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Der Senator für Finanzen

Stolperstein vor „Haus des Reichs“ erinnert an Opfer des Nazis-Terrors

08.09.2009

Inschrift des neuen Stolpersteins vor dem Haus des Reichs
Inschrift des neuen Stolpersteins vor dem Haus des Reichs


Hier arbeitete Oskar Goldberg,JG. 1883, Berufsverbot 1933, verhaftet 1939, Sachsenhausen, tot 13.1.1940. Ein Stolperstein mit dieser Inschrift wurde heute (08.09.2009) auf dem Rudolf-Hilferding-Platz vor dem Sitz des Finanzressorts von angehenden Straßenbauern des Schulzentrums Alwin-Lonke-Straße verlegt. Er erinnert an das Schicksal des Obersteuersekretärs Goldberg, der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde. Oskar Goldberg war jüdischer Herkunft und Konfession. Verheiratet war er mit der Katholikin Selma Voigt. Die so genannte „Mischehe“ gewährte ihm zunächst einen gewissen Schutz vor Verfolgung und Vernichtung. 1911 wurde die gemeinsame Tochter Alma geboren. Der Bremer war 23 Jahre lang im Staatsdienst beschäftigt, bis er nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten vom Dienst suspendiert wurde. Nach der Entlassung versuchte er, als Steuerberater jüdischer Geschäfte und Unternehmen Geld zu verdienen. Im September 1939 suchte Oskar Goldberg Verwandte im Rheinland auf, um von dort nach Holland zu fliehen. Die Verwandten ließen ihn allerdings nachts auf freiem Gelände allein zurück. Im November 1939 wurde er verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Am 13.01.1940 erhielt Selma Goldberg aus dem KZ die Nachricht vom Tod ihres Mannes (angebliche Todesursache „Körperschwäche“). Am 14.01.1940 konnte sie den Toten sehen und stellte Spuren schwerer Misshandlung fest. Die Ehefrau von Oskar Goldberg überlebte die NS-Gewaltherrschaft und starb 1951. Die Tochter überlebte ebenfalls – ob sie noch lebt ist nicht bekannt.


„Es ist wichtig, die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wach zu halten. Das Gedenken an diese Opfer verpflichtet uns auch, allen rassistischen und neonazistischen Bestrebungen konsequent entgegenzutreten,“ erklärte Finanzsenatorin Karoline Linnert bei der Verlegung des Stolpersteins auf dem Rudolf-Hilferding-Platz. Der heutige Sitz der Finanzsenatorin war auch Sitz der Reichsfinanzverwaltung, dem ehemaligen Arbeitgeber des Obersteuersekretärs. Karoline Linnert, die gemeinsam mit den beiden Finanzstaatsräten Dieter Mützelburg und Henning Lühr die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, betonte: „Wir trauern um Oskar Goldberg und alle Opfer des Nationalsozialismus.“


Finanzsenatorin Karoline Linnert nach der Verlegung des Stolpersteins
Finanzsenatorin Karoline Linnert nach der Verlegung des Stolpersteins


Die Bürgermeisterin und Finanzsenatorin Karoline Linnert erinnerte an die Rolle der Finanzverwaltung bei der Vertreibung, Verfolgung und Vernichtung. „Die Reichsfinanzverwaltung ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie eine Fachverwaltung zu einem willfährigen Instrument des Unrechtsstaates wurde. Auch die Finanzbehörde hat eine aktive Rolle beim staatlichen Terror gespielt. Akten über Vermögensentziehungen und Enteignungen belegen die Ausplünderung der deutschen Juden, die schrittweise Entrechtung und wirtschaftliche Vernichtung. Das Vermögen deportierter und ermordeter Juden wurde eingezogen.“ 1939 heißt es zur so genannten Judenvermögensabgabe in der Deutschen Steuer-Zeitung:

„Die Finanzämter sind damit im Kampf des nationalsozialistischen Reichs gegen das Judentum in vorderster Front eingesetzt.“


Kommentar der Finanzsenatorin: „Der Terror des NS-Staates wäre ohne das reibungslose Funktionieren des Verwaltungsapparates nicht möglich gewesen. Die Verwaltung hat sich eben nicht, wie nach dem Krieg gern behauptet, politisch neutral verhalten. Zahlreiche Dokumente räumen mit der Legende von der angeblich unpolitischen Fachverwaltung auf. Die Unerbittlichkeit der Schreibtischtäter ist erschütternd. Heute sind das Grundgesetz und die Bremer Landesverfassung Grundlage für die Beschäftigungsverhältnise im öffentlichen Dienst. Wir wollen aktive Beamte, die der Verfassung verpflichtet sind.“


[Fotos: Pressereferat Senatorin für Finanzen]