04.01.2008
Wirtschaft wächst – Geburtenzahlen stabilisieren sich -
Wieder mehr Abwanderungen ins Umland
Das Statistische Landesamt teilt mit:
Ein erster statistischer Rückblick auf das vergangene Jahr 2007 macht wiederum bemerkenswert differenzierte Trends bei der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung deutlich.
I. Zur Wirtschaftsentwicklung 2007: Wirtschaftswachstum im Aufwärtstrend
In der ersten Jahreshälfte 2007 kam es zu einer deutlichen Steigerung der konjunktu-rellen Aufwärtskräfte in Bremen. In preisbereinigter Betrachtung stieg das Bruttoin-landsprodukt (BIP), die Summe aller wirtschaftlichen Leistungen, um 3,0 % und damit leicht stärker als im Bundesdurchschnitt (2,9 %).
Maßgeblichen Anteil daran hatte das Verarbeitende Gewerbe, das für Bremen eine herausragende Rolle spielt. Im 1. Halbjahr 2007 expandierte die Bruttowertschöpfung hier um 5,4 %. Auf Bundesebene kam es in diesen Branchen zu einem leicht stärke-ren Anstieg (+ 6,9 %). Während die Wirtschaftsleistung im Baugewerbe in Bremen rückläufig war, verzeichneten die Dienstleistungen hier einen kräftigen Wachstums-schub. Dieser schnell an Bedeutung gewinnende Wirtschaftszweig hatte damit für das Wachstumsergebnis insgesamt eine Schlüsselfunktion.
Auch die Lage am Arbeitsmarkt verbesserte sich konjunkturell in Bremen merklich. Im Zuge positiver Konjunkturperspektiven nahmen die Zahlen zur Erwerbstätigkeit und die Zahl offener Stellen deutlich zu. Die Arbeitslosigkeit im Land Bremen ging spürbar zurück.
Umsatzplus im Verarbeitenden Gewerbe
Von Januar bis Oktober erzielten die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes im Lan-de Bremen Umsätze von insgesamt 14,3 Mrd. Euro. Damit wurde das Vorjahresergebnis um insgesamt 5,5 % gesteigert. Deutlich übertroffen wurde dieses Gesamtergebnis noch im Bereich Ernährungsgewerbe und Tabakverarbeitung (+ 11,5 %). Auch im Schiffbau sowie Maschinenbau kam es aufgrund der verbesserten Konjunktur zu einem erheblichen Umsatzplus. Die weltweit anziehende Nachfrage nach Investitionsgütern hat auch für Bremen zu der eindeutig positiven Entwicklung beigetragen.
Leichte Einbußen im Handel
Die bremischen Einzelhandelsbetriebe haben in den Monaten Januar bis Oktober 2007 Umsätze erzielt, die um 1,5 % unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums lagen. Eine maßgebliche Rolle hat hierbei vermutlich die Anhebung des Umsatzsteuersatzes zu Jahresbeginn gespielt. Im Großhandel kam es ebenfalls zu einem Rückgang der Umsätze gegenüber dem Vorjahr, hier sogar in Höhe von 3,9 %. Im bremischen Gastgewerbe wurden die ein Jahr zuvor erzielten Umsätze dagegen nur knapp verfehlt (- 0,1 %). Das ist überwiegend auf Umsatzeinbußen im Gaststättenbereich zurückzuführen. In den Hotels konnten die Umsätze dagegen deutlich (mit einer zweistelliger Zuwachsrate von 13,6 %) gesteigert werden.
Mehr Gäste und Übernachtungen im Beherbergungsgewerbe
In den Monaten Januar bis September 2007 hat das Beherbergungsgewerbe des Landes Bremen eine deutliche Zunahme sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen verzeichnen können. Insgesamt kamen 654.630 Personen von außerhalb in die Hansestadt. Dies entspricht einem Zuwachs von 7,1 % gegenüber dem Vorjahresergebnis. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 2,3 % auf 1.130.208. Aus Deutschland kamen dabei 514.287 Gäste (+ 6,9 %) mit 864.391 (+ 3,5 %) Übernachtungen. Aus dem Ausland besuchten 140.343 Gäste (+ 7,5 %) Bremen mit 265.817 (- 1,6 %) Übernachtungen.
