20.09.2002
SteinsetzerInnen |
Die "Bau-Belegschaft" |
Ziele der Projekte
Den Schülerinnen und Schülern sollen diese Projekttage Arbeitserfahrung in einem ihnen sonst fremden, eher negativ besetzten Berufsfeld ermöglichen und Unterstützung bei der Entwicklung eigener Berufsperspektiven geben. Dabei werden den Schülerinnen und Schülern aus Haupt- und Realschulklassen über die größeren, ganztägig zu bearbeitenden Aufgaben neue Erfahrungen im Umgang mit anstrengender Arbeit, mit Materialien und Arbeitsorganisation ermöglicht. Die gute Vor- und Nachbereitung in verschiedenen Unterrichtsfächern ermöglicht es ihnen, neue Anwendungsmöglichkeiten des Lernstoffes zu finden.
Durch diese Projekte sollen Kooperationen und Formen der Zusammenarbeit zwischen Schulen und außerschulischen Bildungspartnern angebahnt und ausgebaut werden. Die Vielzahl einbezogener Lehrkräfte und die Vorbereitung im Fachunterricht ermöglicht vielen Lehrkräften, Anwendungsbezüge ihrer Fachwissenschaft zu entwickeln und im Unterricht einzusetzen und damit die Praxisnähe des Unterrichts zu verbessern.
Die Auszubildenden, die in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte lernen, übernehmen die Anleitung für die Schülerinnen und Schüler. Sie sind nicht nur gute Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler, mit denen sie noch eine gemeinsame Sprache sprechen, sondern erleben sich selber in einer neuen Rolle, können sich des schon gelernten vergegenwärtigen und damit wichtige Schritte für ihr eigenes berufliches Selbstbild erarbeiten.
Schon im zweiten Jahr laufen diese „Bau-Tage“ und alle Schulen, die letztes Jahr beteiligt waren, machen auch in 2002 wieder begeistert mit. Es ist geplant, diese Tage jährlich zu wiederholen und so den Schulen zu ermöglichen, sie in ihr schulisches Berufsorientierungsprogramm zu integrieren.
Damit ist dieses Projektvorhaben in ganz besonderer Weise geeignet, Partnerschaften zwischen Schulen und Wirtschaft lebendig werden zu lassen und zu entwickeln.
Einbindung in den schulischen Unterricht
Der „Tag auf einer Baustelle“ wird in den einzelnen Klassen vielfältig vorbereitet. Ein Lehrwerkmeister der überbetrieblichen Ausbildungsstätte kommt in jede Klasse und stellt die Lehrwerkstätten und Arbeitsmöglichkeiten vor. Dabei verwendet er Filme und Bilder auf cd-rom, die bei den vorherigen Projekten erstellt wurden, um so den Jugendlichen möglichst anschaulich einen ersten Eindruck zu geben. Es gibt Arbeitsmaterialien, um mit den Jugendlichen vorzubesprechen, welche unterschiedlichen Arbeiten mit welchen Materialien sie verrichten können. In gemeinsamen Treffen von Lehrwerkmeistern und Lehrkräften der Schule wurde gemeinsames Unterrichtsmaterial entwickelt, so dass auch im Fachunterricht Aufgabenstellungen für diesen Tag mit vor- und nachbereitet werden können, z.B. Bauskizzen für den Mathe/Geometrieunterricht. Die Vorbereitungsphase wird damit abgeschlossen, dass sich die Schüler/innen entscheiden, in welchem Gewerk sie an dem Tag arbeiten wollen.
Der Tag in Rostrup:
Morgens um 07:00 Uhr werden die SchülerInnen an der Schule abgeholt. Arbeitsbeginn im Bau-ABC Rostrup ist um 08:00 Uhr. Die Jugendlichen werden in die Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe muss an dem Tag einen bestimmten Arbeitsauftrag abarbeiten. Die Maurer z.B. erstellen einen Rundbogen, die Fliesenlegen verfliesen eine Wand oder die Straßenbauer pflastern eine vorgegebene Fläche. Die Anweisungen und Unterstützungen erfolgen im wesentlichen durch Auszubildende des 2. und 3. Ausbildungsjahres. Wie sonst im Arbeitsleben gibt es eine Frühstücks- und Mittagspause - Essen und Getränke erhalten die SchülerInnen vom Bau-ABC Rostrup kostenlos – und danach geht’s weiter. Die Arbeit nach der Mittagspause fällt den meisten Jugendlichen richtig schwer. Bis um 16:00 Uhr wird weitergearbeitet, dann werden die Jugendlichen mit dem Bus nach Bremen zurückgefahren. Wenn sie dann um 17:00 Uhr wieder in Bremen ankommen, sind sie total erledigt – aber zufrieden.
