21.01.2002
Über die Schriftstellerin Gertrud Kolmar spricht am Sonnabend, 26. Januar, 18 Uhr, in der Stadtbibliothek Neustadt (Friedrich-Ebert-Straße 101/105) die Münchener Literaturwissenschaftlerin Johanna Woltmann. Die Veranstaltung findet im Rahmen der gemeinsamen Reihe von Stadtbibliothek und Volkshochschule „Deutsche Dichterinnen jüdischer Herkunft im 20. Jahrhundert“ statt. Gertrud Kolmar, 1894 in Berlin geboren, wurde 1943 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert, wo sich ihre Lebensspur verliert. Zu Lebzeiten hatte sie, teilweise unterstützt von ihrem Vetter Walter Benjamin, drei damals wenig beachtete Gedichtbände veröffentlicht, wobei die spärliche Resonanz sicher auch den politischen Umständen zuzuschreiben war. Unter der Tarnkappe einer unscheinbaren und unglücklichen Tochterexistenz wurde Gertrud Kolmar zu einer Dichterin der Liebe zwischen Mann und Frau und Mutter und Kind. Ihr lyrisches Werk, das zumeist in den 20er und 30er Jahren entstanden ist, zählt längst zum Kanon der ganz grossen deutschsprachigen Dichtungen des 20. Jahrhunderts. – Johanna Woltmann gilt als die herausragende Kennerin des dichterischen Werkes Gertrud Kolmars. Seit Jahren betreut sie deren Nachlass. Sie gab 1970 die „Briefe“ heraus und 1980 die „Frühen Gedichte“; ihre Biographie über Gertrud Kolmar erschien 1995.