11.11.2008
„Trotz einiger Erfolge liegt Geschlechtergleichheit in der deutschen Politik auch heute noch in weiter Ferne“, erklärt die Bremer Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe anlässlich des 90. Jahrestages der Verankerung des Frauenwahlrechts in Deutschland am 12. November 1918. Die Landesbeauftragte begrüßt, dass die Bremische Bürgerschaft diesem Gedenktag am Mittwoch eine Aktuelle Stunde widmet (10.30 Uhr). „Tatsächlich verzeichnen wir derzeit eine Stagnation, in Teilen sogar einen Rückgang weiblicher Teilhabe in politischen Ämtern“, so Hauffe weiter, „ich wünsche uns heute ein Stück der Begeisterung und des Engagements der Frauenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück.“ Allerdings, betont die Landesbeauftragte, müsse Bremen sich nicht verstecken: In die hiesige Politik sind überdurchschnittlich viele Frauen eingebunden, auch in verantwortlicher Position.
Frauen in deutschen Parlamenten stellen aktuell rund ein Drittel (im Bundestag sind es 31,6 Prozent) der Abgeordneten, in Bremen sind es 38 Prozent. Allerdings lag der Frauenanteil hier vor vier Jahren bereits bei 45 Prozent. Auf den Regierungsbänken sitzen im Schnitt 25 Prozent Frauen, in Bremen sind es mit drei von sieben SenatorInnen sogar 43 Prozent. Dennoch lässt sich feststellen, dass der in den 80er und 90er Jahren erst richtig begonnene Vormarsch der Frauen in die Politik nicht in dem Tempo weitergeht wie angefangen. Zwar haben Frauen in der Politik erkennbar aufgeholt und konnten insbesondere in Parteien, Parlamenten und Regierungen ihren Anteil sowie ihre Akzeptanz spürbar steigern. Gleichwohl stellen sie hier immer noch eine Minderheit und zwischen den Geschlechtern existiert ein deutliches politisches Machtgefälle. Ulrike Hauffe: „Auch die Parteien in Bremen und die Fraktionen in der Bremischen Bürgerschaft müssen sich fragen lassen, wie sie in der Besetzung von Spitzenpositionen verfahren.“
Eine immer noch traditionell geschlechterbezogene Arbeitsteilung, die Orientierung an männlichen Biografien und von Männerbünden geprägte Kommunikations- und Informationswege sind Faktoren, die Frauen von vornherein schlechtere Bedingungen für eine politische Karriere bieten. Ulrike Hauffes Fazit: „Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Entgeltungleichheit und die Tatsache, dass Frauen zwar in Schule, Studium und Ausbildung oft besser abschneiden als Männer, diesen Vorsprung beim Übergang in den Beruf aber mehr als einbüßen – all das sind keineswegs Frauenprobleme. Auch im Bereich der politischen Teilhabe zeigt sich einmal mehr, dass es hier um drängende Fragen unserer Gesellschaft geht, die darauf Antworten finden muss, wenn sie im internationalen Vergleich endlich aufschließen will.“