Studierende der Hochschule für Künste Bremen und der École Européenne Supérieure d’Art de Bretagne zeigen Ausstellung am Denkort Bunker Valentin in Bremen-Farge
Regarding: Bunkers
16. Juni bis 18. Juni 2017
Eröffnungsveranstaltung: 15. Juni, um 19 Uhr
Denkort Bunker Valentin
Bremen-Farge, Rekumer Siel
28777 Bremen
Der Eintritt ist frei
Bunker in Europa – zu Zeiten des Krieges oftmals Orte von Militärmaschinerie und Waffenproduktion, heute werden diese enormen, fast unverwüstlichen Architekturen aus Beton vielfältig genutzt. Manche holt sich über die Zeit die Natur zurück, an anderen Orten zeugen Graffitibemalungen von Aneignungen durch Jugendkultur. Neue Laserschneidetechnologien erlauben architektonische Verwandlungen in Firmensitze, Wohnraum, Musikbunker oder Orte für künstlerische Projekte.
Ausstellung "Regarding: Bunkers"
Bremen und Brest – hier befinden sich zwei der größten U-Boot-Bunker Europas: Der eine in aktiver Nutzung durch die französische Marine, der andere ist seit 2011 offiziell Gedenkstätte mit angegliederten Seminarräumen, einem Infozentrum und eigenem Ausstellungsbereich.
Die ehemaligen U-Boot-Bunker der beiden Städte und ihre Geschichte sind Anlass und Ausgangspunkt für vielfältige künstlerische Auseinandersetzungen.
So wird der Denkort Bunker Valentin ab dem 15. Juni zu einem Ausstellungsraum für junge Kunst.
"Regarding: Bunkers" zeigt vielfältige künstlerische Werke, die deutsche und französische Studierende der freien Kunst, des Integrierten Designs und der Digitalen Medien über zwei Semester hinweg entwickelt haben.
Ausgangspunkt für die Ausstellung bilden seit Herbst 2016 gemeinsame Bunker-Untersuchungen von 25 Studierenden der Hochschule für Künste Bremen und der französischen École Européenne Supérieure d’Art de Bretagne (EESAB) in Brest. Nach einer Ausstellung in der Universitätsgalerie Les Abords in Brest laufen nun die letzten Vorbereitungen für die Hauptausstellung am Denkort Bunker Valentin.
Arbeiten von 25 Studierenden
Das Spektrum der gezeigten Arbeiten reicht von Auseinandersetzungen mit Bunkerarchitekturen und -materialien, Recherchen zur NS-Geschichte in Bremen, Recherchen zu neuen Formen des Faschismus und Bezügen zur individuellen Familiengeschichten. Neben Sound- und Videoinstallationen werden unterschiedliche skulpturale Interventionen, Fotoarbeiten, Wandzeichnungen, Performances und fliegende Drohnen ausgestellt.
Zum Beispiel wird von der Bremerin Laura Baumann die Arbeit "Kohärenz" zu sehen sein, die den historischen Schauplatz als absurde Schnittstelle von Zerstörung und Wandel, Macht und Ohnmacht, Kriegstechnologie und Biotop thematisiert. Ihr Werk besteht aus einer Videoprojektion und Flugobjekten, die an Fledermäuse erinnern. Die junge Künstlerin ist fasziniert von dem Bremer Bunker als Biotop – unter anderem bildet dieser heute Lebensraum für die größte Fledermauspopulation Europas.
Der Bremer Künstler Elard Lukaczik arbeitet mit Sound und installativen Fragmenten, die an Jahrmarkt erinnern. Seine Arbeit "Commander" reflektiert historische Zyklen, Schnelllebigkeit, Populismus, Neue & Alte Faschismen, Techniken der Propaganda. Sie verbindet die schreiend aufstrebenden neuen Faschismen unserer Gegenwart mit den Eindrücken eines Jahrmarkts.
Der Inkjetdruck "Les archives des 4" der Französin Margaux Souchon ist aus ihrer Beschäftigung mit historischem Bildmaterial zum Bunkerbau sowie der architektonischen Gewaltigkeit des Gebäudes entstanden. Dieses steht für sie im Kontrast zur Kraft der Natur – die den Bunker umgibt, ihn wie selbstverständlich zurückzuerobern scheint und damit seine Geschichte dekonstruiert.
Wie gedenkt eine junge Generation dem Krieg?
Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende haben sich die Symbolkraft der Monumente und auch die Erinnerungskultur verändert. In der Ausstellung können Besucherinnen und Besucher erleben, wie unterschiedlich eine junge Generation mit dem Gedenken an die NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg umgeht.
Für die Umsetzung stellten sich die Studierenden unter anderem den Fragen, ob der Umgang mit dieser Vergangenheit in Deutschland und Frankreich jeweils ein anderer ist, wie der erstarkende Rechtspopulismus in Europa die Bunker in ihre Rhetoriken miteinbezieht, welche Vorstellungen von Bunkern als Schutz- und Angstraum vorherrschen aber auch, welche Funktion Bunker heutzutage in der Stadt haben.
Künstlerische Konzepte am Denkort
Diesen Gedanken unterstreicht auch das Vermittlungskonzept des von der Landeszentrale für politische Bildung getragenen Denkort Bunker Valentin, laut dem es jenseits der pädagogischen Angebote weiterer Formen der Vermittlung bedarf, um vielfältigste Zielgruppen zu erreichen und zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des U-Boot-Bunkers "Valentin" anzuregen. "Neben Sonderausstellungen, Buchvorstellungen, Tagungen und Podiumsdiskussionen gehört unbedingt auch Kunst, als alternative Form der Impulssetzung, dazu.", so Dr. Christel Trouvé, wissenschaftliche Leiterin des Denkort Bunker Valentin. "Das Jahr 2017 fungiere in dieser Hinsicht als "Pilotjahr" für die Entwicklung eines längerfristigen künstlerischen Konzeptes am Denkort. Über die Kooperation mit der Bremer HfK und der École Européenne Supérieure d’Art de Brest freue ich mich insbesondere", so Trouvé weiter, "weil sie die vielfältigen europäischen Dimensionen der Geschichte des Bunkers widerspiegelt."
Das Projekt "Regarding: Bunkers" wird in Bremen von Dr. Mona Schieren & Prof. Katrin von Maltzahn geleitet,
an der EESAB von den Professorinnen Sylvie Ungauer und Magali Levebvre.
Das Projekt wurde gefördert von:
DFJW (Deutsch Französisches JugendWerk)
Karin und Uwe Hollweg-Stiftung
Landeszentrale für politische Bildung Bremen
Weitere Informationen und Programm unter
www.hfk-bremen.de/t/aktuelles/n/regarding-bunkers
www.denkort-bunker-valentin.de
Zusätzliche Öffnungszeiten:
Anlässlich der Ausstellung hat der Denkort Bunker Valentin zusätzliche Öffnungszeiten am Donnerstag und Samstag.
Donnerstag: 18.30 Uhr – 22.00 Uhr
Freitag. 10.00 – 16.00 Uhr
Samstag 14.00 – 17.00 Uhr
Sonntag 10.00 – 16.00 Uhr