04.06.2007
Kollektive Intelligenz für Bremen: Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln in einer Online-Ideenbörse Empfehlungen für die Zukunft des Stadtstaates
150 Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Gesellschaft treffen sich am 7. und 8. 2007 in der Oberen Rathaushalle in Bremen, um gemeinsam über die Zukunft der Stadt und des Landes nachzudenken. An zwei aufeinander folgenden Nachmittagen sollen so Empfehlungen für die politisch Handelnden erarbeitet, die Ergebnisse anschließend an den neu formierten Senat übergeben werden.
Diese Tatsache ist so bemerkenswert wie die Entstehungsgeschichte der Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Jens Böhrnsen steht. Dabei kommt viel Kompetenz zusammen und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, ist groß. Die Teilnehmerliste spricht für sich: Universitätsrektoren, die Spitzen von Handels- und Arbeitnehmerkammer sowie eine große Zahl engagierter Bremer Unternehmerinnen und Unternehmer aus Industrie und Mittelstand haben ihre Teilnahme zugesagt.
Dafür nehmen sich Persönlichkeiten, die es gewohnt sind, ihren Alltag im Minutentakt zu verplanen, acht Stunden Zeit für die gemeinsame Sache.
Die Veranstaltung ist Teil einer ehrenamtlichen Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, neue Formen der Bürgerbeteiligung zu nutzen, zur Lösung der großen Herausforderungen, vor denen Bremen als Stadtstaat steht. Gestartet wurde die Initiative von Prof. Dr. Peter Kruse, dessen in der Überseestadt ansässiges Unternehmen „nextpractice“ sich mit der Entwicklung innovativer computergestützter Management-Werkzeuge international einen Namen gemacht hat.
Ideenbörse in der Oberen Rathaushalle
Donnerstag und Freitag (7. und 8. Juni 2007)
jeweils von 17.00 bis 21.00 Uhr
Zum Hintergrund
„Die weltweite Vernetzung stellt uns alle vor Aufgaben, die sich nur noch bewältigen lassen, wenn wir die kollektive Intelligenz von Gruppen ins Spiel bringen. Die Zeit der Vordenker und der einsamen Entscheidungen ist vorbei“, ist sich Professor Kruse sicher. „Die Attraktivität einer Region hängt mehr denn je davon ab, inwieweit die Menschen aktiv an der Gestaltung ihres unmittelbaren Lebens- und Leistungsraumes mitwirken. Regionale Identität hat Konjunktur. Die Bereitschaft, sich zu beteiligen, ist unserer Erfahrung nach viel größer, als die Zahl der sich tatsächlich bietenden Möglichkeiten. Dass die Erlaubnis für die Ideenbörse in der guten Stube von Bremen so unkompliziert zu bekommen war und dass die spontane Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich einzubringen, so hoch ist, stimmt zuversichtlich.“
Im Vorlauf zu der Online-Ideenbörse in der Oberen Rathaushalle wurden 350 Bürgerinnen und Bürger jeweils ein bis drei Stunden zu ihrer Einschätzung der heutigen Situation und der zukünftigen Entwicklung von Bremen interviewt. Dabei fand ein Verfahren Anwendung, das es erlaubt, die Aussagen vieler Menschen zu vergleichen, ohne sie mit vorgefertigten Antwortkategorien einzuschränken. Die Ergebnisse der Interviews spiegeln die Sichtweisen und Erwartungshaltungen von Praktikern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ebenso wider wie die Lebenserfahrungen und Wünsche von Menschen aus Bremens sozialen Brennpunkten.
Das so erzeugte intuitive Bild ist der Ausgangspunkt der Ideenbörse. Zu Ihrer Durchführung wird in der Oberen Rathaushalle ein Computernetzwerk installiert, das es den Teilnehmern gestattet, sich trotz der Gruppengröße schnell und unkompliziert auszutauschen - von der Ideenentwicklung bis zur detaillierten Beschreibung und Bewertung konkreter Empfehlungen. Die Interviews zur „Perspektive Bremen“ weisen die Richtung: Schaffung neuer Arbeitsplätze, Attraktivität als Wirtschaftsstandort, Klima für Innovation, Exzellenz bei Bildungsangeboten, Erhalt der Eigenständigkeit. Was ist zu tun, um die Wettbewerbsfähigkeit von Bremen weiter zu steigern, ohne die soziale Integration und die Lebensqualität zu gefährden?
Im ersten Teil der Veranstaltung können die Teilnehmer ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Bis zum zweiten Nachmittag werden die Beiträge gesichtet und zusammengefasst. Darauf aufbauend entwickeln die Teilnehmer dann im nächsten Schritt Anregungen, die sie im Netzwerk weiter verfeinern und bewerten. Am Ende steht ein nach Dringlichkeit, Nachhaltigkeit und Umsetzbarkeit geordnetes Portfolio von Empfehlungen zur Rückmeldung an die Teilnehmer und zur Weitergabe an die Politik. Der ganze Prozess ist ergebnisoffen und in diesem Sinne selbstverständlich bezogen auf die inhaltliche Zielerreichung ein Experiment. Die Durchführung derartiger Veranstaltungen hat sich aber in der Wirtschaft bereits umfangreich bewährt. Die Studie im Vorlauf sowie die technische Moderation im Rathaus ist ein Geschenk an Bremen und wird von der Firma nextpractice als Corporate-Social-Responsibility-Projekt realisiert.
Im Bremer Beratungs- und Methodenunternehmen nextpractice entwickelt ein interdisziplinäres Team von ca. 40 Psychologen, Informatikern und Technikern unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Kruse innovative Management-Werkzeuge. Die Einsatzgebiete der bereits mehrfach international ausgezeichneten Werkzeuge reichen von der strategischen Netzwerkbildung in Konzernen über die Gestaltung kultureller Veränderungsprozesse bis zu Fragen der Markenführung und der Marktanalyse. In den letzten zwei Jahren werden die nextpractice-Werkzeuge zunehmend auch im Kontext politisch-gesellschaftlicher Fragestellungen genutzt. Um auf Dauer eine klare Trennung zwischen der Beratungstätigkeit des Unternehmens nextpractice und dem öffentlichen Engagement sicherzustellen, hat Professor Kruse in diesem Jahr einen „Verein zur Förderung der Sinnstiftung Deutschland“ gegründet. Peter Kruse ist national und international als Berater und Coach tätig. Er ist Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen.