Seit nun fast 20 Jahren, seit 1997, findet der traditionelle Jahresempfang der Bundeswehr im Land Bremen im Rathaus statt. Das sei ein deutliches Zeichen, wie sehr die Bundeswehr aktiver Teil des öffentlichen Lebens geworden ist. Ein solch "demonstrativer Schulterschluss" zwischen Politik, Gesellschaft und Bundeswehr, so Bürgermeister Sieling, sei keineswegs eine Selbstverständlichkeit in der 60-jährigen Geschichte der Bundeswehr. Doch auch durch die "überaus hilfreiche und effiziente Unterstützung" des Landeskommandos Bremen bei der Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge im vergangenen Jahr habe in dieser Wahrnehmung eine Veränderung eingesetzt. "Für Ihre Hilfe möchte ich Ihnen auch im Namen des Senats danken", sagte der Bürgermeister an den Chef des Landeskommandos Bremen gerichtet.
Der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber, unterstrich als weiterer Redner ebenfalls, wie die Bundeswehr mit dem Landeskommando auch in Bremen ein anerkannter Teil der Gesellschaft geworden sei. Das zivile Engagement in der Flüchtlingsfrage sowie die positive Berichterstattung darüber hätten offenbar befriedend gewirkt. Denn ihm sei aufgefallen, dass es anlässlich des heutigen (3. Februar 2016) Jahresempfangs in Bremen zum ersten Mal keine Gegendemonstranten vor dem Rathaus gab.
Gastgeber des Jahresempfangs der Bundeswehr im Land Bremen war zum zweiten Mal Landeskommandeur Oberst Claus Körbi. Er ging in seiner viel beachteten Rede vor den rund 350 Gästen in der Oberen Rathaushalle auf die kausalen Zusammenhänge zwischen den globalen Konflikten und den Flüchtlingsströmen ein. Dabei reflektierte er das bekannte Wort „Schwerter zu Pflugscharen“, das dem alttestamentarischen Propheten Micha (bis ca. 725 v.Ch.) zugeschrieben wird. Dieser prangerte unter anderem soziale Ungerechtigkeit und moralischen Verfall als Motiv gesellschaftlicher und kriegerischer Konflikte an. Armut und Hunger waren damals und sind auch heute, rund 2500 Jahre später, wieder Gründe zum Auswandern, zur Flucht, so Oberst Körbi. Und wie ist die Aussicht? Körbi: „Es gibt ein riesiges Arm-Reich-Gefälle. 0,1 Prozent der Weltbevölkerung besitzen nahezu 80 Prozent des Weltvermögens. Hinzu kommen die Folgen der drastischen Klimaveränderung wie die Wasserverknappung.“ Das alles sind Konfliktfaktoren. Vor diesem Hintergrund seien weitere Flüchtlingswellen zu erwarten. Darauf müsse man sich vorbereiten. Dafür müsse man aber auch die finanziellen Mittel zur Verfügung haben. Deshalb richtete er seinen Appell für eine auskömmliche Finanzierung der Bundeswehr auch an die politisch Verantwortlichen.
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