Die Stadt Bremen wurde von insgesamt 568.848 deutschen Gästen besucht (+ 8,9 %). Sie buchten 959.539 Übernachtungen, das macht ein Plus von 2,3 % aus. Bei den ausländischen Besuchern wurden insgesamt 128.088 Ankünfte (+ 8,8 %) mit 234.373 (- 1,8 %) Übernachtungen gezählt. Für ansteigende Besucherzahlen sorgten diesmal vor allem Gäste aus den europäischen Ländern wie Italien (+ 27,7 %), Niederlande (+ 37,7 %) und auch Spanien (+ 39,5 %).
Bremerhaven verzeichnete für den o. g. Zeitraum insgesamt zwar etwas sinkende Besucherzahlen mit 85.782 Ankünften (- 3,6 %). Die Zahl der Übernachtungen stieg dabei jedoch um + 2,0 % auf 170.669 und erhöhte damit die Aufenthaltsdauer. Im Vergleich blieben Besucher aus Litauen und Lettland mit gut 6 Tagen am längsten. Gäste aus Portugal und der Türkei verbrachten im Durchschnitt gut 4 bzw. knapp 6 Tage in der Seestadt. Insgesamt kamen 73.527 deutsche Reisende nach Bremerhaven mit 139.225 Übernachtungen (+ 2,6 %). Aus dem Ausland kamen 12.255 Gäste mit 31.444 Übernachtungen. Bremerhaven stieg dabei stark in der Gunst von Besuchern aus dem Vereinigten Königreich (+ 13,9 %), die auch deutlich länger blieben als im Vorjahr (im Durchschnitt gut 3 Tage). Für Indien wurden 148 Ankünfte und 258 Übernachtungen ermittelt.
Weniger Arbeitslose: Seit September dauerhaft unter 40.000
Die Zahl der Arbeitslosen im Lande Bremen lag im Dezember 2007 mit 38.076 sehr deutlich unter dem Wert des Vorjahres (- 11,9 %). Das gilt sowohl für die Stadt Bremen (- 13,4 % auf 28.277) als auch für Bremerhaven (- 7,0 % auf 9.799). Die Arbeits-losenquote (Arbeitslose in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen) reduzierte sich dadurch von 14,7 % im Dezember 2006 auf 12,9 % im Dezember 2007, liegt damit aber weiterhin über dem entsprechenden Wert auf Bundesebene (Dezember 2007: 9,1 %). Bemerkenswert ist dabei, dass seit Kurzem der Bremer Wert erstmals so hoch wie bzw. höher liegt, als der des neuen Bundeslandes mit der niedrigs-ten Arbeitslosenquote (Thüringen).
Günstige Beschäftigungsentwicklung
Im 3. Quartal 2007 hatten insgesamt 390.480 Erwerbstätige einen Arbeitsplatz im Lande Bremen. Das sind rd. 8.100 mehr als ein Jahr zuvor (+ 2,1 %). Auf Bundesebene blieb der Arbeitsplatzzuwachs mit + 1,6 % sogar leicht unter dem bremischen Wert. Die Entwicklung ist maßgeblich durch die Dienstleistungen beeinflusst worden, bei denen die Beschäftigtenzahl sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,7 % auf nunmehr 308.651 erhöhte. Im Wirtschaftsbereich „Handel, Gastgewerbe und Ver-kehr“ stiegen die Beschäftigungszahlen um 2 % auf 115.366 Personen an. Im Verar-beitenden Gewerbe musste dagegen ein weiterer Arbeitsplatzrückgang hingenommen werden (- 0,2 % auf 62.600).
II. Bevölkerung: Leichter Rückgang der Einwohnerzahl
Anders als in den Jahren zuvor verlief die Bevölkerungsentwicklung des Landes Bremen im zu Ende gehenden Jahr erstmals wieder negativ. War im Jahre 2006 noch ein leichter Einwohnerzuwachs (gut 500 Personen) verbucht worden, so ist nach den hochgerechneten Ergebnissen für 2007 mit einem Rückgang von 1.700 Personen auf 662.300 zu rechnen. Allein in der Stadt Bremen dürften im Saldo rund 1.000 Personen weniger leben als vor einem Jahr. Damit gibt es gegenwärtig rund 547.000 Einwohner im Gebiet der Stadt Bremen. In Bremerhaven beträgt der Einwohnerverlust voraussichtlich rund 700 Personen, so dass dort gegenwärtig etwa 115.000 Menschen ihr Zuhause haben.
