Geschlossene Schule "lebt weiter" / Festakt am 28. Mai, ab 11 Uhr
27.05.2016Die "Kleine Helle" wurde zwar 1988 geschlossen, lebt aber in vielen Erinnerungen weiter. In diesem Jahr wird sogar ein Jubiläum gefeiert. Der 100. Geburtstag der Schule, die 1916 als staatliches Gymnasium für Mädchen (Lyzeum) eröffnet wurde, wird am Samstag, 28. Mai 2016, mit einem Festakt im Alten Gymnasium gefeiert. Dabei hatte der letzte Abiturjahrgang die Kleine Helle schon 1988 verlassen. Seit dem trifft sich das ehemalige Kollegium unermüdlich jedes Jahr, um sich gemeinsam zu erinnern und natürlich auch, um aktuelle Erfahrungen auszutauschen. "Nie kommen weniger als 25 ehemalige Lehrerinnen und Lehrer zusammen. Das ist schon eine Leistung, wenn man bedenkt, dass die Schule seit rund 30 Jahren nicht mehr existiert", sagt Gabriele Rogge, ehemalige Lehrerin an der Kleinen Helle und eine der Organisatorinnen des Festes.
Ungewöhnlich war die Kleine Helle schon während "ihrer Schulzeit". Zwischen 1916 und 1988 hat das mitten im 1. Weltkrieg prachtvoll errichtete Gebäude viel erlebt:
Allen voran die Verwirklichung sozialer Ideen mit dem Aufbau des staatlichen Gymnasiums für Mädchen (vorher waren diese Schulen ausschließlich in privater Hand) und des Aufbaugymnasiums für Realschüler. Die Bedeutung der Kleinen Helle wurde schon am 3. April 1916 in einem Artikel der Bremer Nachrichten beschrieben. "Damit ist für das höhere Mädchenschulwesen in Bremen ein Ereignis von weittragender auch grundsätzlicher Bedeutung vor sich gegangen, war doch dieser Zweig des Unterrichtswesens bisher lediglich in privaten Händen, und es hat vieler Bemühungen und Verhandlungen auch innerhalb der gesetzlichen Körperschaften und unserer Schulbehörden bedurft, ehe der als zeitgemäß und notwendig erkannte Gedanke einer staatlichen respektierte Städtischen Schulanstalt für Mädchen vom Range der höheren Knabenschule in die Wirklichkeit umgesetzt werden konnte." Ein großer Schritt zur Gleichberechtigung, der aber noch nicht ganz vollzogen worden war. Denn etwas später heißt es in dem Artikel: "Mit der Errichtung dieser Schule ist unsere erste staatliche höhere Lehranstalt für das weibliche Geschlecht ins Leben getreten. Mit Rücksicht auf die Eigenart des weiblichen Geschlechts wurde die Stoffverteilung so geregelt, dass das, was die Knaben in 9 Jahren lernen, für die Mädchen auf eine 10-jährige Schulzeit bei einer Höchtszahl von 30 Stunden in der Woche zugeschnitten wurde."
Später dann wurde der Wechsel von einer reinen Mädchenschule zur Koedukation vollzogen, die Zerstörung im 2. Weltkrieg (nur das Treppenhaus und die Sandsteinfassade blieben verschont.) und der Wiederaufbau erlebt sowie der erbitterte Kampf für den Erhalt der Schule geführt. "Das war für uns alle sehr schwer", erinnert sich Rogge. Die Lehrerschaft stand damals fest zusammen und das hat sich kaum geändert, denn das Kollegium der "Kleinen Helle" hat sich seit 1988 jedes Jahr getroffen. "In diesem Kreis entstand vor einigen Jahren die Idee, den 100sten Geburtstag der Schule zu feiern, obwohl sie seit fast 30 Jahren nicht mehr existiert", so Rogge. Eingeladen sind alle ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler der Kleinen Helle. Das Fest findet in den ehemaligen Schulräumen statt, die heute vom Alten Gymnasium genutzt werden.
"Über 400 Ehemalige haben schriftlich ihr Kommen angekündigt: aus allen Teilen Deutschlands und auch aus vielen Ländern Europas. Die älteste Teilnehmerin ist Lotte Noam aus der Schweiz, die heute 96 Jahre alt ist. Sie ist Jüdin und hat viel zu erzählen.
Ihr Kommen hängt von der gesundheitlichen Tagesform ab. Die älteste Abiturientin, die sich fest angemeldet hat, bestand 1943 die Reifeprüfung, sie ist heute 91 Jahre alt. Zwei Klassen feiern an diesem Festtag 50 Jahre Abitur, für zirka 80 andere ältere Damen liegt ihre Abiturprüfung schon mehr als 50 Jahre zurück", zählt Rogge auf und erwähnt, dass die ersten Jungen im Schuljahr 1964/65 an die Kleine Helle kamen.
Im Festakt, der am 28. Mai, 11 Uhr, im Alten Gymnasium (Kleine Helle 7) beginnt, soll an die wechselvolle Geschichte der Schule – mit Reden, historischen Rückblicken von Zeitzeugen, Interviews und Musik – erinnert werden. Anschließend bleibt bis 16 Uhr Gelegenheit zur Erinnerung an den Schulort (Führungen durch das Gebäude) und zur Wiederbegegnung ehemaliger Mitschüler. In unterschiedlichen Räumlichkeiten können die Jahrgänge sich treffen und Erinnerungen austauschen. Einige Gruppen haben sich anschließend zu Klassentreffen außerhalb des Schulgebäudes verabredet.
Es ist auch eine Festschrift verfasst worden, die an diesem Tag erstmals verkauft wird.
Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich zu dem Fest eingeladen.
Fotos: Die Senatorin für Kinder und Bildung