Senatorin Stahmann dankt der Messe Bremen für unbürokratische Unterstützung
24.03.2015Die Messehalle 4.1 auf der Bürgerweide ist als Notaufnahme für Flüchtlinge hergerichtet und steht ab heute (Dienstag, 24. März 2015) zur Verfügung. Die ersten Möbel sind am Vormittag eingetroffen, die vollständige Möblierung soll am Abend abgeschlossen sein. Im Laufe der kommenden fünf Wochen sollen dann nach und nach bis zu 150 Flüchtlinge in den Vierer- und Sechserkabinen aufgenommen werden. Die Notunterkunft steht befristet bis 30. April 2015 zur Verfügung. "Ich bin dankbar, dass die Messe Bremen ihre Halle so kurzfristig bereitstellt", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. "Mit dieser Unterstützung können wir die aktuelle Notsituation überbrücken. Die Nutzung von Turnhallen oder Zelten konnte so abgewendet werden." Die Notlage sei entstanden, weil in den ersten elf Wochen dieses Jahres fast 900 Menschen und damit dreimal so viele Flüchtlinge in Bremen angekommen seien wie im selben Zeitraum des Jahres 2014.
Die 2.100 Quadratmeter große Halle 4.1 liegt im ersten Obergeschoss des Hallenkomplexes an der Bürgerweide. Dort hat die Messe Bremen nun 30 größere und kleinere Kabinen eingerichtet, die ausgestattet sind mit Betten, Tischen, Stühlen, abschließbaren Spinden, Stromanschlüssen und LED-Stehleuchten. Die Mahlzeiten liefert ein Menü-Dienst dreimal am Tag, sie werden im Foyer der Halle eingenommen. Eine Ebene tiefer, in einem abgeschlossenen Bereich der Halle 4, sind drei Duschcontainer aufgestellt und mit Sichtschutz umbaut. Die Arbeiten haben am vergangenen Freitag begonnen, Bauordnungsamt und Feuerwehr haben die Räumlichkeiten am gestrigen Montag sicherheitstechnisch abgenommen. Während des Aufenthalts betreut die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Flüchtlinge, Dolmetscher stehen zur Verfügung. Ein im Kontakt mit Flüchtlingen erfahrener Sicherheitsdienst ist zudem rund um die Uhr vor Ort ansprechbar.
Hans Peter Schneider, Geschäftsführer Messe Bremen & ÖVB-Arena: "Wir helfen dem Land Bremen gerne, seine Verpflichtung zu erfüllen. Der Druck auf die Länder ist groß, so auch auf Bremen. Wir können unsere Hallen in den nicht durch Messegeschäft belegten Zeitfenstern zur Verfügung stellen – da fühlen wir uns verpflichtet zu tun, was möglich ist." Die Belegungssituation der Messehallen mit Veranstaltungen lässt es zu, auch vom 27. Mai bis 27. Juli sowie vom 5. bis 25. August die Halle 6 für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen. "Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit werden wir auf das Angebot zurückkommen", betonte Anja Stahmann. Zu unsicher seien derzeit die Prognosen über den weiteren Zulauf von Flüchtlingen. Gehe die Bundesregierung noch von 300.000 Asylanträgen für das laufende Jahr aus, so wachse die Zahl der Länder, deren Prognosen sich eher bei einem Zuzug von 400.000 bis 500.000 Flüchtlingen einpendeln.
Die Halle 4.1 kann bis 30. April genutzt werden, anschließend beginnt der Umbau für einen Kongress. Für die Unterbringung der Flüchtlinge wird derzeit an mehreren Immobilien gearbeitet, darunter das Bundeswehrhochhaus, ein ehemaliges Verwaltungsgebäude auf dem Gelände des Klinikums Mitte sowie der Neubau der Erstaufnahmeeinrichtung in der Alfred-Faust-Straße. In allen drei Immobilien zusammen entstehen fast 400 Plätze.
"Aus der Belegschaft der Messe Bremen sind bereits einige Anfragen von Mitarbeitern aufgekommen, die Spenden sammeln oder Spielzeug und Kleidung stiften möchten", sagte Hans Peter Schneider. "Ich finde, das ist ein tolles Signal der Solidarität." Welche Spenden tatsächlich benötigt werden, müsse sich zeigen, wenn die Menschen in der Notunterkunft angekommen seien. "Wir wünschen unseren neuen Nachbarn nun eine gute Ankunft und dass sie hier zunächst zur Ruhe kommen."
Hintergrund:
Allein im Jahr 2015 haben die Stadtteilbeiräte der Einrichtung von rund 900 Plätzen für Flüchtlinge zugestimmt, die alle voraussichtlich noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen werden. Mehrere hundert weitere Plätze für die kurz- und mittelfristige Nutzung sind in Vorbereitung. In den Jahren 2013 und 2014 zusammen waren rund 1.000 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften eingerichtet worden. Im Jahr 2014 ist es gelungen, etwa jeden zweiten Flüchtling nach einer Wartefrist von mindestens drei Monaten in eine eigene Wohnung zu vermitteln. In diesem Jahr gaben 291 Menschen an, selbst angemieteten Wohnraum bezogen zu haben (Stand: Freitag, 20. März).
In den Monaten Januar und Februar 2015 haben in Bremen 661 Menschen Zuflucht gesucht, nach 207 im Jahr 2014. Allein in den ersten 20 Tagen des März sind über 210 Menschen aufgenommen worden, doppelt so viele wie im ganzen März 2014 (damals: 105). Seit Anfang 2008 bis heute ist Bremen für rund 6.000 Flüchtlinge eine neue Heimat geworden, das ist rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes.
Fotos: Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen