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Der Senator für Kultur

Staatsarchiv Bremen veröffentlicht neues Jahrbuch

11.12.2014
Grafik des Staatsarchiv Bremen
Grafik des Staatsarchiv Bremen

Das neue Bremische Jahrbuch (Band 93, 2014), herausgegeben vom Staatsarchiv Bremen in Verbindung mit der Historischen Gesellschaft Bremen, ist soeben erschienen.

Das Bremische Jahrbuch ist Bremens älteste noch existierende Zeitschrift, es erscheint seit 1863, also seit über 150 Jahren. Auch der neue Band bietet in gewohnt solider Qualität eine breite thematische Fächerung.

Der Bogen der Themen spannt sich vom Spätmittelalter bis zur jüngeren Zeitgeschichte:

Den Auftakt macht ein Aufsatz von Konrad Elmshäuser zur Bremer Plakatkunst im Ersten Weltkrieg. Plakate zu Spenden, Sammlungen und Kriegsanleihen spielten in dem vor 100 Jahren beginnenden Krieg an der Heimatfront eine große Rolle – auch in Bremen warben lokale Kunstschaffende wie die Grafikerin Magda Koll für die Kriegssammlungen.

Plakative Kunst des Spätmittelalters untersucht Ingrid Weibezahn in ihrem Aufsatz zur einstigen Marienkapelle im Bremer Dom. Diese war offenbar eine frühe Pilgerstätte, deren bis heute teilweise erhaltenes Freskenprogramm erst jetzt mit diesen wichtigen Forschungen analysiert und sinnvoll erklärt werden konnte. Moritz Burgmann stellt einen französischen Reisebericht des späten 17. Jahrhunderts vor. In ihm zieht ein reisender Musikant in Reimform mit Esprit und scharfer Zunge über die Hansestadt her – ein geistreiches Vergnügen. Maria Hermes erinnert an einen frühen Wissenschaftskongress in Bremen, nämlich an die "Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte" von 1844 in Bremen, von der wichtige Impulse in Forschung und Wissenschaft in Bremen ausgingen. Das letzte Aufblühen von Kunst und Literatur in Deutschland und Bremen vor dem Ersten Weltkrieg nimmt Gert Sautermeister zum Anlass für einen Blick auf die Kultur- und Geistesgeschichte nicht nur der Hansestadt um 1913.

In der unruhigen politischen Landschaft der Weimarer Republik gehörten uniformierte Verbände von politischen Parteien zum Alltagsbild – so auch in Bremen. Ulrich Schröders Studie "Wir sind kein Kriegerverein, aber wir sind auch kein Debattierclub" schildert erstmals die Geschichte des republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Bremen und Umgegend in den Jahren 1924-1933.

Grafik des Staatsarchiv Bremen
Grafik des Staatsarchiv Bremen

Die Vereinnahmung von Christentum und Kirche für die Zwecke des nationalsozialistischen Regimes ist in Bremen verbunden mit dem Namen des berüchtigten sog. "Landesbischofs" Heinz Weidemann. Seine Biographie erforschte Peter Ulrich unter Heranziehung auch neuerer privater Quellen.

Die Aussöhnung mit Frankreich und die frühen Ideen zu einer europäischen Union und einer Integration Bremens und Deutschlands in ein gesamteuropäisches Vaterland thematisiert Karl-Ludwig Sommer mit einer Arbeit zu den europapolitischen Ideen von Bürgermeister Wilhelm Kaisen.
Ein Kunstwerk als interessante Quelle zur jüngeren Stadtgeschichte stellt Jörn Brinkhus vor. Franz Radziwills bekanntes Gemälde mit dem bunten Gasometer in der Neustadt entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als Quelle zum sog. "Zigeunerlager Warturm" und zu einem bislang nicht bearbeiteten Aspekt der Bremer Stadt- und Sozialgeschichte. Thomas Elsmann hat einen Aufsatz den Bremer Bibliothekarstagen von 1954 und 1977 gewidmet und Wolfgang Walter stellt in einer Miszelle erweiterte Recherchemöglichkeiten zu Segelschiffen im Staatsarchiv Bremen vor.

Natürlich fehlt auch 2014 der Rezensionsteil mit wichtigen Neuerscheinungen zur bremischen Landesgeschichte nicht, weitere Titel und aktuelle Forschungen werden angezeigt. Das Jahrbuch ist beim Staatsarchiv und über den Buchhandel erhältlich.

BREMISCHES JAHRBUCH. Band 93 (2014)
Selbstverlag des Staatsarchivs Bremen. 310 Seiten
Ladenpreis 28.- Euro. ISBN 978-3-925729-74-4

Grafiken: Staatsarchiv