10.10.2008
Als Expertinnen rund um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach sind Hebammen schon immer eine der wichtigsten Kontaktpersonen für werdende Eltern gewesen. Der Bremer Hebammen Landesverband (HLV) ist noch relativ jung: Seit 25 Jahren bündelt der eingetragene Verein die Interessen aller Hebammen der Hansestadt – ob im Krankenhaus, freiberuflich oder im Geburtshaus. Am 10. Oktober 2008 feiern die Hebammen gemeinsam mit dem Gesundheits-Staatsrat Dr. Hermann Schulte-Sasse, der Frauenbeauftragten Ulrike Hauffe und der Präsidentin des Bundes Deutscher Hebammen, Helga Albrecht, ihr Jubiläum und blicken auf ein bewegtes Vierteljahrhundert. Ulrike Hauffe, Bremer Landesbeauftragte für Frauen freut sich über die Verbesserungen in der Geburtshilfe, die seither erzielt wurden: „Die Stärke der Hebammen ist es, Frauen auf ihrem Weg zur Mutterschaft im Fokus des Handelns zu haben. Dass dies immer besser gelingt, ist ein großer Verdienst des Hebammenlandesverbandes.“
Zum Jubiläum sammelt der HLV Geld für ein außergewöhnliches Hilfsprojekt für Hebammen und alleinerziehende Mütter in Eritrea: Infos unter www.esel-initiative.de
Bremer Hebammen machen Geburtshilfe fit für die Zukunft
Der Hebammenlandesverband Bremen ist seit seiner Gründung 1983 an allen wesentlichen Neuerungen in der Geburtshilfe beteiligt. Die Geburtshelferinnen haben erfolgreiche und vielschichtige Arbeit geleistet: Ob bei der Planung für die familienfreundliche Gestaltung von Kreißsälen, der Unterstützung der Hebammenschule in Bremerhaven oder der Organisation sowohl von Demonstrationen als auch von Fortbildungs-, und Informationsveranstaltungen, Tagungen und Kongressen. In Bremen entstand beispielsweise 1980 aus einem wissenschaftlich begleiteten Modellprojekt die Einführung der Familienhebammen – ein Projekt, dass es in dieser Größe erstmalig in Deutschland gab. 25 Hebammen wurden umfassend geschult, erhielten eine Festanstellung durch das Gesundheitsamt und besuchten Schwangere und frisch gebackene Mütter mit ihrem Kind bis zum Ende des ersten Lebensjahres regelmäßig zu Hause in den Familien. Ein weiterer Meilenstein: Fünf Jahre nach der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Hebammenkreißsaal“ im August 1998 startete der erste allein von Hebammen geleitete Kreißsaal bundesweit im Zentralkrankenhaus Krankenhaus Reinkenheide in Bremerhaven im Jahr 2003. Hier werden gesunde Schwangere allein von Hebammen betreut – in enger Kooperation mit dem herkömmlichen, ärztlich geleiteten Kreißsaal.
Hebammenleistungen gestern und heute
In 25 Jahren hat sich viel verändert. Kliniken haben Elternzimmer, Väter sind im Kreißsaal ausdrücklich erwünscht, Geburtshocker oder gar Wassergeburten gelten nicht mehr als exotisch. Homöopathie und Akupunktur haben ihren Einzug in Praxen und Kliniken gehalten. Anfang der 80er Jahre gab es in Bremen drei Hausgeburtshebammen. Heute arbeiten über 20 Hebammen außerhalb von Krankenhäusern in der Geburtshilfe. Insgesamt sind 215 Mitglieder im Verband organisiert. Nach wie vor sind Hebammen zuständig für die Bedürfnisse und die Betreuung der Frauen/Paare und Familien – von der Familienplanung bis zum Ende der Stillzeit. Mit dem Wegfall traditioneller familiärer Strukturen richtet sich der Blick heute zusätzlich auf die sozial unterstützende, vernetzende Betreuung.
Geburtshilfe und Gesundheitspolitik
Dass Hebammenverbände geschlossen auch politisches Gewicht haben, beweisen viele Beispiele: Die große bundesweite Aktion mit Unterschriftensammlung und Demonstration auf dem Bremer Marktplatz sorgte 1983 dafür, dass die „Hinzuziehungspflicht“ beibehalten wurde, das heißt, bei jeder Geburt muss eine Hebamme anwesend sein. Ein weiteres Beispiel: Die Übernahme der „Betriebskostenpauschale im Geburtshaus“. „Jahrelang haben wir dafür gekämpft, dass Hebammenpraxen und Geburtshäuser eine Pauschale für die Betriebskosten pro Geburt von den Krankenkassen erstattet bekommen und damit den Kliniken gleich gestellt werden“, erklärt Irmhilde Fuhrmann, erste Vorsitzende des Hebammen Landesverbandes Bremen e.V. Im Juli 2008 war es endlich soweit.
Ein weiteres wichtiges Thema für die Hebammen sind heute ihre Arbeitsbedingungen in den Kliniken aufgrund des hohen Zeitdrucks und Personalmangels auf den Geburtsstationen. Sorgen bereitet den Expertinnen ebenfalls die steigende Kaiserschnittrate in Deutschland. „Durch die zunehmende Pathologisierung der eigentlich ganz natürlichen Situation einer Geburt werden Frauen verunsichert“, erklärt die Geburtshaus-Hebamme Brigitte Schlieper, zweite Vorsitzende des HLV. Sie nennt mahnende Zahlen der aktuellen Langzeitstudie zur außerklinischen Geburtshilfe (www.quag.de): „Im Krankenhaus kommen bei jeder dritten Frau geburtsbeschleunigende Eingriffe zum Einsatz, mehr als die Hälfte der Gebärenden erhält eine Betäubung. Nur noch 6,7 Prozent aller bundesdeutschen Frauen bringen heute ihre Kinder ohne technische oder medizinische Eingriffe zur Welt“, zitiert die Fachfrau. Zeit, Ruhe, Geduld, eine vertraute Hebamme und zuverlässige Betreuung von Anfang an ist das, was sich Schwangere und Hebammen gleichermaßen wünschen.
Hebammenlandesverband ist für Hebammen wie für Schwangere da
Der Landesverband unterstützt, fördert und vernetz Hebammen und arbeitet mit allen Einrichtungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Betreuung zusammen. „Wir setzen uns vor allem auch für die Rechte von Schwangeren und Kindern auf die gesetzlich verankerte Begleitung und Betreuung ein“, betont Irmhilde Fuhrmann. „Viele Frauen wissen gar nicht, dass Hebammenhilfe von jeder Schwangeren, Gebärenden und entbundenen und auch stillenden Frau in Anspruch genommen werden kann und die Kosten der Hebammenhilfe von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.“ Eine Liste der Hebammen in Bremen, Bremerhaven und umliegenden Landkreisen stellt der Verband im Internet zum Herunterladen zur Verfügung unter www.hebammenliste-bremen.de
Weitere Informationen
Irmhilde Fuhrmann, 1. Vorsitzende, Tel. 04406 - 67 77, E-mail: hlv.bremen.1@gmx.de
Brigitte Schlieper, 2. Vorsitzende, E-mail: hlv.bremen.2@gmx.de
Internet: www.hebammenlandesverband-bremen-ev.de, www.bdh.de