Sie sind hier:

Sonstige

»Andere haben’s noch viel schlimmer gehabt.«

30.04.2004

Sabine Bode über die Generation der "Kriegskinder"

Was viele bislang nur ahnten, wird nun zunehmend offen ausgesprochen: Die Kriegsvergangenheit zeigt auch heute noch in vielen Familien Spuren, bis in die zweite Generation hinein. Die Kölner Journalistin Sabine Bode hat Angehörige der Jahrgänge 1930 bis 1945 und deren Kinder sowie Psychologen befragt und die Ergebnisse jetzt veröffentlicht. "Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen" lautet der Titel des Buches, das die Autorin in einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadtbibliothek, Erinnern für die Zukunft e.V. und Buchhandlung A. Geist am Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr, in der Zentralbibliothek Schüsselkorb vorstellt.

Zur Einführung spricht Sabine Offe vom Verein "Erinnern für die Zukunft". In zahlreichen Gesprächen fand Sabine Bode ausreichend Material für eine spektakuläre These: Viele Deutsche, die im Krieg aufwuchsen, wurden durch ihre Erlebnisse schwer traumatisiert, mit negativen Folgen für ihr ganzes Leben. Jetzt ist die Kriegskindergeneration im Ruhestand, die eigenen Kinder sind längst aus dem Haus. Bei vielen kommen jetzt die Erinnerungen allmählich hervor und mit ihnen auch Ängste, manchmal sogar die unverarbeiteten Kriegserlebnisse. Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter spricht von einer »verschwiegenen, unentdeckten Welt«. Mit den Holocaust-Opfern habe man sich eingehend beschäftigt, mit der Kriegskindergeneration nie. Nun beginnen auch deren Kinder und Enkel, sich mit der vergessenen Generation zu beschäftigen. Sie wollen verstehen, warum ihre Eltern so sind, wie sie sind, und was sie geprägt hat. Warum konnte man bestimmte Dinge nicht einfach mit ihnen besprechen?