13.06.2002
Alkoholische Getränke können Ungeborenen schwere Schäden zufügen
Mit der Kampagne „Schwangerschaft und Alkohol?“ führt das Aktionsbündnis „Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“ seine im vergangenen Jahr mit Erfolg begonnenen Aktionen fort. Dazu gehören Faltblätter und Plakate, mit denen über die Folgen des Konsums von alkoholischen Getränken während der Schwangerschaft und der Stillzeit aufgeklärt und dafür geworben wird, in dieser Zeit auf Alkohol zu verzichten. Geplant sind für den Herbst auch eine zweite Fortbildungs-Veranstaltung für Ärztinnen und Ärzte und ein Fachtag für Berufsgruppen, die mit schwangeren Frauen zu tun haben.
„Das Aktionsbündnis geht den Weg der Aufklärung und der Bewusstseinsbildung. Der gehobene Zeigefinger gehört nicht dazu“, so die Vorsitzende des Bündnisses, Gesundheitssenatorin Karin Röpke. Verbote, das wisse jeder aus eigener Erfahrung, nützten wenig. Vielmehr müsse ein verantwortungsbewusster Umgang mit alkoholischen Getränken gelernt werden. Es komme auch darauf an, in bestimmten Lebensphasen und an bestimmten Orten keinen Alkohol zu trinken. Dies gelte für die Kindheit und Jugend, die Zeit der Schwangerschaft und bei Krankheit, wenn Medikamente eingenommen werden müssen. Ganz auf alkoholische Getränke sollte auch am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr und im Krankenhaus verzichtet werden.
Dr. Stephan Teyssen, Chefarzt im St. Joseph-Stift und Unterstützer der Kampagne „Schwangerschaft und Alkohol?“, befasst sich seit Jahren intensiv mit der Wirkung von Alkohol auf innere Organe und auf das ungeborene Kind. 80 Prozent aller Frauen nehmen nach seinen Angaben während der Schwangerschaft alkoholische Getränke zu sich und setzten so das Ungeborene dem Risiko aus, Schäden davon zu tragen. Denn es komme nicht auf die Menge an, die konsumiert werde. Auch geringe Mengen könnten für das Kind gefährlich werden. Dr. Teyssen: „Kinder werden in ihrer Gesamtheit verändert, das sieht man oft erst nach Jahren.“
Typische Schädigungen seien unter anderem Minderwuchs, Sprachstörungen, Aggressivität, ein niedrigerer Intelligenz-Quotient als üblich, Krampfanfälle und im späteren Leben Psychosen. Bei 800 000 Geburten pro Jahr würden 1 bis 2 Prozent der Kinder von alkoholabhängigen Frauen zur Welt gebracht. Gehe man nur einmal von einem Prozent - also 8000 - aus, so seien darunter etwa 2200 Kinder mit schwersten Schäden. „Jedes Jahr entsteht so ein Dorf mit massiv geschädigten Kindern“, so der Mediziner.
Nach der Kampagne „Alkohol und Schwangerschaft“ hat sich das Aktionsbündnis für die nächsten Jahre die Bereiche „Arbeit und Alkohol“, „Verkehr und Alkohol“ und „Krankenbehandlung und Alkohol“ vorgenommen. Im vergangenen Jahr hat die erste Aktion „Alkohol – irgendwann ist der Spaß vorbei“ bei Jugendlichen großen Anklang gefunden.
Dem Aktionsbündnis, das vom Gesundheitsressort initiiert wurde, gehören mehr als 100 Mitglieder aus Bremen und Bremerhaven an. Es sind Firmen, Institutionen, Verbände und Einzelpersonen.