Das Durchschnittsalter steigt weiter
Das Durchschnittsalter der typischen Bremerin, des typischen Bremers bzw. der Bremerhavenerin, des Bremerhaveners beträgt mittlerweile 43,5 bzw. 43,6 Jahre. Dabei leben gegenwärtig in der Stadt Bremen mehr als 50.000 Einwohner, die das 75. Lebensjahr überschritten haben, in Bremerhaven sind dies etwa 11.000. In beiden Städten werden damit erwartungsgemäß Höchstwerte erreicht. Ein Vergleich mit den entsprechenden Zahlen von Anfang der 70-er Jahre macht die tief greifenden Veränderungen der Altersgliederung der Bevölkerung deutlich. Damals gab es 30.000 über 75-Jährige in der Stadt Bremen und knapp 7.000 in Bremerhaven.
Geburtenzahlen steigen
Die Zahl der von Bremer bzw. Bremerhavener Frauen Geborenen stieg auch im ver-gangenen Jahr leicht an. Voraussichtlich werden im Jahr 2007 zwischen 5.700 und 5.800 Kinder geboren worden sein. Das sind zwischen 200 und 300 mehr als 2006. Die Sterbefallzahlen bleiben dagegen im Vergleich mit dem Vorjahr mit gut 7.200 nahezu konstant. Die Zahlen für die Städte Bremen und Bremerhaven lauten: Geburten 4.800 bzw. 950 und Gestorbene 5.800 bzw. 1.500.
Abwanderungen ins Umland: Ursächlich für Einwohnerverlust
Wer angesichts der in den letzten Jahren stets rückläufigen Zahlen geglaubt hatte, die Abwanderung von zumeist kaufkräftigen Mittelschichtangehörigen in die jeweiligen Umlandgemeinden sei für die Großstädte bald kein Problem mehr, muss sich aller Wahrscheinlichkeit nach erneut eines Besseren belehren lassen. Betrug der negative Wanderungssaldo im Lande Bremen (2006) nur noch knapp 300 – gegenüber 3.000 vor wenigen Jahren –, so wuchs er – möglicherweise stimuliert durch die wachsende Wirtschaft – jetzt wieder auf etwa 1.400 Personen (im Saldo).
Damit wird sich die Stadtgesellschaft von den politisch Verantwortlichen bis hin zu allen Gruppen der Bevölkerung, die auf tragfähige Strukturen – insbesondere Bevölke-rungsstrukturen – setzen, befassen müssen. Denn die zuletzt viel erörterte Spaltung der städtischen Gesellschaft resultiert in Bremen zu einem erheblichen Teil aus dem Fortzug der jungen Mittelschichtangehörigen in die nicht selten demografisch und auch ökonomisch prosperierenden Gemeinwesen um die Kernstädte herum.
Nach ersten Berechnungen fällt auf, dass der Negativsaldo Bremerhavens gegenüber dem Umland im vergangenen Jahr gegen Null tendiert. Ob volkswirtschaftliche Gründe (späteres oder geringeres Wirtschaftswachstum), städtebaupolitische Umsteuerungsmaßnahmen („Geestebogen“ z.B.) oder demografische Strukturen (bereits in früheren Jahren erfolgte weitgehende Abwanderung der Mittelschichten ins Umland) hinter diesen ebenfalls überraschenden Zahlen stehen, können erst weitere Untersuchungen zeigen.
Im Wanderungsaustausch mit den übrigen Bundesländern gewann das Land Bremen im zu Ende gegangenen Jahr gut 600 Einwohner, ebenso viele wie aus dem Ausland.
III. Bautätigkeit:Spürbarer Anstieg der Baugenehmigungen im Lande Bremen
Im Land Bremen wurden 2007 wieder mehr Genehmigungen für den Wohnungsneu-bau erteilt. So wurden bis Oktober (464) schon fast so viele Gebäude genehmigt wie für das gesamte Jahr 2006. Bei den Wohnungszahlen ist der Vorjahreswert im Oktober schon erreicht worden (858). Hält diese Entwicklung bis Ende des Jahres weiterhin an, sind Steigerungen von über 20 % sowohl bei den Gebäuden als auch bei den Wohnungen zu erwarten. Die Baugenehmigungen in Bremen entwickeln sich dabei günstiger als im Bundesgebiet, wo deutliche Rückgänge zu verzeichnen sind. Noch positiver zeigt sich die Entwicklung bei den Nichtwohngebäuden, hier ist eine Steigerung der genehmigten Gebäude von ca. 30 % zu erwarten.