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Sonstige

20 Jahre Akademie für Alte Musik Bremen

21.09.2006

Institut feiert am Sonnabend Jubiläum mit sechs Konzerten in der Innenstadt

Die Hochschule für Künste Bremen und das Musikfest Bremen teilen mit:

In der bundesdeutschen Musik- und Hochschullandschaft staunte man im Frühjahr des Jahres 1986 nicht schlecht: Ausgerechnet in Bremen - im kleinsten Bundesland - sollte die erste deutsche Akademie für Alte Musik ihren Studienbetrieb aufnehmen. Nachdem Barockgeiger Thomas Albert bereits 1983 das Forum für Alte Musik Bremen gegründet hatte, in dem Meisterkurse angeboten wurde, bedeutete die Einrichtung eines Unterrichtsinstituts, in dem auf Hochschulniveau eine vollständige Ausbildung „Alte Musik“ angeboten wurde, bundesweit ein absolutes Novum. Was nicht nur bei manchem traditionellen Akademiker angesichts der streng auf die Historische Aufführungspraxis ausgerichteten Konzeption anfänglich durchaus auf Skepsis stieß, hat sich 20 Jahre später eindeutig als Erfolgsgeschichte erwiesen. Sowohl die Liste der Lehrkörper als auch die der Absolventen liest sich wie ein Who is Who der internationalen Alte Musik-Szene und sie alle haben den Ruf Bremens als angesehener Standort für die Pflege und Erforschung Alter Musik nachhaltig gestärkt und vergrößert.

Dies feiert die Akademie, seit 1994 in den Fachbereich Musik der Hochschule für Künste Bremen integriert, am Samstag, 23. September, mit einem „Tag der Alten Musik“. In Kooperation mit dem Musikfest Bremen finden ab 12 Uhr in der Innenstadt insgesamt sechs Konzerte mit renommierten Künstlern statt, die der Akademie als Dozenten und/oder Absolventen - in Teilen seit der Gründung - eng verbunden sind: Hille Perl, Gambe & Lee Santana, Theorbe (12 Uhr, Rathaus), Han Tol, Blockflöten (15 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen, Christophorussaal), Harry van der Kamp, Bass (16.30 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen), Harald Vogel, Orgel (18 Uhr, Kirche St. Martini), das Ensemble Schönbrunn unter der Leitung von Marten Root (20 Uhr, Glocke, Kleiner Saal) und das Orlando di Lasso Ensemble unter der Leitung von Detlef Bratschke (22 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen).

So naheliegend und sinnvoll die Gründung der Akademie für Alte Musik heute erscheinen mag, so revolutionär war sie rückblickend im kulturpolitischen Sinn für das Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland. Mitte der 1980er Jahre waren die Berührungsängste von traditionellen Orchestern und Musikhochschulen mit den Erkenntnissen und der Aufführungspraxis der Alten Musik durchaus noch groß. Gewiss, es gab Foren, Seminare und Kurse für Alte Musik, aber diese waren entweder zeitlich begrenzt oder fristeten in den Lehrplänen ein Schattendasein. Studenten, die sich für Alte Musik interessierten, mussten in bereits existierende Einrichtungen ins Ausland gehen. Mit der Neugründung der Bremer Akademie gab es erstmals in der Bundesrepublik eine spezialisierte Lehrstätte, die in ihrer Philosophie auf die ganzheitliche Ausbildung zum „wissenden Musiker“ ausgerichtet war. Das Besondere an der Ausbildung war die für damalige Verhältnisse einmalige Verknüpfung von Praxis und Theorie, aber auch der Nachdruck auf das kammermusikalische Musizieren, die Beschäftigung mit dem Vokalen und historischem Tanz. Gezielte themenbezogene Projekte am Anfang und in der Mitte des Semesters vertieften die Beschäftigung auf praktischer und theoretischer Ebene und ermöglichten in Vorträgen und Workshops die gewinnbringende Einbeziehung auswärtiger Spezialisten der jeweiligen Schwerpunkte.

Der neue und erfrischende Akzent dieser Form der Ausbildung, dem in der deutschen Bildungslandschaft schnell hochschulgleichwertiges Niveau attestiert wurde, führte zu Bestrebungen, die Akademie für Alte Musik in die Aktivitäten der Bremer Hochschule für Künste einzubinden. 1994 wurde die Akademie schließlich in die HfK Bremen integriert, die damit zur ersten und prominentesten Ausbildungsstätte für Alte Musik in Deutschland avancierte. Die Studiumsstruktur der Akademie wurde dabei unwesentlich geändert übernommen, die Forschungstätigkeit wurde wiederum in ein Institut verlagert, das (als Wiss.-Künstl. Einrichtung gem. § 92 BremHg) immer noch den Namen Akademie für Alte Musik trägt und Symposien und Meisterkurse organisiert und gleichzeitig Kongressberichte, Bücher und eine Musikreihe zu den neuesten Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis und der modernen Editionstechniken veröffentlicht. Auch wenn die Bremer Stadtmusikanten im Grimmschen Märchen bekanntlich die Hansestadt nie erreicht haben, heute würden sie - Räuber hin oder her! - möglicherweise ihre letzten Kräfte mobilisieren, um an einer der international bedeutendesten Lehrinstitute für Alte Musik ihre Fertigkeiten zu vervollkommnen!


Kurzinfo:

Programm „Tag der Alten Musik“ der Akademie für Alte Musik Bremen

Termin: Samstag, 23. September 2006

Konzerte:
12 Uhr, Rathaus, Festsaal:
„Pour la violle et le theorbe". - Ludwigs Traum und Tanzmusik
Musik aus den Gemächern von Louis XIV. und XV.
Hille Perl (Gambe) & Lee Santana (Theorbe)

15 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen, Christophorussaal:
„Hans Fluyten Lust-Hof“ - Blockflötenmusik von 1350 bis 1970
Han Tol (Blockflöten)

16.30 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen:
„Lamenti d’Orfeo“ - Werke u.a. von Sigismondo d’India, Antonio Caldara und Alessandro Stradella
Harry van der Kamp (Bass)

18 Uhr, Kirche St. Martini:
„De organis bene sonantibus“ - Das Orgelwerk von Nicolaus Bruhns
Harald Vogel (Orgel)

20 Uhr, Die Glocke, Kleiner Saal:
„Kammermusik der Romantik - Großbesetzte Werke von Antonín Reicha, Johann Martin Friedrich Nisle und Louise Farrenc
Ensemble Schönbrunn & Marten Root (Leitung)

22 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen:
Orlando di Lasso: „Lagrime di San Pietro“
Orlando di Lasso Ensemble / Gambenconsort „Sirius Viols”
Detlef Bratsche, Leitung

Karten / Info:
Ticket-Service in der Glocke,
Tel. 04 21 / 33 66 99,
und an den Tages- und Abendkassen in den jeweiligen Spielstätten
Internet: www.musikfest-bremen.de