14.03.2003
Im „Bremer Tagebuch“ der Landesbildstelle:
Am Donnerstag (20.3.2003) um 20 Uhr schlägt die Landesbildstelle Bremen, Uhlandstraße 53, wieder ihr „Bremer Tagebuch“ auf. Im Mittelpunkt der 128. Ausgabe des „Bremer Tagebuchs“ stehen Mikrosysteme für den Weltmarkt. Eingeladen wurde Thomas Stärz, Diplom-Ingenieur für Mikrosystemtechnik und einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens microFAB Bremen GmbH. Mit 32 Beschäftigten erwirtschaftete das junge Unternehmen im Jahre 2002 einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro.
Schon seit längerer Zeit beschäftigte sich das Institut für Mikrosensoren, Mikroaktuatoren und Mikrosysteme (IMSAS) an der Universität Bremen damit, immer kleinere Bauteile für unterschiedliche Anwendungen zu entwickeln. Deshalb gründete die Universität Bremen im Jahre 1999 die microFAB Bremen GmbH. Seit 2001 führen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Stärz und Jörn Koblitz das inzwischen vollständig privatisierte Unternehmen und schaffen damit neue Arbeits- und Ausbildungsplätze in Bremen.
Mikrosysteme sind sehr kleine technische Wunderwerke mit einer großen Zukunft. Im Gegensatz zur Mikroelektronik werden in der Mikrosystemtechnologie verschiedene
Mikrotechnologien zu eigenständigen, intelligenten Systemen zusammen gefügt. Mikrosysteme können neben elektronischen Bauteilen auch optische oder mechanische Komponenten enthalten. Ohne Mikrosysteme gäbe es zum Beispiel keine Handys, Computer-Festplatten oder Tintenstrahldrucker. In Kraftfahrzeugen konnten viele Sicherheitselemente wie ABS, Airbag und ESP nur durch das Zusammenspiel von konventioneller Elektronik und neuartigen Mikrosystemen geschaffen werden.
Mikrosysteme werden als Kleinst-Pumpen für die Insulindosierung oder als winzige Laboratorien zur DNA-Analyse eingesetzt. Mikrosysteme, die Licht, Wärme, Bewegung oder Druck mit Hilfe von Sensoren messen und die Messergebnisse dann in elektrische Größen umwandeln, kommen unter anderem in der Automobilindustrie zur Anwendung, in dem sie zum Beispiel Airbags auslösen, Reifendruck und Ölstand kontrollieren oder als Neigungssensoren die Stabilität der Mercedes A-Klasse regeln.
Mikrosysteme sind weit verbreitet in der Mess- und Regeltechnik, der Umwelt- und Medizintechnik, der Unterhaltungs- und Kommunikationstechnik usw. Die Nachfrage
nach Mikrosystemen wächst ständig und seit Mitte der neunziger Jahre verzeichnet die kommerzielle Mikrosystemtechnologie beim Umsatz Wachstumsraten von ca. 20 Prozent jährlich.
In Bremen werden Mikrosysteme von microFAB in speziellen Reinräumen, die sich in einer 900 Quadratmeter großen Produktionshalle der Universität Bremen befinden, gefertigt. Diese Räume sind staubfrei, konstant temperiert und dürfen von den Mitarbeitern nur mit Overalls und Handschuhen, langen weißen Kitteln und Plastikhauben über Kopf und Schuhen betreten werden. Um Verunreinigungen durch die im Reinraum arbeitenden Menschen so gering wie möglich zu halten, wird die gesamte Luft mehrfach gefiltert und von oben nach unten durch die Räume geführt. Der Fußboden und die Schreibtische sind durchlöchert, damit sich ein möglichst gleichmäßiger wirbelfreier Luftstrom ausbildet, um die Verteilung von Staub zu vermeiden.
Das mittelständische Unternehmen microFAB Bremen GmbH ist ein Dienstleister auf dem Gebiet der siliziumbasierten Mikrosystemtechnik und ein weltweiter Lieferant von kundenspezifischen Mikrosystemen. Mit einem breiten Spektrum an Fertigungs-technologien verfügt das Unternehmen über moderne Anlagen und detaillierte Kenntnisse in allen Prozess-Schritten. In zwei Reinräumen produziert das Unternehmen auf eigenen Fertigungslinien Produkte als Prototypen oder in Großserien nach den Qualitätsstandards der DIN EN ISO 9001:2000.
Besonders erfolgreich war das Unternehmen bei der Herstellung von speziellen Druck- und Fluss-Sensoren, Beschleunigungsprozessoren,
Beschleunigungsschaltern und hochempfindlichen Siliziummikrofonchips. Zum Beispiel wird das Unternehmen ab 2003 jährlich mindestens 10 Millionen Silizium-Mikrofone für die dänische Firma SonionMEMS herstellen.
Im Technologiepark Universität Bremen haben sich bisher auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik zwei weitere Unternehmen angesiedelt, die mit microFAB zusammen arbeiten, so dass, falls der Kunde es wünscht, microFAB auch mikrosystem-technische Lösungen aus einer Hand anbieten kann.
Seit 2002 gibt es hier zwei Ausbildungsplätze für Mikrotechnologen. Dieser Ausbildungsgang ist neu in Norddeutschland und deshalb müssen die wenigen Auszubildenden nach Itzehoe fahren, um hier am Blockunterricht in der Berufsschule teilzunehmen. Voraussetzungen für einen Ausbildungsplatz bei microFAB Bremen sind ein sehr guter Realschulabschluss oder das Abitur, naturwissenschaftliche Fachkenntnisse, handwerkliches Geschick und gute Englischkenntnisse.
„Wir arbeiten in einem Wachstumsmarkt und erhalten unsere Aufträge zu je einem Drittel aus der Bundesrepublik Deutschland, aus den europäischen Nachbarländern und aus den USA“, sagt Thomas Stärz. Aber es ist schwer, die richtigen Physiker, Elektrotechniker und Laborfachkräfte mit speziellen Qualifikationen in der Mikrosystemtechnik auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Seit September 2002 arbeitet zwar die erste gelernte Mikrotechnologin Deutschlands bei microFAB in Bremen, aber in 2003 ist immer noch einer der beiden Ausbildungsplätze nicht besetzt.
In Zusammenarbeit mit dem jungen Unternehmen microFAB Bremen GmbH und der Wittheit zu Bremen veranstaltet das „Bremer Tagebuch“ erstmals öffentlich einen Film- und Vortragsabend über „Mikrosysteme für den Weltmarkt“. Eingeladen wurde Thomas Stärz, Dipl.-Ing. für Mikrosystemtechnik. Stärz ist einer der beiden Geschäftsführer und wird den Schwerpunkt seiner Ausführungen auf die Fertigung von Mikrosystemen zum Beispiel für die Automobilindustrie, für Analysen in der Medizin- und Umwelttechnik, für die chemische und pharmazeutische Industrie usw. legen.
Programmfolge:
Mikrosysteme für den Weltmarkt
Eine PowerPoint-Präsentation von Thomas Stärz
Filmbeispiele der microFAB Bremen GmbH in Großbildprojektion
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Programm dauert ca.60 Minuten. Der Eintritt ist frei. Platzreservierungen sind in der Landesbildstelle Bremen unter Telefon (0421) 361-3503 erforderlich