Neuauflagen von zwei szenischen Lesungen aus der Reihe "Aus den Akten auf die Bühne" sind Anfang März zu Gast im Haus des Reichs, dem Sitz der Finanzsenatorin am Rudolf-Hilferding-Platz 1.
Am Mittwoch, 1. März 2017, um 19.30 Uhr, inszeniert die Bremer Shakespeare Company noch einmal das Stück "Im Lager hat man auch mich zum Verbrecher gemacht – Der Fall Margarete Ries".
Margarete Ries war im August 1939 als "Asozial" ins KZ Ravensbrück eingeliefert worden und wurde im Herbst 1942 ins KZ Auschwitz transportiert. Dort soll sie als Kapo äußerst brutal vorgegangen sein und mehrere Häftlinge erschlagen haben. Zu ihrer Verhaftung kam es, nachdem eine ehemalige Insassin des Lagers Auschwitz Ries auf dem Bremer Hauptbahnhof wiedererkannt hatte. Wie erklärte Margarete Ries ihr Handeln? Wie bewerteten es die Be- und Entlastungszeuginnen und warum wurde das Verfahren gegen sie letztlich eingestellt?
Das Haus des Reichs war damals Sitz der US-Militärregierung für Bremen, ist also der Originalschauplatz der Verhöre von Margarete Ries.
Am 7. und am 9. März 2017 (Dienstag und Donnerstag), ebenfalls um 19.30 Uhr, inszeniert die Shakespeare Company noch einmal die Lesung "Prunk & Pleite einer Unternehmerdynastie – der Konkurs der Nordwolle und die Bankenkrise 1931".
Die Brüder Lahusen waren die Erbauer des Hauses am Rudolf-Hilferding-Platz. Und sie sind auf dem Höhepunkt ihrer Macht angekommen – allen voran G. Carl Lahusen als tonangebende Figur im Vorstand des Nordwollekonzerns – als sie am 17. Juli 1931 von der Polizei in ihrem Gut Hohehorst verhaftet werden.
"Vom Schloss in die Zelle", "Die Entwirrung des Wollknäuels", "Bremer Woll-Panama und kein Ende", "Konkursverbrechen und Betrug – die Schlagzeilen in der zeitgenössischen Presse überschlugen sich, als der Bankrott der "Nordwolle" die damaligen Medien monatelang beschäftigte. Der Konkurs des größten europäischen Textilkonzerns im Juli 1931 hat dramatische Folgen nicht nur für Bremen: Banken werden geschlossen, das deutsche Finanzsystem kollabiert, die allgemeine Wirtschaftskrise spitzt sich zu.
Zwei Jahre lang ermittelt die Reichsanwaltschaft gegen die Lahusens, bis im August 1933 der Prozess eröffnet wurde und mit ihrer Verurteilung zu Haft- und Geldstrafen ausging.
In dieser szenischen Lesung wird zum ersten Mal auch der bisher unbekannte Weg von G. Carl Lahusen nach der Haftentlassung in den 1930er Jahren in Berlin verfolgt. Wie versuchte er beruflich wieder Fuß zu fassen und um welchen Preis, mit welchen Methoden mit wessen Unterstützung? Welche Rolle spielte sein ehemaliger Betriebsdirektor Dr. Hans Horst, Parteigenosse der NSDAP seit 1930? Und wieso steht Lahusen 1941 erneut vor Gericht, diesmal vor dem Landgericht Berlin?
Die Senatorin für Finanzen, Karoline Linnert, freut sich, die Veranstaltungsreihe "Aus den Akten auf die Bühne" erneut zu Gast in der Finanzbehörde zu haben.
Einlass zu den Lesungen ist jeweils eine Stunde vor Beginn, ab 18.30 Uhr, Eintrittskarten sind zum Preis von 13 Euro (ermäßigt 6 Euro) bei der Bremer Shakespeare Company oder an der Abendkasse erhältlich.