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Sonstige

Lettische Staatspräsidentin erhält den Hannah Arendt-Preis

28.11.2005

Jury würdigt Prof. Dr. Vaira Vīķe-Freiberga als würdige Vertreterin ihres Landes

Die international besetzte Jury des Hannah Arendt-Preises für politisches Denken hat in diesem Jahr den mit 7.500 € dotierten Preis, der zum zehnten Mal verliehen wird, an die lettische Staatspräsidentin Vaira Vīķe Freiberga vergeben. Die Preisübergabe findet am Freitag, dem 16. Dezember im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Halle des Bremer Rathauses statt. Mit ihrer Entscheidung würdigt die Jury die Rolle, die Vaira Vīķe-Freiberga als engagierte Vertreterin ihres Landes in der Europäischen Union spielt. Als Frau und Präsidentin eines der kleinen Länder Europas repräsentiert sie nach Auffassung der Jury eine Stimme und Position, die oft genug im Chor der dominierenden Mächte Europas untergeht. Dies gelte sowohl für ihre dezidierte Kritik an Putins Russland als auch für ihren unerschrockenen Umgang mit der Diktatur im benachbarten Weißrussland. Gleichzeitig habe sie sich immer wieder gegen die Diskriminierung der russischen Minderheit in Lettland ausgesprochen und damit auch Reibungen im eigenen Land provoziert.


Aus der Begründung des Jury: Vaira Vīķe-Freibergas öffentliche politische Interventionen erinnern daran, dass die durch die Sowjetunion erfahrene Unterdrückung für die ostmitteleuropäischen Länder identitätsbildend und prägend war. Nicht zuletzt aus dieser Erfahrung erwuchs in den politischen Freiheitsbewegungen dieser Länder der Wunsch nach einer Rückkehr nach Europa. Vor diesem Hintergrund ist für Vaira Vīķe-Freiberga elementar, dass die Diktaturerfahrungen Lettlands und der anderen baltischen Länder während der Zeit der sowjetischen Okkupation Teil des gemeinsamen europäischen Erbes und einer gesamteuropäischen Erinnerungskultur werden. Die lebendige Erinnerung an diese Unterdrückungserfahrung und die Erinnerung an den Holocaust in Europa unterstrichen die Aktualität von Hannah Arendts Reflexionen über die verschiedenen Formen totaler Herrschaft.


Wichtige Impulse hat Vaira Vīķe-Freiberga auch der Diskussion über das Verhältnis von Integration und Föderation in der Europäischen Union gegeben. Während in Westeuropa die Vielstimmigkeit Europas oft beklagt wird, verteidigt Vaira Vīķe Freiberga ausdrücklich die sprachliche und kulturelle Diversität als eine der großen Stärken Europas und weist darauf hin, dass der politische Raum in Europa nicht nur von den repräsentativen Institutionen, welche sich die EU gegeben hat, gestaltet wird, sondern auch von den Bürgern in den politischen Nationen Europas.


Der Festakt zur Verleihung des Hannah Arendt-Preises beginnt am 16. Dezember 2005 um 18.30 Uhr in der Oberen Rathaushalle (Bremen). Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und Ralf Fücks (Vorstand Heinrich Böll-Stiftung; Senator a.D.) werden als Preisstifter im Laufe der Preiszeremonie das Wort ergreifen und gemeinsam den Preis übergeben. Als Laudatorin würdigt Marianne Birthler (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR) die Preisträgerin. Für die Jury des Hannah Arendt-Preises für politisches Denken werden Prof. Antonia Grunenberg und Zoltan Szankay sprechen


Hinweis: Bereits um 15.00 Uhr wird die lettische Staatspräsidentin im Haus der Wissenschaft (Sandstraße 4-5, Bremen) einen Festvortrag halten.