Auswertung:
Die obligatorische Auswertung erfolgt – nach Absprache unter den Kollegen - in verschiedenen Fächern. So werden Interviews geführt, Artikel für Schülerzeitungen geschrieben, Berechnungen zu den jeweiligen Arbeiten durchgeführt.
Die Lehrkräfte der beteiligten Schulen und Lehrwerkmeister des Bau-ABC Rostrup treffen sich regelmäßig, um die Erfahrungen gemeinsam auszuwerten und neue Ziele zu besprechen. Damit entstehen ein lebendiger Austausch und eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Schulen und Partnern aus der Wirtschaft.
Gesamteinschätzung:
Den Jugendlichen zeigen bei der Arbeit in den Lehrwerkstätten sehr viel Engagement und übernehmen Verantwortung – für das ihnen überlassene Gerät, den Raum und Arbeitssicherheitsmaßnahmen. Dabei macht die konkrete Arbeit in den Lehrwerkstätten ihnen sehr viel Spaß – auch wenn sie körperlich anstrengend ist. Aber für viele Jugendliche ist diese körperliche Belastung auch ein Leistungsanspruch – und es macht viel Freude, diese Herausforderung wahrzunehmen und zu bewältigen. Die konkreten Vorstellungen, welche vielfältigen Tätigkeiten und Arbeitsschritte bei der Arbeit „auf dem Bau“ notwendig sind, ist für die Jugendlichen neu und eine wichtige Erfahrung, die sie für ihre weitere Berufswahlentscheidung nützen. Auch die Mädchen arbeiten sehr engagiert und nehmen die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeit mit Holz, Ziegeln, Fliesen oder Pflastersteinen gerne an.
An der ersten Projektphase haben aus den 6 Schulen 350 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Bei Befragungen hinterher haben sich die SchülerInnen überwiegend positiv geäußert und würden einen solchen Tag gerne noch einmal erleben. Eine Klasse ist zwei Tage hintereinander hingefahren, so dass alle Jugendlichen sogar zwei Gewerke ausprobieren konnten. Bei diesen Jugendlichen war die Begeisterung am größten. („Ich suche mir jetzt eine Ausbildungsstelle als Zimmerer.“)
In den bisherigen Projekten hat sich angedeutet, dass eine andere Art von „Intelligenz“ angesprochen wird, wenn an praktischen Aufgaben handlungsorientiert gearbeitet wird. Bisherige „Verlierer“ werden plötzlich im Klassenverband zu akzeptierten Partnern, die helfen ein praktisches Problem zu lösen.
Perspektiven:
Alle 6 Schulen beteiligen sich dieses Jahr weiterhin an der Zusammenarbeit mit dem Bau-ABC Rostrup. Dieses Jahr werden 380 Schülerinnen und Schüler teilnehmen.
Folgende Entwicklungsvorstellungen sind zwischen den Beteiligten vereinbart:
In Vorbereitung und Auswertung in den Klassen werden noch mehr Lehrkräfte einbezogen und auch die SchülerInnen stärker beteiligt. So wird von einer Schülergruppe eine Videodokumentation erstellt.
Um die Schulen besser einzubeziehen, werden einzelne Bauprojekte direkt an den Schulen durchgeführt, so dass in einzelnen Schulen „Lernbaustellen“ entstehen, an denen die Schülerinnen und Schülern direkt am konkreten Objekt Tätigkeiten auf dem Bau erleben und nachvollziehen können. Dazu entwickeln die Schulen Ideen für kleine überschaubare Bauvorhaben, die von den Schülern gemeinsam mit Auszubildenden im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung absolviert werden. So kann sich „der Bau“ auch direkt in der Schule darstellen. Für die Schulen ergibt sich damit die hervorragende Gelegenheit, kleine bauliche Verbesserungen oder „Sahnestückchen“ realisieren zu können, die der schmale Baufond nicht hergibt.
Außerdem wird von der Schullaufbahnberatung eine einheitliche Evaluation für alle Bremer Projekte entwickelt, so dass Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Projekte in den einzelnen Schulen deutlich werden.
Beteiligte Institutionen
Konzeption, Organisation und Durchführung des Projektes werden vom Verband der Bauindustrie Bremen/Nordniedersachsen und dem LIS / Schullaufbahnberatung realisiert. Beteiligt sind folgende Schulen:
SZ WillakedammSZ KornstraßeSZ Butjadingerstraße SZ Waller RingSZ PestalozzistraßeISS Hermannsburg
Finanziell getragen und durchgeführt wird das Projekt vom Bauindustrieverband Bremen-Nordniedersachsen und seinem Geschäftsführer Dr. Bernd Voigt mit einem Kostenvolumen von ca. 35 000 €.
Veranstaltungsort ist die überbetriebliche Ausbildungsstätte BAU-ABC Rostrup in Bad Zwischenahn.