21.06.2002
Dienstag öffentliche Eröffnung einer Fotoausstellung bei der Staatsanwaltschaft Bremen
Einer der Künstler war selbst Jurist – Leihgaben aus dem NMWB
Diese besondere Präsentation will Hemmschwellen zur Justiz abbauen und sie als Teil der Demokratie den Bürgern näher bringen. Und der Zufall will es, dass einer der Künstler auch Jurist gewesen ist: Bei der Staatsanwaltschaft Bremen, Ostertorstraße 10, wird am Dienstag (25.6.2002) um 15.30 Uhr eine Ausstellung mit Fotografien der Künstler Arvid Gutschow und Vilém Reichmann eröffnet. Es handelt sich bei den Bildern um Leihgaben der Sammlung aus dem Neuen Museum Weserburg Bremen (NMWB). Zur Eröffnung im Foyer der Staatsanwaltschaft sprechen Bürgermeister und Justizsenator Dr. Henning Scherf sowie der Direktor des NMWB, Dr. Thomas Deecke. Dazu sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen.
Die Organisatoren halten die Ausstellung für einen guten Weg, die Justiz ohne Angst vor Straf- oder Zivilverfahren „begehbar“ zu machen. Die Ausstellung wird bis zum 25. September im Foyer der Staatsanwaltschaft zu sehen sein. Die Öffnungszeiten für die Ausstellung sind von montags bis donnerstags von 9 bis 14 Uhr und freitags vo 9 Uhr bis 12 Uhr.
Hintergrundinformation zu den Künstlern:
Arvid Gutschow
Geb. 1900 in Hamburg. Mitte der zwanziger Jahre begann der Autodidakt seine Tätigkeit als Fotograf, um sein Jurastudium zu finanzieren. Veröffentlichungen seiner Bilder in den Zeitschriften „Koralle“ und „Atlantis“. Ende des Jahrzehnts entwickelte sich seine Fotografie deutlich unter dem Einfluss Reger-Patzschs. Das zeigt insbesondere sein Hauptwerk, der Bildband, „See, Sand, Sonne“, der 1930 im Gebrüder Enoch Verlag in Hamburg erschien. Gutschow, dessen Arbeiten zur Fotoavantgarde der damaligen Zeit gehörten, fotografierte auch viel für Auftraggeber aus der landwirtschaftlichen und der Stahlindustrie. Nach Abschluss seines Studiums wurde er als Staatsbeamter mit der Verwaltung der Landgebiete des Staates Hamburg beauftragt. Eines seiner zentralen Themen war die alternative Landwirtschaft. 1951 bis 1956 entstanden eindrucksvolle Bildserien u.a. von der Landschaft rund um Seebergen bei Bremen, aber auch von Industriebetrieben wie Hanomag und der AG „Weser“ in Bremen. Guschow lebte bis zu seinem Tod im Mai 1984 in Seebergen.
Vilém Reichmann
Geb. 1908 in Brno (Brünn) als Sohn einer deutschen Familie. Nach Beendigung seines Architekturstudiums und einer anschließenden pädagogischen Ausbildung arbeitete Reichmann von 1932 an zunächst als Lehrer, 1938 wechselte er zum Bauamt in Brünn, wo er tätig war, bis er 1942 als Deutscher eingezogen wurde. Ab 1945 lebte er wieder in Brünn, wo er bis 1968 als freischaffender Karikaturist und Zeichner für eine Reihe von Zeitungen und Zeitschriften tätig war. Fast 60 Jahre lang fotografierte Vilém Reichmann, außerdem stellte er in den dreißiger und vierziger Jahren auch Zeichnungen aus und publizierte bis 1968 Karikaturen. Wie Gutschow hat auch Reichmann ein lebhaftes Interesse an ökologischen Problemen. Nach dem Krieg nahm Reichmann an der Tätigkeit der neu entstehenden Gruppe Ra teil, die sich mit dem Vorkriegssurrealimus und der Abstraktion auseinander setzte. 1947 stellte er mit der Gruppe zu erstenmal auch seine imaginativen Fotografien aus. Die vielversprechende Zusammenarbeit mit Künstlern in Brünn und Prag, auch mit Mitgliedern der zukünftigen Gruppe Cobra, endete mit dem Staatsumsturz im Jahr 1948. Erst Ende der fünfziger Jahr konnte Reichmann wieder ausstellen und publizieren. Reichmann fotografierte sehr selten Menschen. Praktisch sein ganzes Werk ist der Interpretation der Welt von Natur- und Zivilisationsobjekten gewidmet. Vilém Reichmann starb 1991 in Brünn.