau mit schier unerschöpflicher Energie und einem großen Herzen für die Menschen." So fasste Bürgermeister Dr. Carsten Sieling heute (17. Mai 2019) in seiner Ansprache zusammen, was Prof. Dr. Annelie Keil ausmacht. Im Rahmen eines Festaktes hat der Bürgermeister anschließend die Bremische Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft an Prof. Dr. Annelie Keil verliehen. Der Bremer Senat würdigt mit dieser Auszeichnung die Verdienste der Wissenschaftlerin und Wahlbremerin um die Sozial- und Gesundheitswissenschaft für die Universität und das Land Bremen.
Zur Verleihung in der Oberen Rathaushalle waren mehr als 200 Gäste gekommen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft sowie persönliche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von Annelie Keil.
In ihrer Laudatio würdigte Ulrike Hauffe, Bremens ehemalige Landesfrauenbeauftragte, Annelie Keil als eine herausragende Persönlichkeit, deren Lebensweg nicht immer einfach war. Ihre Vita klinge nach Respektperson, nach Hochleistung, nach großem Lebenswerk. All das träfe unbedingt zu – und doch sei Annelie Keil eine, die so nun gar nicht daherkomme, führte Hauffe in ihrer sehr persönlichen Laudatio aus. "Annelie Keil ist eine, die Leben und Lebendigkeit prägt, die eine Strahlkraft besitzt, die weit über das übliche Tun eines Menschen im Wissenschaftsbetrieb hinausgeht. Sie hat viele Menschen beeindruckt, manche geprägt, innerhalb der Universität als Lehrende, sicher auch als Kollegin im Wissenschaftsbetrieb, aber auch viele außerhalb der Universität: Annelie Keil lebt Wissen und weiß Leben, und sie teilt beides viel und gern und auf faszinierende Weise", beschrieb Hauffe die Wissenschaftlerin. In ihrer Rede stellte sie den Zusammenhang zwischen Keils Forschung und Lehre dar und wie sie damit Wirkung entfaltet hat. "Annelie Keil ist eine Grenzgängerin und doch mittendrin. Ihr Sein und ihr Wirken ist bunt, es ist warm, es ist weit und ist breit. Es hat die universitäre Höhe und die horizontale Verwurzelung, die Bodenhaftung", so Hauffe.
In zwei Talkrunden, moderiert von Michaela Herold, wurde Annelie Keils Wirken für das Land Bremen, die Wissenschaft und die Gesellschaft abwechslungsreich beleuchtet.
Wissenschaftssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, für deren Habilitation Prof. Dr. Keil Vorsitzende der Habilitationskommission war, Prof. Dr. Wolfgang Eichwede, Gründungsdirektor der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen und langjähriger Wegbegleiter Keils sowie Prof. Dr. Andreas Hanses vom Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften an der Technischen Universität Dresden – und ebenfalls ehemaliger Student Keils – haben "Annelie Keil in der Wissenschaft" näher betrachtet. Eichwede berichtete aus den Anfangszeiten der Universität Bremen, die er gemeinsam mit Annelie Keil erlebte.
In der Runde "Annelie Keil und die Lebenskunst" diskutierten im Anschluss der Seniorvorstand der Bremer Heimstiftung, Alexander Künzel, Prof. Dr. Stefan Görres (Universität Bremen, Bereich Interdisziplinäre Alters- und Pflegeforschung) und die Geschäftsführerin der Bremer Krebsgesellschaft, Marie Rösler. Wie Keils wissenschaftliches Wirken auch in die Gesellschaft ausstrahlt, beschrieb Görres, ein Kollege und Mitstreiter von Annelie Keil in der Palliativ- und Hospizarbeit.
Bürgermeister Sieling unterstrich zur Verleihung: "Als Sozialwissenschaftlerin haben Sie geforscht und gelehrt und Ihre Erkenntnisse über das Leben und den Menschen unermüdlich in den Dienst dieser und überhaupt aller Menschen gestellt. Sie werden mit Ihrer Glaubwürdigkeit und unangefochtenen Autorität als Fachfrau, aber genauso als Botschafterin für den Wissenschaftsstandort Bremen national wie international sehr geschätzt. Im Namen des Senats der Freien Hansestadt Bremen danke ich Ihnen aufrichtig und auf das Herzlichste für Ihr Wirken, für Ihr herausragendes Engagement und Durchhaltevermögen in vielen Krisen und für Ihre spürbare Liebe zu Bremen!"
Hintergrund
Prof. Dr. Annelie Keil war 1971 als eine der ersten Professorinnen an der Universität Bremen tätig. Als Dekanin des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswissenschaften nahm sie großen Einfluss auf die Gesamtentwicklung und Neuorientierung der Universität.
Ihr wichtigstes Forschungsgebiet war die Psychosomatik, der Zusammenhang zwischen seelischer und körperlicher Krankheit und Gesundheit. Sie erforschte dabei deren Beziehung zu Biografie und Lebenswelt.
Keil beschäftigt sich wissenschaftlich nach wie vor mit Fragen über Lebenskrisen, Krankheit und Tod. Sie ist in der Hospizbewegung aktiv und auch Mitbegründerin des Weiterbildungsstudiengangs Palliative Care in Bremen, der zur professionellen Betreuung und Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen qualifiziert.
Des Weiteren engagiert sie sich nach wie vor in verschiedenen sozialen Bereichen und ist u.a. Initiatorin und Sponsorin des "Gastmahls bei Freundinnen – Internationale Suppe" für und mit Frauen aus Tenever.
1992 wurde Keil der erste Berninghausen-Preis für ausgezeichnete Lehre und Innovation zugesprochen. 2004 bekam sie das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihre ehrenamtliche Arbeit zur Förderung von Bürgerengagement, Jugendbildung und gesundheitlicher Beratung und Selbsthilfe. Im März 2018 wurde sie mit dem Carola-Gold-Preis ausgezeichnet, der für "besondere Ausdauer und Hingabe bei der Bekämpfung gesundheitlicher Chancenungleichheit" verliehen wird.
Fotos: © Christina Kuhaupt
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