Am 6. Dezember 2017 gründeten die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Gesellschaft "Länderzentrum für Niederdeutsch" gGmbH (LZN) für die niederdeutsche Sprache mit Sitz in Bremen. Die Gesellschaft hatte ihre Tätigkeit zunächst mit einem Interimsgeschäftsführer aufgenommen. Nunmehr haben die vier beteiligten Länder nach einem Ausschreibungsverfahren Christianne Nölting als Geschäftsführerin bestellt. "Frau Nölting nimmt ihre Arbeit im Länderzentrum am 1. März 2018 auf." Das gab der Aufsichtsratsvorsitzende des Länderzentrums, Dr. Andreas Mackeben, heute (Donnerstag, 22. Februar 2018) anlässlich einer Pressekonferenz in Bremen bekannt.
Im Fokus der Arbeit werden der Schutz, der Erhalt und die Weiterentwicklung der niederdeutschen Sprache stehen. Von hier aus sollen diese Ziele künftig länderübergreifend koordiniert und Verbände, Ehrenamtliche und wissenschaftliche Institutionen eng eingebunden werden. Das Länderzentrum für Niederdeutsch wird maßgeblich in den Handlungsfeldern Bildung und Kultur sowie bei der Dokumentation und einem anwendungsorientierteren Transfer aus der Wissenschaft tätig werden. Ebenso ist eine enge Verzahnung zu den politischen Vertreterinnen und Vertretern in Bund und Ländern sowie den Mitgliedern des Bundesrats für Niederdeutsch vorgesehen. Es soll sich zudem in übergreifende Themen und das öffentliche Leben einbringen, wenn niederdeutsche Interessen berührt sind, und in Abstimmung mit den regionalen Akteuren zeitgemäße Kooperationen und Formate zur Vermittlung des Niederdeutschen entwickeln.
Finanziert wird das Länderzentrum für Niederdeutsch von den vier Ländern jährlich in Höhe von insgesamt 271.000 Euro. Alle vier Länder halten dieselben Anteile an der neuen Gesellschaft und nehmen ihre fachliche Verantwortung in einem Aufsichtsrat gemeinsam und gleichberechtigt wahr. Der Aufsichtsrat hat sich am heutigen Donnerstag zu seiner konstituierenden Sitzung getroffen. Die Mitglieder des Aufsichtsrats sind Dr. Andreas Mackeben (Bremen), Dr. Pit Hosak (Hamburg), Ulf Thiele, MdL (Niedersachsen) und Friederike Löffert-Pokatis (Schleswig-Holstein).
Zudem wird ein Beirat gebildet, in dem die Sprechergruppen, der Bund und der Bundesrat für Niederdeutsch beteiligt werden sollen.
Unverzichtbar ist die Vernetzung mit den vielfältigen Strukturen und Personen im Bereich des Niederdeutschen in Norddeutschland; dazu gehören - neben politischen Vertreterinnen und Vertretern in Bund und Ländern - auch die Mitglieder des Bundesrats für Niederdeutsch.
"Mein Ziel ist es, eine engere Verzahnung der Bemühungen um den Erhalt, den Schutz und die Entwicklung der niederdeutschen Sprache zwischen den beteiligten Ländern zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass uns mit dem neuen Länderzentrum ein enger Schulterschluss in der inhaltlichen Kooperation gelingt", erklärte Christianne Nölting.
"In den ersten 100 Tagen wird sich Frau Nölting im Schwerpunkt den administrativen Dingen widmen. Dazu gehören die Klärung der barrierefreien Räumlichkeiten, die Besetzung von zwei weiteren Stellen (wissenschaftliche Mitarbeit und Assistenz) und der nachhaltige Aufbau eines Internetportals mit starkem Servicecharakter und Lehrangebot", ergänzte Mackeben.
Zur Person:
Christianne Nölting ist auf der Insel Fehmarn geboren und mit der niederdeutschen Sprache aufgewachsen. Sie studierte in Kiel an der Christian-Albrechts-Universität Nordistik, Niederlandistik und Germanistik mit Schwerpunkt Niederdeutsch. Bereits während des Studiums arbeitete sie beim Hörfunk des NDR in Kiel als Platt-Reporterin und Moderatorin. Nachfolgend wurde die Platt-Expertin Redakteurin für Niederdeutsch und Friesisch. Nach einem Wechsel zum NDR nach Hamburg wurde sie Sprecherin der plattdeutschen Nachrichten und Moderatorin und Reporterin für Sendungen wie "Wi snackt Platt" und das "Hamburger Hafenkonzert". Nebenher brachte sie die "Sesamstraat op Platt" ins NDR-Fernsehen und drehte später die Einspielfilme für die Sendung "Talk op Platt".
In den Folgejahren erweiterte und verlegte sie ihr Tätigkeitsfeld in den Bereich Fortbildung und konzentrierte sich auf den Erhalt des Niederdeutschen. Sie gründete das Lernportal "Plattolio" mit dazugehörigem Verein, dessen Zweck und Ziel es ist, die niederdeutsche Sprache auch Kindern nahe zu bringen. Dieses Portal wurde 2014 mit dem Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis ausgezeichnet.
Christianne Nölting hielt und hält zahlreiche Fachvorträge zum Thema Niederdeutsch in der Bildung und arbeitet in Workshops mit verschiedenen Themenschwerpunkten mit Lehrern und Lehrerinnen in den Ländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Sie entwickelte unter anderem für das Lehrerbildungsinstitut in Schleswig-Holstein (IQSH) den ersten Zertifikatskurs Niederdeutsch in Form eines Blended-Learning-Webinars "op Platt". Christianne Nölting unterstützt seit mehreren Jahren länderübergreifend die Ein- und Durchführung des Plattdeutschunterrichts in den Schulen und setzt sich vielfältig und aktiv für den Schutz und die Stärkung des Niederdeutschen ein.
Christianne Nölting ist verheiratet und hat einen Sohn.
Foto: Beate Zoellner