„Ihr Engagement ist genauso wichtig und unersetzlich wie im Jahr 2015“
19.02.2018Rund 300 Bremerinnen und Bremer, die als Ehrenamtliche Flüchtlinge und Asylbewerber begleiten, hat Sozialsenatorin Anja Stahmann heute (Montag, 19. Februar 2018) mit einem Senatsempfang in der Oberen Rathaushalle geehrt. „Mir geht das Herz auf, wenn ich hier über 300 Menschen versammelt sehe, die auch im sechsten Jahr der aktuellen Flüchtlingsbewegung noch mitfühlen und sich verantwortlich fühlen für die Menschen, die sich zu uns flüchten“, sagte sie. „Ihr Engagement ist genauso wichtig und unersetzlich wie im Jahr 2015, als wir so viele Menschen notdürftig in Notunterkünften untergebracht haben.“
„Heute kommen nicht mehr so viele Menschen zu uns wie noch 2015“, sagte die Senatorin. Aber jeder einzelne ist genauso angewiesen auf Unterstützung, auf Empathie, auf jemanden, der ihn an der Hand nimmt, ihm das Gefühl gibt, eine neue Heimat gefunden zu haben, und dabei die vielen ungeschriebenen Gesetze und Regeln unserer Gesellschaft vermittelt.“ Das alles könne der Staat als Institution gar nicht leisten. Nur die Begegnung mit anderen Menschen könne ermutigen, Orientierung geben, Vertrauen und Wertschätzung entgegen bringen, Werte vermitteln und Brücken in die Gesellschaft bauen, in der Geflüchtete und ihre Familien ihren Platz finden sollen. „Integrationslotsen, Mentorinnen und Mentoren, Patenschaften, Unterstützung bei Behördengängen oder mit Formularen, gemeinsamer Sport oder die unverbindliche Begegnungen in Sprachcafés – es gibt so vieles, was das Einleben unterstützt“, sagte die Senatorin.
Der Senatsempfang solle „mehr sein als ein schlichtes Dankeschön: Ohne Ihre Unterstützung und alltägliche Hilfe hätten wir es niemals geschafft, die große Zahl der Menschen, die seit 2013 nach Bremen gekommen sind, aufzunehmen und in unserer Stadt willkommen zu heißen“, sagte Senatorin Stahmann. „Ihr Einsatz ist unschätzbar und unbezahlbar.“ Es sei eine Tatsache, dass nicht „der Staat“ als anonymes Gebilde die Menschen aufnehmen könne: „Integration heißt Integration in die Gemeinschaft. Und die Gemeinschaft, das sind die vielen Menschen, die hier leben, das sind die Nachbarn, die Mitschülerinnen und Mitschüler, die Eltern in den Kindergruppen, die Arbeitskollegen. Ohne sie kann Integration nicht gelingen.“
Wie viele Bremerinnen und Bremer sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagierten, lasse sich nur schätzen. „Es sind auf jeden Fall sehr viel mehr, als hier heute versammelt sind“, sagte die Senatorin. „Sie sind heute stellvertretend für eine Stadtgesellschaft, die sich als weltoffen, hilfsbereit und zupackend erwiesen hat.“ Und auch immer mehr Ehrenamtliche, die selbst als Flüchtlinge nach Bremen gekommen sind, packten mit an. „Darüber freue ich mich sehr.“
Hintergrund:
Die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber, die im Jahr 2017 in Bremen Schutz gesucht haben, ist gegenüber den vergangenen zwei Jahren weiter zurückgegangen. Insgesamt hat das Land 1.565 Menschen über das Erstaufnahmesystem aufgenommen: „Das ist weniger als ein Sechstel des Zuzugs aus dem Jahr 2015, als wir 10.274 Menschen in Bremen aufgenommen haben – aber es ist immer noch sechsmal so viel wie vor den aktuellen Fluchtbewegungen, als im gesamten Jahr 2009 nur 248 Anträge gestellt worden sind“, sagte Senatorin Anja Stahmann.
Darüber hinaus haben Bremen im Jahr 2017 1.026 Familienangehörige und 47 unbegleitete Minderjährige aufgenommen. Zusammen sind das rund 2.650 Menschen. Mehr als jeder zweite Asylbegehrende in Bremen im Jahr 2017 stammt aus den Ländern Syrien, Afghanistan und Iran.